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Vera Hartmann zu Gast beim Hella Architektur Club (c) Martin Lusser

Hella Architektur Club: Mit bunten Ideen in die Wohnzukunft

Architektur

 »Das Leben ist bunt und vielfältig«, meint Vera Hartmann, Partnerin beim Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton. Darum müsse die Architektur es auch sein, ist sie überzeugt und präsentiert unterschiedliche Wohnentwürfe.

Die Zeiten sind für Architekt:innen nicht so leicht – aber an ihnen liegt es zukunftsfitten Wohnraum zu gestalten. Wie das gehen kann, zeigte Vera Hartmann beim HELLA Architektur Club im November mit ganz unterschiedlichen Praxis-Beispielen.

Holz aus der Umgebung

Beim Mannheimer Wohnquartier Franklin Village finden sich beispielsweise Wohnmöglichkeiten für alle Geldbeutel. Das ehemalige Militärareal wurde in einen Stadtteil für 10.000 Menschen umgewandelt, der Entwurf von Sauerbruch Hutton legt besonderen Wert auf soziale Durchmischung und Zielgruppenvielfalt. Vier Neubauten mit unterschiedlichen Wohntypologien – von Clusterwohnungen über klassische Familienwohnungen bis hin zu kleinen Apartments – gruppieren sich um einen gemeinsamen Innenhof. Laubengänge erschließen die Wohnungen und schaffen zugleich breite Terrassen und Begegnungszonen. Der bevorzugte Baustoff: zertifiziertes Holz, das nicht weit reisen musste.

Alter Plan gilt immer noch

Das Hochhaus am Alexanderplatz in Berlin wird gerade gebaut. Es ist ein Beispiel für urbane Nachverdichtung. Im Sockelbau entsteht rund 11.000 m2 Wohnfläche, der Turm wird Büros beherbergen. Obwohl ein Baukörper, scheint der Tower in der Mitte vertikal geteilt zu sein. Warum? »Damit er filigraner wirkt«, erzählt Hartmann und verweist auf einen alten, aber nach wir vor gültigen Hochhausplan für das Areal. Auch damit müssen die ArchitektInnen umgehen. Unsicher ist noch, ob PV-Module an der Fassade des Turms angebracht werden können, der Wunsch von Sauerbruch Hutton wäre es jedenfalls, dann könnte ein Teil des Energiebedarfs selbst gedeckt werden. Geothermie sowie Grauwasserwärme sind jedenfalls schon fix.

 

 

Telekom-Ruine wird aufgepeppt

Während in Berlin neu gebaut wird, ragt in Konstanz schon lange ein Betonklotz mitten aus der Stadt. Das ehemalige Telekom-Bürogebäude wird nun in Wohnungen umgewandelt, und Sauerbruch Hutton hat nachgerechnet: es sei deutlich nachhaltiger den Stahlbetonkern zu erhalten, da die darin enthaltene graue Energie weiter genutzt werden kann. Die Fassade des Hochhauses erhält durch farbige Loggien eine lebendige Anmutung und sie erweitern jede Wohnung um einen individuell nutzbaren Außenraum. Dank faltbarer Verglasungen können sie auch als Wintergärten genutzt werden.

Was sind Wichen?

Noch ein anderes Beispiel für Wohnraum, wieder ganz anders: Das Stöckach Areal in Stuttgart. Der Clou hier ist, das der Entwurf das Motiv der Stuttgarter Bauwiche aufgreift. Dabei handelt es sich um den historisch vorgegebenen Zwischenraum zweier Gebäude, ursprünglich zum Brandschutz und zur Durchlüftung der Stadt gedacht. Die ArchitektInnen haben diese Wichen nun neu definiert, sie fungieren als Schnittstelle zwischen Innen und Außen sowie Privat und Öffentlich und dienen als Werkstatt, Waschsalon oder Pop-Up-Store für sozialen Austausch. Fazit: Das eine Konzept als Antwort auf die Herausforderungen am Wohnungsmarkt gibt es nicht. Die Vielfalt macht’s!

Das Büro Sauerbruch Hutton hat rund 120 MitarbeiterInnen und hat sich stark dem ökologischen Bauern verschrieben. 80 Prozent der von ihm geplanten Gebäude sind aus Holz. Außerdem arbeitet das Büro auffällig gerne mit Farbenpsychologie.

Heimo Rollett
Heimo Rollett
Print-Redakteur
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