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(c) Banyan Tree

Private Branded Residences sind gefragter denn je

Wohnen
LUXUS WOHNEN

Inselträume sind keine Schäume mehr. Wer es sich leisten kann, setzt heute auf die verlockenden Angebote namhafter Hotelketten und Resorts. Wohnen an weißen Stränden mit Fünf-Sterne-Service und ­Karibikflair ist trotz der vielzitierten Immobilienkrise gefragter denn je. Was steckt dahinter? Ein Blick auf die neuen Wohnparadiese.

Ein sanfter Wind trägt den Duft des Meeres in die offene Lounge, während das üppige Frühstück serviert wird. Herrlich, die morgendliche Sonne, das leise Rauschen der Wellen, der Blick auf den weiten Horizont. Der anbrechende Tag inspiriert zur geistigen Aktivität, doch der Körper fordert noch etwas Ruhe. Perfektes Timing für den Concierge, unaufdringlich und diskret, um kurz die geplante Bootstour zu einem ­besonderen Tauchriff am Nachmittag und das anschießende private Dinner am Strand abzustimmen. Alles gebongt. Kaum da, ist er auch schon wieder weg, sodass die kulinarischen Offenbarungen der Insel weiter verkostet ­werden können. Ehe der Tag dann am Pool inmitten eines Palmenhains seinen Lauf nimmt, werden noch schnell ein paar E-Mails gescheckt und Videocalls erledigt. So geht Business im Paradies.

Neo-Eigenheim mit Fünf-Sterne-Luxus

Was folgt, ist entspannte Auszeit auf der persönlichen Wohlfühlinsel, im Neo-Eigenheim mit Fünf-Sterne-Luxus des anschließenden Resorts, wo Privacy, Genuss und Service perfekt harmonieren. Neue Dimensionen Wohnen in einer Private Branded Residence, in bester Lage, angeschlossen an ein Luxushotel oder eingebettet in die Umgebung eines erstklassigen Resorts, verspricht ein Leben im Rhythmus des Urlaubs. Für viele wird dieses Modell zur Erfüllung eines Wohntraums, bei dem Alltag und Erholung zu einem perfekten Ganzen verschmelzen. Die Branded Residences verbinden die ­Privatsphäre eines exklusiven Eigenheims mit den Annehmlichkeiten eines Luxushotels und kreieren damit eine neue Dimension des Lebensgefühls. Und bisher ungeahnte Sphären und Potenziale eines blühenden Immo­biliengeschäfts. Denn jene, die es sich leisten können, setzen laut diversen Markterhebungen zunehmend auf ein Zuhause, das nicht nur Ort zum Wohnen, sondern auch Zugang zu außergewöhnlichem Service, atemberaubenden Landschaften und einem Hauch von Abenteuer ist – für ein Leben, das sich wie ein ewiger Ausklang anfühlt.

Magie und Magneten

Im Fokus der Investor:innen, Anleger:innen und Immobilienkäufer:innen (in Dubai, in Florida) liegen hier neben internationalen Metropolen zunehmend angesagte Inseln in Übersee sowie exotische Halbinseln mit Karibikfeeling. Genau da ­errichten bekannte Hotelketten und Resorts gebrandete Luxusvillen und -apartments, die selbst höchste Wohnansprüche einer designverwöhnten Klientel erfüllen. Und ebendiese als potenzielle Käufer:innen fast magisch anziehen. Zu den aktuellen Immo-Magneten gehören etwa die neuen privaten Residenzen im »Anantara Desaru Coast Resort« in Malaysia, wo exquisite Drei- und Vier-Zimmer-Strandhäuser sowie Luxusapartments samt privatem Koch und Butler angeboten werden, oder preisgekrönte Eigentumswohnungen im »Cas en Bas Beach Resort« im legendären karibischen Inselstaat St. Lucia, die von der Hotelkette Hyatt verwaltet werden. Von den insgesamt errichteten 90 Ein- und Zwei-Zimmer-Residenzen – einige Einheiten können miteinander verbunden werden – sind nur noch wenige zu haben.

Auf Phuket sind derzeit die »Grand Residences« von Laguna Banyan Tree Limited gefragt, wo eine einzigartige Auswahl an luxuriösen Villen mit drei und fünf Schlafzimmern die Exklusivität des Resorts mit traditionellem thailändischem Charme vereint. Für besonders anspruchsvolle Immobilienkäufer:innen lohnt sich ein Blick auf das Eldorado aller Inselwelten, die Malediven. Den Markt dominiert Soneva mit seinen Private Residences auf Fushi im Baa-Atoll, einem UNESCO-Biosphärenreservat, und Jani im Noonu-Atoll. Im Süd-Malé-Atoll wiederum überzeugen die prachtvollen Villen von »Baccarat Maldives«. Das neue Resort mit 50 privaten Residenzen (zwei bis sieben Schlafzimmer) erstreckt sich auf über fünf miteinander verbundenen ­Inseln, die zusammen eine Fläche von 45 Hektar ergeben. Verwaltet werden die Neodomizile von SH Hotels & Resorts. Den Traum von privatem Inselheim lässt unweit entfernt auch das Fünf-Sterne-Resort »­Zamani Islands« Wirklichkeit werden. Eine exklusive Superyacht-Marina inklusive.

