Das sind die schönsten Seehäuser
Der inszenierte Ausblick auf die Wellen, das große Panorama von der Terrasse, das Badehaus als Tempel. Das Wohnen am Wasser bietet endlose Inspirationen. Eine Rundreise zu den lässigsten Seegrundstücken von Pörtschach bis Kanada.
Titelbild: Japan in den Alpen: Ein Grundstück am Zeller See war für Steiner Architecture der Anlass, sich mit elementaren Dingen auseinanderzusetzen. Das Ergebnis: eine fast asiatisch wirkende Badehaus-Villa voller Überraschungen. steiner-architecture.com
Sagen Sie es ruhig mehrmals laut vor sich hin: »Þingvallavatn!« Nochmal: »Þingvallavatn! Þingvallavatn!« Wenn Sie jetzt denken, das klingt wie Musik, liegen Sie nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Denn der so klangvolle Name bezeichnet einen See im Südwesten Islands (Geograf:innen streiten sich, ob er der größte oder zweitgrößte des Landes ist, aber das soll uns nicht behelligen). Einen See, an dessen Ufer sich ein bekanntes Paar ein Haus bauen ließ: die dänische Sängerin Tina Dico und der isländische Sänger Helgi Hrafn Jónsson. Da wären wir also wieder bei der Musik.

Nordisch by Nature: Am Seeufer des Þingvallavatn im Südwesten Islands bauten die Architekten von KRADS ein ruhiges Refugium für ein Musikerpaar. krads.is
© Paul Warchol
Seeadler-Nest: 30 Meter über dem Lake James in North Carolina sitzt dieses Haus aus ineinander gesteckten Pavillons ganz ruhig zwischen den Bäumen. fulleroverby.com
© Marino ThorlaciusMEDITATIVE RUHE
Wie dieses Haus aussieht – das hat natürlich mit dem See zu tun. Denn wenn man am Wasser wohnt, bestimmen dies und die Landschaft rundherum das Wohnen. Hier war es das üppige Grün der vulkanischen Hügellandschaft, die die Architekten Kristján Eggertsson und Kristján Örn Kjartansson vom Büro KRADS inspirierte. Sie fügten das neue Haus behutsam ein: geschwärztes Holz für die Fassade und ein mit Gras und Moos bewachsenes und begehbares Pultdach, das sich Richtung Wasser öffnet. »Wenn man oben auf dem Dach steht, öffnet sich die Landschaft in einem großartigen und sich stets wandelnden Panorama zum See und den Bergen«, schwärmen die Architekten, die das Haus in intensivem Dialog mit Dico und Jónsson entwarfen. Im Inneren herrschen meditative Ruhe und skandinavische Zurückhaltung in hellem Holz. Die Räume staffeln sich wie eine Landschaft in verschiedenen Höhen, um aus möglichst vielen Winkeln den Blick durch die breiten Panoramafenster auf den Þingvallavatn freizugeben. Im Wohnzimmer bieten eine tiefergelegte Lounge und eine höhergelegte Badewanne Variationen dieses Ausblicks, kombiniert mit wohlig-warmem Komfort.

