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(c) LVMH Instagram

OLYMPIA PARIS 2024: LVMH ALS BIG PLAYER DER SOMMERSPIELE

Sport
Paris

Sport und Fashion sind nicht erst seit der Superbowl und Michael Jordan x Nike eine umsatztreibende Verbindung. Mit einem Mega-Sponsoringdeal katapultierte sich die LVMH-Inhaber-Familie Arnault zum unangefochtenen Gastgeber der Sommerspiele in Paris und baut das Engagement sowie den Einfluss des Luxuskonglomerats im Bereich Sport weiter aus.

Titelbild (vlnr.): Antoine Arnault, Bernard Arnault und Paris 2024 Präsident Tony Estanguet verlautbarten im Juli 2023 eine umfangreiche Zusammenarbeit zwischen den olympischen Sommerspielen und dem LVMH-Konzern.

Die olympischen Sommerspiele in Paris stehen bevor. Das olympische Feuer ist in Frankreich eingetroffen und die Vorfreude auf das sportliche Mega-Event steigt. Am 26. Juli werde Paris 2024 mit der bisher größten Eröffnungszeremonie in der Geschichte der Spiele ihren Anfang nehmen, so die Veranstalter. Die Seine werde mit Boten geflutet und halb Paris ein rauschendes Fest mit 600.000 erwarteten Zuschauer:innen feiern. In den derzeitigen innenpolitischen Wirren Frankreichs mutiert ein Unternehmerclan immer mehr zur Gastgeber-Familie von Paris 2024: die Arnaults. Die Familie ist zu 48 % Eigentümer des Luxuskonglomerats LVMH, der mit rund 400 Milliarden Euro als die wertvollste Marke Europas gilt. Nicht darin enthalten sind diverse private Investitionen der Arnaults, wie unlängst die millionenschwere Beteiligung von Familienoberhaupt Bernard Arnault in die Cartier-Muttergesellschaft Richemont. Der Firmnegründer gilt mit einem kolportierten Privatvermögen von rund 200 Milliarden Euro als reichster Mann der Welt. Geprotzt wird hingegen nicht, Bernard Arnault legt wert auf maximale Privatheit und Diskretion. Vielmehr glänzt der Imperiumsgründer mit umsatzbringenden Taten.

LVMH als Premiumpartner von Paris 2024

Bereits ein Jahr vor Beginn der Spiele, am 26. Juli 2023, wurde verlautbart, dass LVMH Premiumpartner von Paris 2024 und der Paraolympischen Spiele sein werde. Teil des Deals sollen neben kolportierten 150 Millionen Euro an Sponsoringgeldern zahlreiche weitere Aktivitäten sein. Man wolle den Handwerkern des Konzerns ermöglichen, ihre Kreativität und das französische Know-How in Schlüsselmomenten der Sportfeier ins Zentrum zu stellen, sagte Antoine Arnault, der älteste Sohn des Gründers und Kommunikations- sowie Nachhlatigkeitsbeauftragter der Gruppe. Die Schmuck Maison Chaumet werde die olympischen und paralympischen Medaillen entwerfen, Moët Hennessy werde das Premiumsortiment in die Hospitality-Programme von Paris 2024 einbringen, Kosmetikriese Sepohora war bereits im Vorfeld der Spiele der offizieller Partner des olympischen Fackellaufs, der das olympische Feuer auf einer Strecke von 12.000 Kilometer und in etlichen Etappen vom griechischen Olympia ins Herz der Seinemetropole brachte. Auch weitere Häuser, wie Dior, Berluti und natürlich allen voran Louis Vuitton würden ihren Anteil leisten, hieß es. Weiters würden einzelne Athleten, wie der dreifache Schwimmweltmeister Léon Marchand, direkt unterstützt. Außerdem eröffne man 1.000 Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 25 Jahren, die bei der französischen Volkshilfe gemeldet sind, den Zugang zu Sport. In Summe eine öffentlichkeitswirksame wie generöse Geste des Konzerns. Doch welche Strategie steckt dahinter?

 

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Vor genau einem Jahr vor Beginn der Pariser Spiele verkündete Antoine Arnault, ältester Sohn des Firmengründers, die Premiumpartnerschaft.

