Was waren Ihre allerersten Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie Trägerin des Albin-Skoda-Rings sein werden?

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Freude und Stress. Freude, weil ich den Ring von Sven-Eric Bechtolf, einem geliebten und sehr geschätzten Kollegen, erhalte. Stress, weil man bei solch hoher Auszeichnung doch denken muss: „Oh Gott, bin ich würdig genug?“

Sie sind die erste Frau, die den Ring erhält. Ein wichtiges Signal in Sachen Gleichberechtigung?

Bestimmt ist es das! Aber man hätte auch ein weibliches Pendant dazu erfinden können. 

Albin Skodas Witwe stiftete den Ring „für den besten Sprecher unter den Schauspielern des deutschsprachigen Raums“. Wie würden Sie den Stellenwert des Sprechens als Handwerk und künstlerisches Ausdrucksmittel heute bewerten?

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Ich kann diesen Stellenwert nur für mich selbst beantworten: Mir ist es wichtig, auf der Bühne akustisch verstanden zu werden. Ich selbst will ja auch die Schauspieler auf der Bühne verstehen. Das ist die Grundvoraussetzung für alle möglichen Modulationen, Farben, Töne und Zwischentöne, für die ich immer sehr dankbar bin, wenn ich sie hören darf. Gustav Mahler sagte „Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Das verhält sich für mich ähnlich in der Schauspielerei.

Sartre war ein Jugendidol von mir, vor allem in philosophischer Hinsicht."

Regina Fritsch

Ab 19. Februar werden Sie gemeinsam mit Christoph Luser, Dörte Lyssewski und Tobias Moretti in „Geschlossene Gesellschaft“ zu sehen sein. Was verbinden Sie mit dem Stück von Sartre?

Ehrlich gesagt verbinde ich momentan überwiegend Skepsis. Sartre war ein Jugendidol von mir, vor allem in philosophischer Hinsicht. Als Schauspielerin empfinde ich seine Figuren jedoch platt und reizarm, es ist nicht einfach, sie zu beleben und ins Heute zu holen. Ich spreche da besonders über meine Figur, Estelle, mit der ich mich sehr plage, da ich ganz und gar keine Idealbesetzung dafür bin und obendrein viel zu alt. Das alles zu adaptieren und trotzdem glaubwürdig zu vertreten stellt eine große Herausforderung dar, von der ich noch nicht weiß, ob sie gelingen kann.

4 Fragen an Regina Fritsch
Florian Teichtmeister, Regina Fritsch, Mavie Hörbiger und Tim Werths in „Bunbury".

Foto: Susanne Hassler-Smith

Zur Person: Regina Fritsch

Regina Fritsch, 1964 in Niederösterreich geboren, absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Schauspielschule Krauss in Wien. Die Kammerschauspielerin ist seit 1985 fixes Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters und seit 2015 auch Trägerin des Alma-Seidler Ringes, dem weiblichen Gegenstück zum Iffland-Ring. Neben ihrer Bühnentätigkeit wirkt Regina Fritsch in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen mit. Sie erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2008 den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin“. Für das Theater wünscht sie sich, dass es unangepasst bleibt und nie nach der Mode geht. 

Zum Spielplan des Wiener Burgtheaters