Zum Inhalt springen
© Elfie Semotan

Design für die Welt: EEOS feiert 30 Jahre Jubiläum

Wien
Jubiläum

Das Wiener Studio EOOS ist eine der renommiertesten Kreativwerkstätten der Welt. Zudem gilt das Designer-
Trio als Pionier in Sachen Nachhaltigkeit und Social Design. Heuer feiert man 30-jähriges Firmenjubiläum – eine kleine Würdigung. 

Der Anfang klingt irgendwie prosaisch. Martin Bergmann, Gernot Bohmann und Harald Gründl trafen sich in der Warteschlange zur Aufnahmeprüfung an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Alle drei wollten bei Paolo Piva Design studieren. Sie bestanden die Prüfung, wurden Freunde und gründeten nach dem Studium ihre eigene Designfirma: Bergmann, Bohmann, Gründl-Design GmbH. »Dass der Name Blödsinn ist, wussten wir von Anfang an«, sagt Bergmann. Gründl ergänzt: »Aber wir hatten keinen Job und keine Kunden, also war’s egal.«

Ganz egal war es dann doch nicht: Bald wurde das Studio in EOOS umbenannt – frei nach einem der vier mythischen Sonnenpferde, die den Wagen des Helios ziehen. »Die Geschichte ist ein Leitmotiv für uns«, erklärt Gründl. »Zu nah an der Erde verbrennt man, zu weit weg treibt man ins Nichts.« EOOS fand die Balance und heute, 30 Jahre später, zählt man zu den renommiertesten Designstudios weltweit. Verlegerlegende Lars Müller konnte dazu überzeugt werden, einen 400 Seiten starken Band über das kreative Schaffen im EOOS-Kosmos herauszugeben, der die Designansätze und Ansprüche des Trios eindrucksvoll aufschlüsselt. Zwei der Erfolgsprinzipien sind übrigens, dass man von Anfang an auf Internationalität und langjährige Geschäftsbeziehungen setzte. »Das ist so etwas wie das Rückgrat unseres Studios«, so Bohmann.

Trotz harter erster Jahre designt EOOS heute für Unternehmen wie Walter Knoll, Herman Miller oder Carl Hansen & Søn, und über die Jahre heimste man über 200 Awards ein. Darunter 2004 den Compasso d’Oro. »Auf den sind wir besonders stolz«, so Bergmann.

Prost. Für Allessi kreierte das Trio ein assymetrisches Weinglas. »Alberto’s Wineyard« (2009) gilt heute als Klassiker.

© Theresa Bentz

Sitz(t) perfekt. Der Sessel »EOO5« (2015) aus der »Embrace«-Kollektion für Carl Hansen & Søn geht als subtile Skulptur der Gemütlichkeit durch.
carlhansen.com

© Per Knudesen

Wandel und Neuausrichtung

Die Transformation ist ein Prinzip bei EOOS. In den 1990er- und 2000er-Jahren prägte Shopdesign das Unternehmen. Adidas, Armani und andere Weltmarken setzten auf ihre »poetischen Analysen«, um Markenkern und Raumgestaltung in Einklang zu bringen. Aber nach der Finanzkrise 2008 schrumpfte der Markt. »Seit 2010 machen wir keine Shopgestaltung mehr«, so Gründl. »Krisen treffen Design verzögert, aber existenziell wird es, wenn Kunden pleitegehen«, ergänzt Bohmann. Die Antwort? Resilienzstrategien: ein Fokus auf Möbel-, Produkt- und Social Design. »Dass wir zu dritt sind und sowohl in Amerika als auch in Europa arbeiten, hilft«, sagt Gründl. Bergmann ergänzt: »Unsere konservative Strategie hat uns gut durch Krisen gebracht.«

Lichtblick. Dass die Lampe »Artelea« (2023) ein Cradle-to-Cradle-Zertifikat hat, macht die Nachhaltigkeitspioniere von EOOS besonders stolz.
zumtobel.com

Foto beigestellt

Edelfeder. Mit dem formvollendeten Tintenfüller »Ideos« (2020) kommen die guten Einfälle von selber.
lamy.com

© Theresa Bentz

Nachhaltigkeit und Social Design

Heute zählt EOOS sechs Mitarbeiter und gilt als Vorreiter in Nachhaltigkeit und Social Design. Mit EOOS NEXT entstehen nachhaltige Sanitärlösungen, etwa eine Toilette, die Wasser spart und Ressourcen zurückgewinnt. Die Entwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Gates Foundation. Mit »safe tap« wurde zudem eine einfache Möglichkeit zum Händewaschen ohne fließendes Wasser entwickelt. »Social Design funktioniert genau gegenverkehrt zu üblichen Designprozessen – man setzt nämlich beim Konsumenten an und versucht das richtige Produkt zu kreieren. Beim klassischen Möbeldesign etwa kennt man ja den Endkonsumenten«, fasst Bohmann zusammen.   

Nach 30 Jahren nimmt EOOS jedenfalls Tempo raus. Egal ob es dabei um Social oder Industrie-Design geht, denn: »Wann ein Produkt erscheint, ist egal – entscheidend ist, dass es lange existiert«, sagt das Trio. Ein Credo, das nicht nur für ihre Designs, sondern auch für ihre Partnerschaft gilt – von der Warteschlange bis in die Zukunft.

Erschienen in
LIVING 03/2025

Zum Magazin

Manfred Gram
Mehr zum Thema
1 / 12