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Onsen-Spa: Eine Wohltat für Körper und Geist

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In Japan fließt Mutter Natur vor Gnade nur so über. Denn im laubigen Grund riesiger Wälder von Lärchen, Bambus und Ginkgo, aus tiefen Spalten im Fels der himmelhohen Berge und aus der fett-fruchtbaren Vulkanerde sprudelt das Heilwasser: die Onsen, natürliche heiße Quellen. Genießen kann man sie privat in einem Ryokan, dem traditionellen japanischen Gästehaus. Oder aber man wagt das unvergessliche Abenteuer eines öffentlichen Onsen.

Vor das Badevergnügen haben die Götter (und es gibt ihrer viele in Japan, denn die Shinto-Welt ist wunderbar beseelt: Sie huldigt acht Millionen Göttern und Geistern) das Ritual gesetzt. Dieses macht die Onsen in Japan einmalig – denn heiße Quellen gibt es schließlich auch woanders auf der Welt.

Das beste Onsen-Beispiel? Der Ryokan »Kokuya« im wildromantischen Ort Shibu Onsen ist seit 1625 im Betrieb; Mutter-Sohn-Team Kosuke und Eriko Onezawa leiten das Haus in 17. Generation mit Herz und Hingabe. Shibu Onsen selbst schmiegt sich an einen Steilhang in Nagano; nachts erleuchten flackernde Lichter in Papier­laternen die schmale Gasse, an der dicht gedrängt die uralten hölzernen Gebäude der Gasthäuser liegen. Buchen Sie sich in das traditionelle »Kuon«-Zimmer des Ryokans »Kokuya« ein, samt seinen orange schillernden Koi-Karpfen, Schiebetüren aus Reispapier und einem niedrigen Esstisch mit Sitzkissen, wo köstliche Kaiseki-Küche ­gereicht wird. Die japanische Haute Cuisine ist nichts für schwache Nerven: Manche Zutaten kommen lebendig auf den Tisch. Im »Kuon« vergnügt man sich in einem wunderbaren Freiluft-Onsen, einem der vierzehn privaten Pools des Hauses.

Neun Onsen

Beliebt in Shibu Onsen ist jedoch die Tour durch seine neun öffentlichen Onsen. Ein No-Go: Gäste mit Tätowierungen sind unerwünscht, denn diese lösen in Japan noch immer Unwohlsein aus. Ryokan-­Gästen erlaubt ein Schlüssel den Zugang zu allen Bädern. In einen leichten, Kimonoartigen Baumwoll-Yukata gewandet und auf hölzernen »Geta«-Schuhen dahin klappernd fühlt man sich wie in einem frühen »Star Wars«-Film: Der Bergbach rauscht und Schwefel, Jod und Salpeter würzen die Luft. Jedes der neun Quellbäder hat andere Eigenschaften. Sie versprechen Hilfe gegen zum Beispiel Gicht, Unfruchtbarkeit, Ekzeme, Rückenschmerzen und Augenentzündungen oder tun der Verdauung und den weiblichen Fortpflanzungsorganen gut.

Im Inneren trennt ein Vorhang die Badebereiche farblich nach Geschlechtern ab: Rot für die Frauen, Blau für die Männer. Hier heißt es: Schuhe aus und dann alles aus – im Onsen trägt man Adamskostüm. Es gibt zwei Handtücher, doch erst wird auf einem niedrigen Hocker sitzend geduscht, geschrubbt und shampooniert: Nur wer oder was blitzeblank sauber ist, darf in das Becken. Das gilt auch für das kleinere Handtuch, welches man sich auf den Kopf faltet – Tunken und Tauchen verboten; lange Haare bitte hochstecken. Nun heißt es, sich sein Eckchen suchen und das Wasser auf sich wirken lassen: Herumschwimmen, Schwatzen oder Planschen sind ein Fauxpas.

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Onsen – oft kopiert, nie erreicht und eine wahre Wohltat? Ja: Im Winter treiben selbst Makaken-Affen in den heiß dampfenden natürlichen Becken im nahen Jigokudani-Park. Still und die Augen vor Genuss geschlossen. Wenn sie nicht wissen, was wirklich gut ist, wer dann?

Erschienen in
Ausgabe 04/2024

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