Was macht eigentlich Roberto Lazzeroni?
Roberto Lazzeroni vereint weiche Linien, edle Materialien und Sinnlichkeit zu Designs, die berühren. Mit 75 Jahren bleibt der italienische Meister visionär und zeigt: Gutes Design ist nachhaltig, erzählt Geschichten und ist dabei elegant und zukunftsfähig zugleich.
Behauptet jemand, dass Roberto Lazzeroni ein Meister eleganter Linienführung ist, gibt es daran nichts zu rütteln. Der Italiener, der heuer 75 Jahre alt wird, schafft es wie kaum ein zweiter, eine weiche Formensprache zu finden, und sie dann mit raffinierten Materialien und geschmackvollen Farben zu Designs von zeitloser Schönheit zu verbinden. Das trifft nahezu immer den Geschmack der Zeitgenoss:innen. Dabei beherrscht Lazzeroni die große Kunst, seine ruhigen, eleganten Entwürfe niemals in Richtung Langeweile und Fadesse abbiegen zu lassen. Ästhetik, auch im Sinne von Selbstschutz, wie der Meister einmal ironisch bemerkte: »Ich mag kein Design, das vulgär und zu luxuriös ist. Ich mag keine schlechten Dinge, weil ich es nicht mag, deprimiert zu sein.«
Was in seinem Studio in Pisa entsteht, ist aber nicht nur auf der Höhe der Zeit und immer auch wunderschön anzusehen, sondern irgendwie auch für die Ewigkeit gestaltet. Dabei werden alle Sinne angesprochen: »Ich lege immer großen Wert darauf, dass ein Objekt sinnlich wird, dass man es nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Händen genießen kann«, erklärte er vor zwei Jahren in einem Interview mit Falstaff LIVING.
Lazzeroni, der in den 1970er-Jahren in Florenz Kunst und Architektur studiert hat, legte in den 1980er-Jahren dann seinen Fokus auf Interior- und Produktdesign. Vor allem als Innenarchitekt sorgte er damals für Furore. Wenn es darum ging, Räume elegant und funktional zu gestalten, war Lazzeroni gefragt. Zu dieser Zeit begannen auch seine ersten Kooperationen mit renommierten Italo-Unternehmen wie Poltrona Frau, Giorgetti oder Ceccotti Collezioni.

1986: Ein Traum. Fast 40 Jahre hat der Sessel »Hypnos« mittlerweile auf dem Buckel. Seine an Sinuskurven erinnernde Linienführung fasziniert aber immer noch.
Zu haben u. a. bei: shopmohd.com

1990: Ansichtssache. Die Arbeit »Large Flower« ist vielschichtig und geht sowohl als Ottomane wie auch als Sofa durch. Zentral dabei ist aber immer die integrierte Vase aus Murano-Glas.
ceccotticollezioni.it

1994: Faszinierend. Lazzeroni hat Witz. »Star Trek« nannte er diesen Stuhl, bei dem er sich sichtlich vom Mobiliar des Raumschiffs Enterprise inspirieren ließ. Gibt es bei miliashop.com
Foto beigestellt
2016: Sofabohne. Organisch geformte Couch in Bohnenform, die auf den Namen »Janette« hört. Kann man machen.
baxter.it
Zukunftsfit
Für den Output, den Lazzeroni lieferte, der dabei meistens auf natürliche Materialien wie Holz, Leder und Stein zurückgreift, war mit »sentimentalem Design« schon bald ein passender Begriff gefunden. Der Begriff beschreibt Lazzeronis Stil, also diese Verbindung aus Vergangenheit und Gegenwart in Kombination mit subtilen Details, organischen Formen und hochwertigen Materialien, perfekt. Oder wie es Lazzeroni einmal lakonisch zusammenfasste: »Weiche Linien, raffinierte Materialien, schöne Farben jenseits der Trends.« Fragt man nach, geht er aber auch gerne ins Detail: »Holz ist mein Lieblingsmaterial. Es ist zeitlos, sehr vielseitig und kann auf viele Arten verwendet werden; die Menschheit nutzt dieses Material schon seit langer Zeit. Die Farbe, die ich am meisten liebe, ist übrigens Schwarz. Sie passt gut zu allem.«
Ob mit Holz, Schwarz oder schnörkelloser Softness – Lazzeroni löst mit seinen Entwürfen Emotionen aus und zeigt so, dass gutes Design vor allem dann gut ist, wenn neben Gefühlen auch Geschichten transportiert werden. Wer also mag, darf den Italiener ruhig als zukunftsorientierten Nostalgiker bezeichnen, der sich als graue Eminenz nach wie vor Gedanken um die Welt und wie wir sie hinterlassen, macht: »In einer Zeit wie dieser, sollten sich Designer neu erfinden, um relevante Produkte zu schaffen. Nachhaltigkeit ist heute aufgrund des Klimawandels von grundlegender Bedeutung. Hersteller, die Möbel und Objekte produzieren, haben eine große Verantwortung und sollten Materialien verwenden, die recycelbar und wiederverwendbar sind, damit sie viele Jahre lang halten.«

2019: Krisensicher. Der Schreibtisch »Wall Street« verfügt u. a. über eine Tischplatte aus Rinds-leder. Design, das jeden Börsencrash überdauert.
visionnaire-home.com

2020: Leicht schräg. Das »Icosofà Chaiselongue« kitzelt die Nerven seiner Betrachter mit gewitzt eingesetzter Asymmetrie. Entspannung unter Kultverdacht.
ceccotticollezioni.it

2022: Nordisch. Für Giorgetti wurde dieser Paravent entworfen, der mit seinen bogenförmigen Elementen aus Leder von Nordlichtern inspiriert ist und deswegen »Borealis« heißt.
giorgettimeda.com

2024: Blumenkraft. Mit der »Steel Flower« ahmt Lazzeroni mit 64 gebogenen Edelstahldrähten das Aussehen einer Blume nach.
ceccotticollezioni.it