Kurztheater: Ratatat! Bumm, bumm! oder: Karl-Heinz & die letzte Abfahrt (mit Benko-Klonen an den Schneekanonen)
Das BÜHNE-Kurztheater von Charlotte Zorell feiert hier die nächste Print-Premiere. Alle Personen sind erfunden. Es ist nur ein Theaterstück. Alles Fake.

Foto: Petra Rautenstrauch
Hier treffen sie sich: der grantelnde Henrik, seine aperolende Frau, ein nackter Ex-Alles, die Klone eines gescheiterten Immobilienkaisers – und Trump, hustend im Off. Ein Stück über Skifahren, Selbstbetrug und Wohlstandstouris am Frühstücksbuffet, während draußen das Weltklima kollabiert.
Beim Skilift.
Ein Ski fahrender Mann: Diese Scheißsnowboards!
Seine Ski fahrende Frau: Henrik, bitte!
Auf dem Parkplatz.
Der Mann (sich aus seinen Skischuhen quälend, mit blutrotem Kopf, vor Anstrengung um sich speiend): Skifahren ist auch nicht das, was es einmal war!
Im Hotelzimmer.
Der Mann (im Bademantel auf dem Bett lümmelnd, seine Hühneraugen studierend): Die haben die Preise schon wieder angezogen. Da legt man ja bald sein Erstgeborenes drauf!
Seine Frau: Ich gehe jetzt in den Wellnessbereich. Hast du Lust, mich wie ein dich umklammerndes Affenbaby zwischen anderen Männern und den sie umklammernden Affenbaby-Frauen durch das sich aus Körperflüssigkeiten zusammensetzende Thermalwasser zu tragen?
Der Mann: Wo ist mein Nagelknipser? Ich möchte meine Zehennägel im Bett verstreuen, damit du sie später einsammeln kannst!
In einer Après-Ski-Bar.
Der Mann („L’amour toujours“ summend): Denkst du, es gibt einmal ein Attentat auf Trump??
Seine Frau (ihr Teint sich ihrem Aperol angleichend): Henrik! Ich bitte Dich!
Karl-Heinz flitzt durch das Bild, nackig, nur mit einer Swarovski-Halskette bekleidet.
Karl-Heinz (kreischend): Ich bin unschuldig, ich schwöre!
Im Weißen Haus.
Präsident Trump: Hust! Hust! Hust! Fake News! Hust! Hust!
HALT STOPP! WITZE ÜBER DONALD TRUMP UND ELON MUSK SIND SINNLOS!
Beim Abendessen auf der Skihütte.
Die Frau (in ihrem speibfarbigen Spätzleklumpen stochernd): Henrik! Es schneit!
Ihr Mann (mit Bratensaft und Schweiß im Gesicht): Das mit der Erderwärmung, das soll mal einer verstehen, ne?
Seine Frau: Morgen um acht Uhr wird die Piste sein, als würde man auf weißem Gold fahren! (Ihren Mann mit Tränen in den Augen anblickend.) Henrik, ich glaube, ich habe mir heute das Schlüsselbein gebrochen. Es gab einen fürchterlichen Knack, als ich dir nach über einen Huggel hoppelte. Da ist es mir entzweigesprungen. Ich kann den rechten Arm schon nicht mehr heben. (Streckt ihm die linke Hand entgegen, um seine rechte zu ergreifen.) Ich wollte dich heute nicht damit belasten. Lass uns morgen beim Frühstücksbuffet darüber sprechen.
Beide blicken aus dem Fenster, glückselig. Der Schnee wirbelt in dichten weißen Flocken. Nicht im Bild: Schneekanonen, welche diesen auf das urige Tiroler Skiörtchen abfeuern. Hinter jeder Kanone ein sie bedienender René-Benko-Klon.
Die René-Benko-Klone (hinter den Schneekanonen): Peng, peng, peng! Ratatat! Bumm, bumm!
Karl-Heinz flitzt durch das Bild, nackig, nur mit Glitzerglas-Ohrringen bekleidet.
Karl-Heinz (kreischend): Ich bin unschuldig, ich schwöre!
Karl-Heinz wird von einer heftigen Lawine aus dem kriegslüsternen Geballer der Benko-Schneekanonen überrollt. In den behaglichen Hütten des Tiroler Skiörtchens seufzen ein paar zu junge, zu intelligente und zu schöne Skinarren selig auf. Der DJ spielt „Hulapalu“.
Abblende.