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(c) Habitat

Brit-Brand Habitat wird 60

Produktdesign
Designgeschichte

Rechtzeitig zu seinem 60-jährigen Jubiläum legt der britische Möbelhändler Habitat Bestseller seiner Möbelklassiker der letzten Jahrzehnte wieder auf. Der LIVING-Report darüber, warum die gefragten -Archivstücke die Designgeschichte ins Heute bringen und wie sie die Wohnkultur revolutionierten.

Im Jahr 1964 eröffneten Terence und Caroline Conran den ersten Habitat-Shop in der Fulham Road, London. Die mit Steinbruchfliesen gefliesten Böden, weiß getünchten Ziegelwände und Holzdecken des Geschäfts vermittelten ein neues Einkaufen in Lifestyle-Ambiente. Im Shop standen ein Rattan-Chair, ein weißer, quadratischer Couchtisch, ähnlich dem bekannten späteren Massenprodukt von Ikea, und eine gepolsterte Chesterfield-Couch auf einem Perserteppich. Sieht man auf Fotos Habitat-Shops aus den 1960er-Jahren, unterscheidet sich das Shopkonzept kaum vom heutigen – Designerikone Conran wollte bereits damals »Möbel in Würde altern lassen« und damit Kund:innen einen neuen Lebensstil und ein liebevolles Zuhause vermitteln.

LEISTBARE KLASSIKER

Heuer feiert Habitat sein 60-jähriges Jubiläum. Der britische Designer und Gründer, der auch mit The Conran Shop neue Benchmarks in der Furniture-Branche setzte, veränderte mit der Eröffnung der ersten Habitat-Filiale die Ein­stellung der Brit:innen zu Möbeln und Haushaltsartikel nachhaltig. »1964 war Habitat am einflussreichsten, es war eine revolutionäre neue Sichtweise auf Einzelhandel und Haushaltswaren«, reminisziert heute Brit-Kollege Tom Dixon über die Brand. Er selbst werkte dort von 1998 bis 2008 als Designleiter und konnte sich für sein künftiges eigenes Unternehmen viel Inspiration holen. Zum 60-jährigen Bestehen präsentiert Habitat nun mit der Neuauflage einiger der bekann­testen Designklassiker – in zeitgemäßen Materialien und Fertigungstechniken – eine Art Erinnerungskultur der Designgeschichte für neue Generationen. Man konnte aus dem Vollen schöpfen: Neben Conrans eigener Kollektion gab es damals 2.000 weitere Möbel, Stoffe, Leuchten, Küchengeräte, Glas und Teppiche, die aus Großbritannien, Frankreich, Italien und Skandinavien stammten und von einer Designjury ausgewählt wurden. »Habitat brachte gut gestaltete Gegenstände in die Häuser der Menschen, bevor sie wussten, was Design ist«, so Tord Boontje, ehemaliger Leiter des Designprodukte-Programms des Royal College of Art, dessen lasergeschnittene »Garland«-Leuchte 2003 das meistverkaufte Produkt von Habitat war. »Habitat hat auch Einzelhändler:innen dazu gebracht, sich zu modernisieren und auf Leistbarkeit und Qualität zu achten.«

Der »Scoop«-Stuhl wurde reproduziert. Er stammt vom -britischen Designer David Hutcheson, der ihn in den 1970er--Jahren auf den Markt brachte. Die redesignte Tischleuchte »Ribbon« aus Stahlblech oder die »Fungo«-Lampe aus den 1970er-Jahren von Designer Tom Sullivan holen das Retrodesign ins Heute. habitat.co.uk

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Auch die »Klee«-Tischlampe wurde exklusiv für Habitat von Margo Selby, einer preisgekrönten britischen Künstlerin und Textildesignerin, entworfen.

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ÄRA DER 1980ER-JAHRE 

Jetzt sind Möbel und Haushaltswaren von Conrans Sohn Sebastian, Margo Selby oder Tord Boontje in der farbenfrohen Habitat-»60 Years of Design«-Kollektion« wieder zu haben, ebenso wie Arbeiten von Newcomer:innen wie -Keramikerin Silvia Kamodyová. Auch Möbelstücke, die Terence Conran in den 1980er-Jahren auf den Markt brachte, wie etwa der Drahtstuhl »Lattice« von Will Hudson, sind dabei sowie Klassiker von den 1970er- bis zu den Nullerjahren. Terence Conrans Message war stets klar kommuniziert: Er wollte stilvolle, funktionale Möbel für ein breites Publikum zu einem günstigen Preis produzieren. Klare Linien und praktische Funktionen sollten den modernen Lifestyle widerspiegeln. Im Jahre 1974 brachte Habitat einen Katalog heraus, ähnlich jenem, wie ihn später Ikea auflegte. Conrans privates Wohnzimmer wurde als Beispiel im ersten Katalog abgelichtet, die Katze seines Geschäftsführers war das Maskottchen in den folgenden Ausgaben. Im Jahre 1980 gehörte man mit 47 Filialen zu den größten und profitabelsten Möbelhändlern der Welt.

Die »Radica«-Vase mit Keramikgriff von Silvia Kamodyová ist handbemalt, ein Statement-Stück der exklusiven »Radica«-Terrakotta-Kollektion. Die »Portobello«-Lampe aus mundgeblasenem Glas teilt die DNA mit der Habitat-»Fungo«- Lampe aus den 1970er-Jahren und stammt von Designer Tom Sullivan.

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Die Tischleuchte »Ribbon« aus Stahlblech ist ein wiederbelebter Klassiker. Esszimmerstuhl »Scottie« aus Eiche wurde in den eigenen Ateliers von Habitat entwickelt. Der »Lattice«-Stuhl, ein Gitterstuhl aus Edelstahldraht, wurde von Will Hudson im eigenen Haus entworfen und ist von der Ästhetik der 1980er-Jahre inspiriert. Die »Bobby«-Stehleuchte von 2000 war ursprünglich in sechs Farben als Tisch- und als Stehleuchte erhältlich.

Florentina Welley
Autor
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