Schön im Schilf: Dieses Haus in Neusiedl am See öffnet sich mit breiter Front zum Wasser. Den eigenen Pool gibt es als Bonus dazu. Zu haben für 1,85 Millionen Euro via Engel & Völkers. engelvoelkers.com
(c) dorismüllerfotografie.at
Volle Breitseite: Dieses luxuriöse Penthouse in Pörtschach am Wörthersee lädt mit seiner riesigen Dachterrasse zum täglichen Sundowner über dem Wörthersee ein. livingdeluxe.com
© Living DeluxeEXKLUSIVER ZUGANG
Ein vulkanischer See in Island ist zweifellos keine alltägliche Location, doch was das Wohnen am Wasser betrifft, gelten weltweit dieselben Regeln: Es geht immer um den Blick und dessen Inszenierung. Das funktioniert auch am Neusiedler See, an dem es eigentlich gar keine Seegrundstücke gibt. Doch hier kann auch ein Kanal im Schilfgürtel eine Waterfront sein – denn genau diese besondere Atmosphäre macht die Seelandschaft so charakteristisch. Deutlich weiter schweift der Blick über den Wörthersee mit seinem unvergleichlich seidigen Wasser und seinen äußerst raren Grundstücken mit Seezugang. Eines davon liegt in Pörtschach am Nordufer, wo sich zwei exklusive Angebote der Wörthersee-Experten Living Deluxe finden. Das schmale, lange Atriumhaus im Erdgeschoss macht hier den Weg ans Wasser zum Ereignis: Ein geschützter Innenhof vor dem Eingang, und kaum ist man durch die Wohnungstür, sieht man es jenseits der Glasfront des Wohnzimmers schon blau glitzern. Das geradezu dschungelhafte Atrium, zu dem das große Schlafzimmer orientiert ist, gibt es als komplett privaten Außenraum als Bonus dazu. Das Penthouse darüber wiederum wendet dem See die komplette Breitseite zu und holt so das Wasser ganz nah in alle Räume – falls man sich nicht ohnehin so oft wie möglich auf der riesigen Dachterrasse aufhält.
NOBLE ZURÜCKHALTUNG
Die Kombination von Atrium-Introspektion und Seeufer-Panorama findet sich auch in einer ungewöhnlichen Villla am Zeller See, die von Steiner Architecture entworfen wurde (Titelbild). Ungewöhnlich auch, weil sie das Offensichtliche gerade nicht tut, nämlich sich komplett und frontal dem See zuzuwenden. Stattdessen ähnelt sie mit ihrem quadratischen Grundriss, ihrem pyramidenförmigen Dach, dem Sockel aus Betonsteinen und dem filigranen Aufbau aus Holz einem japanischen Teehaus, das sich in die Alpen verirrt hat. Noble Zurückhaltung voller Überraschungen, wie die farbig leuchtenden Vorhänge und Fliesen, oder die Referenzen an das Badehaus von Louis Kahn in New Jersey aus den 1950er-Jahren. Zwar nicht in New Jersey, aber in North Carolina steht ein Haus am See, das ebenfalls ein Spiel zwischen intimen Innenräumen und der großen Weite des Wassers spielt. Von Fuller/Overby Architecture für ein pensioniertes Ehepaar errichtet, balanciert es an einer Bergkante über dem dicht bewaldeten Ufer. Komplex ineinandergesteckte Formen, die sich nach außen, verkleidet mit Holz, wie Findlinge in die Natur einpassen. Von innen eröffnet sich eine lichtdurchflutete weiße Wohnwelt, die in ihren geometrischen Verschneidungen ungeahnte Räume eröffnet. Hier darf das Schlafzimmer seitlich keck ausschwenken und bekommt so eine exklusive Blickrichtung auf die schillernde Fläche des Sees zwischen den schlanken Baumstämmen.
BEGEHRTE LAGE
Eine Art Königsdisziplin ist das Wohnen am Wasser in Kanada mit seinen 31.752 Seen. Hier herrscht an Ufergrundstücken kein Mangel, gleichzeitig gebietet der kanadische Respekt vor der Natur, sich hier nicht unnötig breit zu machen. Ganz schmal macht sich ein Ferienhaus am malerischen Lake Rosseau nördlich von Toronto, eine der begehrtesten Süßwasser-Lagen des Landes. »Wir wollten hier einen Ort der Ruhe schaffen und die umgebende Natur so sensibel wie möglich ergänzen«, sagt Architekt Paolo Ferrari. Das gelang dank der Materialien Granit und Fichtenholz, die das Haus geradezu zum Teil des Waldes machen und mit ihrer Kombination aus Hell und Dunkel, aus Leicht und Schwer, für Atmosphäre sorgen. Und natürlich ist das Wohnen am Wasser nicht nur etwas für Süßwasserkapitän:innen. Denn einige der ikonischsten Beach Houses finden sich an der Côte d’Azur, dem Badeplatz der modernen Avantgarde. In Bandol hat sich die Designerin Valerie Chomarat ein eigenes Ferienhaus entworfen, das ihre Liebe zur Natur in allen Facetten widerspiegelt. Raue, atmende Oberflächen, Holz und Stein, ockerfarbene Naturtöne, der Schatten der Pinien und Olivenbäume auf Terrasse und Patio. Das Meer muss man hier gar nicht von jedem Punkt der Wohnung aus sehen. Denn man spürt einfach, dass es da ist, im Licht und in der Luft.

Zum Greifen nah: Warmer Minimalismus war das Ziel bei diesem Ferienhaus am Lake Rosseau nördlich von Toronto, das die Materialien Granit und Holz kombiniert. Ziel erreicht! paoloferrari.com
© Joel Esposito
C’est cool: Mediterrane Atmosphäre dank natürlicher Materialien und einer perfekt komponierten Mischung aus Licht, Schatten und Luft schuf Valerie Chomarat bei ihrem eigenen Haus in Südfrankreich. valeriechomarat.com
© Vincent Leroux