OLYMPIA 2024 IN PARIS: GRÜNES SPORT-EVENT DER SUPERLATIVE
Recycling statt Bombast, Bäume statt Beton und sauberes Wasser statt Megaprojekte. Paris macht die Olympischen Spiele 2024 zu den grünsten aller Zeiten, und das mit Konsequenz und Stil.
Erinnern Sie sich noch an das Vogelnest oder an den Arcelor Mittal Orbit? Vermutlich nur nach längerem Nachdenken. Ersteres war der Spitzname des Olympiastadions in Peking 2008 mit seinen wilden Betonbändern, Zweiteres die seltsame rote Stahlskulptur auf dem Londoner Olympiagelände 2012. Beide sorgten kurz für Aufsehen, dann hörte man nicht mehr viel davon. So war es meistens, wenn die Olympia-Karawane in einer Stadt Station machte: spektakuläre Bauprojekte, die danach zu Altlasten wurden.
Spannung und Drama
Wenn am 26. Juli die Olympischen Spiele 2024 in Paris eröffnet werden, wird man lange suchen müssen, um solche »weißen Elefanten« zu finden. Denn die französische Hauptstadt hat sich zum Ziel gesetzt, die nachhaltigsten und klimagerechtesten Spiele des 21.Jahrhunderts auszurichten. Das heißt vor allem: Am besten gar nichts Neues bauen, sondern das verwenden, was man hat. Das ist nicht wenig, immerhin handelt es sich um Paris. Hier gibt es Monumentales und Bombastisches en masse, hier gibt es Plätze voller Spannung und Dramatik.
Also macht man einfach die Stadt zur Bühne. Der Eiffelturm und das Schloss Versailles werden für zwei Wochen zu Sportstätten, auf dem Place de la Concorde wird um BMX und Skateboard-Medaillen gefahren. Das ambitionierteste und mit 1,4 Milliarden Euro auch teuerste Projekt ist der Plan Baignade: Die Seine wird dafür so gründlich von Abwässern gereinigt, dass man in ihr schwimmen kann. Nicht nur während der Spiele, sondern auch danach. Das passt ins langfristige Konzept von Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die in Paris 200.000 Bäume pflanzen lässt und das Seine-Ufer bereits teilweise vom Autoverkehr befreit hat: Den Badestrand gibt es quasi schon, jetzt muss nur noch das Wasser mitspielen. Auch der Plan Vélo, der bereits weit fortgeschrittene Ausbau des Radwegenetzes, wird mit Olympia kurzgeschlossen, sodass man per Rad vom Bogenschießen zum Dressurreiten fahren kann.
ALLES FÜR DIE LEGACY
So ganz ohne architektonische Neuzugänge funktioniert es natürlich nicht, aber diese umfassen nur fünf Prozent aller Austragungsorte. Und auch sie werden zu Symbolen des nachhaltigen Bauens: Das Schwimmzentrum mit seinem schwungvollen Dach wurde als Holzkonstruktion errichtet, die Innenausstattung ist aus recycelten Bauteilen und obendrauf gibt es die größte Photovoltaikfläche Frankreichs. Nach dem Ende der Spiele wird es zum Hallenbad für die Bewohner:innen des Vororts Saint-Denis. Auch das Olympische Dorf wurde im Hinblick auf die »legacy«, also das Danach, konzipiert. Es entstand auf einem alten Industrieareal im Nordwesten und soll danach ein sozial durchmischtes neues Stadtviertel werden. Noch läuft der Countdown, doch man kann jetzt schon ahnen, dass der Stolz auf das, was man schon hat, nicht die schlechteste Grundlage für das größte Sportereignis der Welt ist. Es wird ganz sicher extraordinaire!