My City: Boston

Boston,

so könnte man sagen, ist eine der ­ältesten und zugleich jüngsten Städte der USA. Hier spielten sich im 18. Jahrhundert wesentliche ­Kapitel der Gründungshistorie und des Unabhängigkeitskrieges ab, und im angrenzenden ­Cambridge wird heute an den Elitehochschulen von Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) an der Zukunft geforscht.

Dieses Neben­einander der Zeitalter spiegelt sich auch in der Architektur der Stadt. Das weiß auch die Architektin Mary Anne Ocampo, die sich als Planerin feinfühlig der Identität der Stadt nähert und als Professorin am MIT deren ­mögliche Zukunft untersucht. »Es ist vor allem der intensive Bezug zum Wasser, der die Form und die Architektur von Boston prägt«, sagt sie. Denn die Bucht mit ihren vielen Verästelungen ist hier fast überall spürbar. Die lange Historie der Stadt hat zudem ein vielschichtiges Gewebe erzeugt, das den Stadtvierteln einen fast europäisch anmutenden unverwechselbaren Charakter verleiht. »Die Vermischung von Alt und Neu erzeugt wunderbare und diverse Arten, die Stadt und ihre Straßen, Plätze und Parks zu erleben«, sagt Ocampo. »Die vielen Institutionen für Kultur und Wissenschaft tragen zu diesem Reichtum an Erfahrungen bei.« Kein Wunder, dass sich auch Museen unter ihren Lieblingsbauten finden – wie das ikonische ICA, das ­einem lange heruntergekommenen Hafengebiet im Süden von Downtown neues Leben inji­zierte – und natürlich das von Beginn an so geliebte wie umstrittene brutalistische Beton­gebirge der Boston City Hall.