Chesa Grishuna: Hollywood on the rocks
Es ist ein Hotel der Superlative und dabei eines der bestgehüteten Geheimnisse der Schweizer Alpen: die Chesa Grischuna in Klosters firmierte lange unter dem Namen »Hollywood on the Rocks«. Illustre Gäste werden auch heute noch begrüßt, allerdings unter neuer Führung. Ein Zürcher Unternehmerpaar übernahm letztes Jahr das Haus und will es nun zu alter Bergeleganz zurückführen.
Sachte knarzen die Stiegen bei jedem Schritt, wenn man die schmale Treppe nach oben steigt. Sanft blubbert das Licht durch die Fenster und betörend duftet das Arvenholz, das die tonangebende Verkleidung in Zimmern und Stiegenhaus ziert. In der Chesa Grischuna, Klosters einmaligem Hoteljuwel, ist nichts dem Zufall überlassen. Und das seit anno 1938. Das jüngste unter Denkmalschutz stehende Hotel der Schweiz ist ein Gesamtkunstwerk. Und kommt dabei ganz leise daher. Einst von Hermann Schneider, einem Zürcher Stararchitekten entworfen und umgesetzt, folgt es einem stringenten, allumfassenden Konzept, das für sein alpines Umfeld ungewöhnlich ist: Schneider entwarf und plante nicht nur das Haus im Bündner Stil, sondern auch Möbel und Vorhänge. Selbst vor Geschirr und Bettlaken machte seine Idee des perfekten Bündner Designs keinen Halt, wollte er doch die Essenz Graubündens einfangen. Dies ist ihm auch gelungen. Wohl deshalb heißt das Hotel auch »Chesa Grischuna«, zu Deutsch: Haus Graubünden. Komplettiert wurde dieses einzigartige Konzept von Wandzeichnungen, die sich durch das ganze Haus ziehen. An den Außenwänden begrüßen kindliche Motive von Alois Carigiet, in der Chesa Bar findet man leicht frivole Zeichnungen von Hermann Schoellhorn.
Kunst und Hollywood-Glamour in Klosters
Die gestalterische Kraft der Künstler kannte keine Grenzen, jedes Detail wurde verziert und verschönt. Selbst die Kegelbahn, tief unten im Keller, und im Originalzustand erhalten, zeugt davon. Hier, so erzählt die Neo-Eigentümerin Astrid von Stockar, scharrten sich auch die Hollywoodstars um einen großen Tisch oder drückten sich in lauschige Ecken. Das Gästebuch, ein unglaubliches Zeitdokument, erzählt davon: Truman Capote verewigte sich, genauso wie David Niven und Vivien Leigh. Gene Kelly steppte sogar auf der Bar und Audrey Hepburn verbrachte einen Teil ihrer Hochzeitsreise in dem schmucken Hotel-Spot. Zu diesen illustren Kreis gesellten sich gekrönte Häupter und brillante Köpfe wie der Politiker Churchill und Schriftsteller John Irving. Deren Kinder und Kindeskinder sind heute noch Stammgäste und geben sich mit britischer Hocharistokratie und deutschen Unternehmern ein Stelldichein. Selbst King Charles ist ein gerngesehener Gast im gleichnamigen Restaurant. Mit 15 Gault-Millau-Punkten prämiert, ist es damit das beste in der gesamten Region Klosters-Davos. Hier fiel auch für Astrid von Stockar und ihrem Partner, Clemens Gregor, die Entscheidung, das Haus zu kaufen. Das Zürcher-Unternehmerpaar, sie Eigentümerin der Luxuszahnkosmetik Swissdent, er Mit-eigentümer des Family-Office FINAD, wagten damit einen Schritt in ein neues Metier: »Wir verbringen seit Jahren unsere Ferien in Klosters. Wir lieben das Leben hier in den Bergen und zeitgleich die Nähe zu Zürich. Als die Gründerfamilie Guler das Haus verkaufte, war uns schnell klar, dass dieses einmalige Hotel-juwel in vertrauten Händen bleiben muss.«
Mit Elan in die Zukunft
Dieser Aufgabe widmen sie sich mit Elan und viel Liebe zum Detail: Mit Wintersaison 2022/23 übernahmen sie das Haupthaus plus dazugehörigem Chalet. Insgesamt sind das 24 Zimmer und Suiten, die es zu bespielen gilt. Auch wenn das Haus und seine Einrichtung unter Denkmalschutz stehen, so wurden doch einige Dinge innoviert und renoviert. Dies allerdings sehr selbstverständlich, denn bewährte Qualität hält den Gezeiten stand: Die originale Leinenbettwäsche wird heute noch immer von Hand in Bern hergestellt. Auch das Schneide´sche Porzellan wird mit bei-spiel-loser Kontinuität von Villeroy & Boch exklusiv für die Chesa produziert. Einige Erneuerung betreffen das lukullische Vergnügen: Auf den Eingangsstiegen findet man in den Wintermonaten nun die Bar »Hot Spot«. Dort kann man zu den Klängen eines DJs heißen Aperol schlürfen, bevor man in die legendäre Bar wechselt, die seit den frühen 40er-Jahren als gesellschaftlicher Mittelpunkt Klosters fungiert.
Tradition bewährt sich
Einzig im Restaurant hat sich nichts geändert: Restaurantleiter Herbert Moser verwaltet eine feine, sehr exklusive Weinauswahl, die viele Bündner und weitere europäische Preziösen aufweist, während Küchenchef Ronald Fressner gewohnt klassisch französisch kocht. Die Raffinesse und Moderne der Speisen kommt nicht vordergründig daher, sondern ganz charmant und beiläufig elegant. Und ist dabei ganz exemplarisch für das Haus und den Ort – so wie auch die neuen Gastgeber.