Anzüge machen Männer: Diese Adressen sollte man sich merken
Die Herrenschneider der Londoner Savile Row verbinden kulturelle Trends mit traditionellem Handwerk und mischen so die englische Bespoke-Szene auf. Aber auch hierzulande gibt es Adressen, die man(n) kennen sollte.
In der Savile Row dreht sich alles um das perfekte Erscheinungsbild des Gentlemans von Welt. Nirgendwo in Europa ist die Dichte an edlen Herrenschneidern so hoch wie hier im Londoner Stadtteil Mayfair. Einer davon ist Dege & Skinner. Im Jahr 1865 gegründet, und somit einer der ältesten durchgehend bestehenden Herrenmaßschneider der Welt, gehört das von zwei britischen Familien geführte Geschäft in Haus Nummer 10 zu den besten Maßschneidern und Hemdenmachern der Straße der Luxusschneider. Einst kleidete man Berühmtheiten wie Winston Churchill ein, heute sind es Bürgerliche ebenso wie Adelige, die sich einen Maßanzug aus dem Hause Dege & Skinner gönnen, unter anderem Prinz Harry, der Meghan Markle sein Jawort in einem militärischen Gehrock made by Dege & Skinner gab. Wer sich einen Anzug des Traditionsschneiders kauft, kauft dabei stets allerfeinste Handarbeit: Rund 60 bis 80 Arbeitsstunden werden für die Herstellung eines dreiteiligen Maßanzugs benötigt, und etwa 40 Stunden werden für einen Maßmantel aufgewendet.
Nicholas De’Ath, Chefschneider des Hauses: »Vom Muster über die Wahl des Stoffes bis hin zu den einzigartigen Details jeder Maßanfertigung ist alles auf den Kunden persönlich zugeschnitten. Das bedeutet, dass wir tatsächlich alles anfertigen können, was gewünscht wird – und wir lieben Herausforderungen!«
Höchste Standards
Die Savile Row ist im Hinblick auf die vielen Herrenschneider lang. Auch Lawton, Anderson & Sheppard (Promi-Kunde ist u. a.Daniel Craig), Davies & Son oder Cad & The Dandy sind einen Besuch wert. Aber auch in Österreich gibt es zahlreiche Schneidermeister, die sich darauf spezialisiert haben, Männer, die Wert auf das perfekte Outfit legen, in feinstes Tuch zu hüllen. In der Salzburger Getreidegasse etwa hat Michael Wanger sein Geschäft. In Kooperation mit Scabal aus Belgien erzeugt er Maßkonfektion nach höchsten Standards – bis hin zur reinen Handarbeit. »Ich nehme nach einem bestimmten System am Kunden Maß und erarbeite gemeinsam mit ihm einen Anzug. Dabei ist nicht alles möglich, und der Kunde soll wissen, warum Kunststoff am Körper in Kombination mit Schwitzen unangenehm zu riechen beginnt und etwa Wolle bei normaler Behandlung das nicht macht.«
»Der Preis ist immer ein Thema«, sagt Wanger, »aber nie ein Hindernis. Aktuell habe ich mindestens 10.000 Stoffe zur Auswahl – neben Scabal auch von Loro Piana, Fox Brothers, Standeven, Escorial, Holland & Sherry, Vieböck oder Thomas Mason.« Der Preis für einen Anzug aus der Salzburger Getreidegasse? Ab rund 2.000 Euro.
Handwerkliche Perfektion
Das Mekka der österreichischen Herrenschneider liegt jedoch in der Wiener Innenstadt. Für Bernhard Niedersüß ist gutes Aussehen sogar Familiensache, denn er ist in der dritten Generation Schneidermeister. Er hat sein Handwerk beim Vater gelernt und ist mit Niedersuesz, ehemals C. M. Frank, in der Annagasse seinen eigenen Weg gegangen. Die handwerkliche Perfektion und das Streben nach höchster Qualität sind für ihn oberstes Prinzip: »Nur, wenn man mit den besten
Materialien und mit der sorgfältigsten Handwerkstechnik arbeitet, kann man zeitlose und einzigartige Kleidungsstücke, in Zusammenarbeit mit dem Kunden, entstehen lassen.« Sein Vater, berichtet Bernhard Niedersüß, hat ihn dessen Stil und Ideale der Handarbeit gelehrt, aber auch von Anfang an darauf bestanden, dass der Sohn seinen eigenen Stil entwickelt: Die feinen Formen der Schulter, des Revers und der Kanten hat er vom Vater übernommen, »aber die Taillenhöhe habe ich aus eigenem Empfinden höher gesetzt, was vielen Kunden, aus meiner Sicht, zu einer schlankeren und im Stil der 30er-Jahre proportionierteren Silhouette verhilft.«
Kein Anzug ohne das perfekte Hemd
Das gilt für Nicolas Venturini. »Ich versuche mein ganzes Leben, auch das private, nach Maß zu leben«, sagt der bekannteste Weißnäher der Hauptstadt. In sein Geschäft Gino Venturini in der Spiegelgasse gehen Buben, die ihr erstes Maßhemd bekommen, ebenso wie Geschäftsleute und Prominente. Nach dem Vermessen wird ein Probehemd gefertigt, wobei auch die Körperhaltung mit einfließt, berichtet Venturini. »Wir haben in unserer Werkstatt über 500 verschiedene Stoffe. Aus mehr als 160 Kragenmodellen und 40 Manschettenformen wird dann alles ans Probehemd angepasst.« Ein Maßhemd kostet rund 250 Euro, wobei Nicolas Venturini ein Motto hat: Neben feinsten Stoffen auch stets beste Dienstleistung zu bieten. »Wir verkaufen zwar ein sehr hochwertiges Produkt, aber keinen Luxus. Wahrer Luxus ist es, gut bedient zu werden.«