Küche von Margarete Schütte-Lihotzky rekonstruiert
Margarete Schütte-Lihotzky war eine der ersten weiblichen Architekt:innen des Landes und eine bedeutende Gestalt der österreichischen Architekturlandschaft. Mit dem Raum Küche verbindet sie eine besondere Genese, gilt Schütte-Lihotzky doch als Urheberin der »Frankfurter Küche. In ihrem Wohnmuseum in Wien wurde nun ihre eigene Küche originalgetreu rekonstruiert.
Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) war ein fortschrittlicher wie umtriebiger Geist: Als eine der ersten Frauen in Österreich absolvierte sie das Studium der Architektur. Später arbeitete sie höchst erfolgreich im In- und Ausland. Insbesondere auch im sozialen Wohnbau in Wien war Margarete Schütte-Lihotzky maßgeblich involviert. Sie plante Kindergärten, Schulen, aber auch Wohnungen für berufstätige Frauen. Die sozialpolitische Komponente der Architektur lag ihr zeitlebens besonders am Herzen.
Die Küche: der Wohnraum, der sie bekannt machte
Internationale Bekanntheit erlangte Margarete Schütte-Lihotzky vor allem mit der von ihr ersonnenen »Frankfurter Küche« (1926), dem Urtyp der klassischen Einbauküche. Bis heute stehen Exponate davon in bedeutenden öffentlichen Sammlungen auf der ganzen Welt. Nun wurde ihre persönliche Küche in ihrer Wiener Wohnung in der Franzensgasse Nummer 16 im fünften Wiener Gemeindebezirk originalgetreu rekonstruiert. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2000 nutzte Schütte-Lihotzky diese, danach wurde die Wohnung jedoch rund 20 Jahre von einer Nachmieterin bewohnt. Erst seit 2021 ist ihr Lebensraum in Wien Margareten unter Denkmalschutz gestellt, seit 2022 ist das »Margarete Schütte-Lihotzky Zentrum/MSL« der Öffentlichkeit zugänglich - LIVING berichtet über das Wohnmuseum - und gilt als Anziehungspunkt für internationale Architekturliebhaber:innen. Schrittweise wird seit der Übernahme durch den MSL Club der Originalzustand der Wohnräume wieder hergestellt. Die Rekonstruktion der Küche ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf diesem Weg und passierte vor allem an Hand von privatem Fotomaterial.
Die Durchreiche als emblematische Komponente
Privat wohnte Schütte-Lihotzky in keiner »Frankfurter Küche«. In der soeben rekonstruierte Küche in der Franzensgasse sind jedoch Komponenten davon erkennbar. Die Architektin erreichte mit 103 Jahren ein hohes Lebensalter, dies ist auch dem Arrangement der Küche anzumerken. Denn viele Tätigkeiten können im Sitzen verrichtet werden. Besonders typisch für Schütte-Lihotzky ist die Funktionalität ihrer Entwürfe. Kurze Wege sind stets ein Teil davon. Emblematisch für Schütte-Lihotzky ist die notorische Küchendurchreiche. In ihrer Wohnung wurde sowohl in Richtung Terrasse, als auch ins Esszimmer eine solche geschaffen. Das Küchenfenster zur Terrasse wurde, entsprechend den originalen Fernstern der 1960er Jahre, als Holzrahmen mit Schiebegläsern in zwei Ebenen wiederhergestellt und die Durchreiche zum Esszimmer erstrahlt nun in ihrer originalgetreuen Gestaltung.
Aufwendige Detailsuche
Die Wiener Architektin Renate Allmayer-Beck kannte Maragarete Schütte-Lihotzky persönlich und war oftmals bei ihr in der Wohnung in der Franzensgasse. Das bei der Rekonstruktion verwendete Bildmaterial stammt teilsweise aus ihrem Besitz. Nun war Allmayer-Beck über ihr Planungsbüro mobimenti auch in die Wiederherstellung der Küche in deren Originalzustand involviert. Dafür war eine intensive internationale Suche nach vergleichbaren Originalgeräten und -ausstattung nötig, die größtenteils erfolgreich verlief. Finanziert wurde das Vorhaben mit Fördermitteln der Stadt Wien und des Bundesdenkmalamtes sowie durch private Spender. Mitunter werden am »Tag des Denkmals«, am 29. September Führungen im Wohnmuseum vorgenommen.
Margarete Schütte-Lihotzky Zentrum
Franzensgasse 16/40
schuette-lihotzky.at