Rein pragmatisch soll dieser Immobiliensektor einen dreifachen Gewinn bieten: »Die Marke profitiert von erhöhter Sichtbarkeit und Prestige, den Entwickler:innen wird ein gewisses Sicherheitsnetz an einer ­exklusiven Adresse geboten, die einen höheren Preis liefert, und die Eigentümer:innen können von einer Investition mit einem höheren ­Wiederverkaufswert profitieren«, bringt die Win-win-win-Szenerie etwa Bernardo Fort-Brescia von Arquitectonica auf den Punkt. Ein wesentlicher Hintergrund für diesen Trend ist auch die Kalkulation der Hoteliers: Das Investment in ein neues Resort oder Hotel geht sich infolge der hohen Baukosten und Kreditzinsen nur noch schwer aus. Eine Neubaukombination aus Hotel und privaten Residenzen lässt sich einfacher finanzieren.

Luxus kostet

Die Rechnung geht auf. Laut Savills Global Residential Development Consultancy ist der gebrandete Wohnsektor in den letzten zehn Jahren um satte 160 Prozent gewachsen und besteht heute aus weltweit rund 700 Projekten. Bis 2030 soll sich das Angebot fast verdoppeln. Doch warum entscheiden sich vermögende Privatpersonen dafür, trotz der Risiken durch Klimaveränderungen, Steueranpassungen oder politische Umbrüche in ein weit entferntes Heim mit hohem Markenaufschlag zu investieren, das sie vielleicht nur ein paar Mal im Jahr besuchen? »Ganz einfach, weil sie es können«, hält Chris Graham, Managing ­Director von Graham Associates, in seinem jüngsten internationalen Branded-Residences-Report fest. Die wesentliche Motivation für die Investition in eine gebrandete ­Residenz reduziert Graham auf zwei Hauptfaktoren: Vertrauen und Bequemlichkeit. »Marken bieten Sicherheit in Bezug auf Qualität, Design, Instandhaltung und Management. Sie geben ein gewisses Maß an Schutz und Komfort gegen Risiken, da die Beteiligung einer angesehenen Brand Vertrauen bei den Käufer:innen schafft.«

Die vielen praktischen Vorteile gebrandeter Eigenheime skizziert Immobilienprofi Gerda Chalupa anhand der neuen privaten Luxusvillen im Resort »One&Only Le Saint Géran« auf Mauritius: eine privilegierte Lage, alle Annehmlichkeiten der Rundumdienstleistungen des Resorts wie Concierge- und Zimmerservice oder Housekeeping, direkter Zugang zum Beach Club und zu allen Einrichtungen des Ferienidylls sowie diverse Vorzugsleistungen etwa in Restaurants oder im Sport- und Freizeitbereich, einzigartiges ­Interiordesign und optionale Teilnahme an einem flexiblen Mietprogramm, das vom Resortmanagement verwaltet wird und das ganze Jahr über Einkommen generiert. »Das Hotel übernimmt dabei sowohl das Marketing als auch die Vermietung und die ­Wartung der Villa.«

Laufende Gebühren

In der umfassenden Marktanalyse von Graham Associates werden von internatio­nalen Immobilienprofis aber auch eventuelle Nachteile von Branded Residences beleuchtet, darunter vor allem die oft hohen Kosten und laufende Gebühren, etwa für die Nutzung der Hoteldienstleistungen und den Erhalt der Immobilie. Diese können über denen eines vergleichbaren Eigenheims liegen. Marc ­Finney von Colliers International: »Der Preisaufschlag für markengebundene Residenzen kann erheblich sein. Sein Umfang hängt von mehreren Faktoren ab, darunter das Marken­image, die Lage, das Design, das Angebot an Dienstleistungen und die Exklusivität des Erlebnisses für die Bewohner:innen.«

Ebenfalls heikel ist die Abhängigkeit vom Hotel­betrieb: Wenn das angeschlossene Hotel zum Beispiel temporär schließt oder sogar insolvent wird, kann dies direkte Auswirkungen auf den Wert und die Funktionalität der Residence haben. Finney: »Die Attraktivität und die Vorteile der Immobilie sind also eng an die Marke und deren Betriebsfähigkeit geknüpft.« Für interessierte Branded-Residences-Käufer:innen heißt das: »Vertrauen ist gut, Kontrolle besser.« Auf jeden Fall aber rechtzeitig vor dem Immobilienerwerb.

Steigende Nachfrage

Wie auch immer: Die international steigende Nachfrage nach Branded Residences ist ein Faktum, sagt Jeff Tisdall, Chief Business Officer von Accor One Living, der branchenweit ersten Plattform, die ausschließlich auf die Integration von Hospitality-Lösungen in Mixed-Use-Immobilien abzielt. Und er stellt fest: »Die Verbindung von ­Privatwohnungen und beliebten Lifestylemarken aus der Hotellerie ist derzeit eines der attraktivsten Immobilienwachstumsfelder weltweit.«

Erschienen in
Ausgabe 02/2024

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Susanna Pikhart
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