Bitzinger: Design-Hotspot im Kellergewölbe
Sepp Bitzinger schlägt im »Augustinerkeller« ein neues Kapitel auf: In geschichtsträchtigem Ambiente unter dem Kellergewölbe des Kunstmuseums Albertina verbindet der Gastronom in der Kulinarik und mit neuem Design Tradition und Moderne.
Josef »Sepp« Bitzinger ist eine Institution. Sein Würstelstand – prominent zwischen Kunstmuseum Albertina und Staatsoper gelegen – zählt zu den legendärsten der Stadt. Nur eine Gehminute entfernt und etwas versteckter gelegen, ist eine weitere Stätte ehrlicher Wiener Kulinarik, der Bitzinger in den vergangenen Monaten neues Leben eingehaucht hat: dem »Augustinerkeller«.
Das Lokal, das die Familie seit jeher betreibt, befindet sich in der Albertina. Und sein Name ist für Besucher:innen erstmals irreführend: Der Keller ist auf den ersten Blick keiner, zumindest wirkt er heute von außen nicht mehr so – man betritt die historischen Kellerräume der Albertina ebenerdig. Macht nichts: Der »Augustinerkeller« lebt dennoch von eben jenem typischen Kellerambiente, das dem Gast sofort ein heimelig-uriges Gefühl vermittelt. Blickfang ist das Gewölbe, das aus dem Jahr 1740 stammt – und dem man, ganz gewollt, sein Alter auch ansieht: Kein Ziegelstein gleicht dem anderen, an so mancher Stelle hinterließen einst Gasöfen schwarze Spuren an der Decke.
Als sich Bitzinger entschied, dem »Augustinerkeller« ein neues Look and Feel zu verpassen, war rasch klar: Der historische Charme soll bleiben – und als Konterpart eine Einrichtung im minimalistisch-modernen Design erhalten. Die Holzlamperien, die den Gastraum seit hundert Jahren zieren, wurden detailverliebt restauriert und erneuert, so mancher Logenbereich musste hingegen weichen. »Es herrscht ein ganz neues, viel offeneres Raumgefühl«, sagt Bitzinger.
Insgesamt drei Bereiche (und einen Schanigarten) umfasst sein Gastrokonzept, am Ende sollen sie eine Einheit bilden: Neben dem Hauptbereich unter dem Gewölbe und einem geräumigen Eventbereich im oberen Geschoß liegt im vorderen Teil – dort, wo einst die Vinothek »The Passion« war – ein Fine-Dining-Restaurant ausschließlich für Gesellschaften und Feiern zu besonderen Anlässen. Konzipiert hatte den Raum einst Stararchitekt Hans Hollein.
Der Raum lebt von seiner Höhe von acht Metern; modernste Schalltechnik sorgt dafür, dass man ihm das nicht anhört. An einer Seite wird das Restaurant von einer Ziegelmauer begrenzt, die Geschichte atmet: Die Fundamentmauer der Albertina wird von massiven Steinbrocken dominiert, bei denen es sich um Teile der alten Festungsmauer Wiens aus dem zwölften Jahrhundert handeln soll. Auch in diesem Raum treffen Historie und Moderne gekonnt aufeinander: Eine meterhohe Glaswand wird in changierenden Farben beleuchtet, auch Baustahl mit rostiger Patina setzt Bitzinger an den Wänden als Designelement ein. Nahe der Fensterfront reihen sich Flaschen in schlichten Weinregalen bis an die Decke. Dank modernem Beleuchtungskonzept, das einen von Hollein entworfenen Luster unterstützt, wirkt der Raum angenehm hell. Die Ideen für das Redesign stammen von Bitzinger und seiner Frau selbst. Unterstützung geholt hat man sich vom Gebäudeausstatter trustsix aus dem oberösterreichischen Steyr, mit dem man schon bei der Modernisierung des Würstelstandes zusammengearbeitet hat.
Apropos Würstel: Kulinarisch bleibt Bitzinger im »Augustinerkeller« seinem Motto – »Tradition bewahren und dennoch Raum für Neues schaffen« – treu. Auf der Karte finden sich ausgelöstes Backhendl und Kalbsrahmbeuschl, aber auch rosa gebratenes Thunfischsteak. Ganz ohne Würstel geht es freilich nicht: Zur Wildschwein-Käsekrainer reicht Bitzinger Süßkartoffelpommes und Preiselbeeren.
Info
Bitzingers »Augustinerkeller«
Im »Augustinerkeller« von Sepp Bitzinger trifft traditionelle Wiener Küche auf moderne Raffinesse. Ein neues Angebot für Firmen: ein großzügiger Eventbereich im Obergeschoß, der für Veranstaltungen gemietet werden kann.
Augustinerstraße 1, 1010 Wien,
bitzinger.wien