Sport als inklusiver Sympathieträger und Alternative zu uber-chic

Luxus hat es derzeit schwer. Plakative Logos weichen weltweit immer mehr dem »quiet-luxury«-Chic und Nischenprodukten aus kleinen Manufakturen. Weltweit hohe Inflationen und diverse Wirtschaftskrisen, allen voran in China, dämpfen die Konsumfreudigkeit im Premiumsegment. Nach einem Rekordgewinn der LVMH-Gruppe von  86,2 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2023 scheint nun der Slow-Down im ersten Quartal voll angekommen. LVMH verzeichnete lediglich 2% Umsatzsteigerung. Beim größten Konkurrenten Kering, unter dessen Dach Marken wie Gucci und YSL firmieren, sieht es noch trüber aus, hier wurde ein 10%-iger Umsatzrückgang im ersten Quartal eingefahren. Sportmarketing, vor allem im Breitensport, kommt hier wie gerufen. Diese Sportarten stehen nicht für elitäre, hermetisch abgeriegelte Biotope, sondern gelten als soziale, sympathische Großereignisse, in denen ein stark verbindendes Element - die Leidenschaft für Sport - im Zentrum steht, das in zusehends gespaltenen Gesellschaften ein werbewirksames Umfeld bietet. Der inklusive Aspekt  scheint derzeit vielmehr Sehnsüchte zu triggern, als uber-Chicness und Exklusivität. Weiters ist die Ära der Supermodels lange vorüber, die Konsument:innen verlangen zusehends nach Authentizität und echten Menschen. LVMH verflogt daher schon seit mehreren Jahren eine Intensivierung seiner Präsenz im Breitensportsektor. Bereits 2012 ließen sich Box-Legende Muhammad Ali, Schwimmstar Michael Phelps und die Kunstturnerin Larisa Latynina für die Luxusmarke Louis Vuitton von Star-Fotografin Annie Leibovitz in einer groß angelegten Kampagne ablichten. Bei der Fußball-WM in Moskau 2018, bei dem sich Frankreich gegen Kroatien durchsetze, wurde die Trophäe von Antoine Arnaults Ehefrau, dem russischen Supermodel Natalia Vodianova, in einem Louis Vuitton Medaillen-Koffer ins Stadion gebracht. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gingen 2022 schachspielend auf einem LV-Gepäcksstück im Netz viral, ebenso die einstigen Konkurrenten Roger Federer und Rafael Nadal, die mit Logorucksäcken und -koffern, ihren gegenseitigen Respekt füreinander betonend, sich auf eine gemeinsame Bergtour begaben. Der Zeitpunkt im Frühjahr 2024 kurz vor dem Start der French Open in diesem Jahr war freilich auf den Punkt getimet. In den USA wurde NBA-Star Victor Wembanyama zum Markenbotschafter von Louis Vuitton ernannt und Tennis-Ass Carlos Alacaraz (LIVING  berichtete) griff gar selber in die Kreativkiste. Sport sells und das auf maximal sympathische Art und Weise. Das weiß freilich auch das Management des französischen Luxuskonglomerats.

Paris 2024 als Werbefläche für LVMH

Neben den bereits oben erwähnten Engagement der Gruppe, werden immer weitere Details zum Sponsoringdeal bekannt. So kündigte LVMH unlängst zahlreiche Beiträge zur Eröffnungszeremonie am 26. Juli an. Details wurden bisher keine genannt. Die ehemalige Chefredakteurin der französischen Vogue, Carine Roitfeld, designt unter dem Dach von Berluti für die Feier Smokings für die französischen Athlet:innen. Im Atelier von Louis Vuitton werden derzeit die Koffer für die olympischen Medaillen fertiggestellt. Weiters wurde bekannt, dass am Vorabend der Eröffnungszeremonie in der von Frank Gehry entworfenen Fondation Louis Vuitton eine starbesetzte Willkommensparty steigen wird. Zum »Prelude to the Olympics« laden Bernard Arnault, Comcast NBCUniversal Chairman und CEO Brian Roberts, Popstar und Louis Vuitton Men's Creative Director Pharrell Williams sowie Vogue-Chefin Anna Wintour ein. Als Co-Hosts fungieren Stars wie Charlize Theron, Serena Williamas, Rosalía und Omar Sy. Zahlreiche Promis, Künstler:innen und Athlet:innen werden erwartet. Sternekoch Jean Imbert sorgt für die Verköstigung der Gäste. Mag der französische Präsident derzeit innenpolitisch straucheln, Bernard Arnault und sein Clan springen als Gastgeber der Sommerspiele 2024 derweil souverän ein.

 

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Berluti verkündete, dass sie voller Stolz die Fahnenträger des Olympischen und Paralympischen Teams Frankreichs, Mélina Robert-Michon, Florent Manaudou, Nantenin Keïta und Alexis Hanquinquant für die Eröffnungsfeier von Paris 2024 einkleiden.

Verena Schweiger
Verena Schweiger
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