Bessere Aussichten: Branchenausblick Immobilien
Nach einem Jahr des Stillstandes kommt der Wohnungsmarkt nun langsam in Schwung. Es gibt wieder neue Projekte, das Luxussegment kam glimpflich davon. Für Mieter:innen bleibt es allerdings sehr angespannt
Der romantisch formulierte Silberstreif am Horizont ist es, der sowohl der Immobilienbranche als auch den Menschen Hoffnung macht: Die Zinsen fallen, die berühmt diskutierte KIM-Verordnung, die die Kreditvergabe dramatisch einschränkt, läuft im Sommer aus. Beide Faktoren führten in den letzten Monaten zu einer katastrophalen Lähmung des Marktes. Um 7,4 Prozent sind die Immobilien-Transaktionen 2024 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, rund 8.000 weniger Verbücherungen. Das bestätigt eine aktuelle Auswertung von IMMOunited. Wie viele Käufe und Verkäufe – also Transaktionen – es heuer geben wird, ist noch unklar. Die Neubautätigkeit bleibt jedenfalls auch 2025 rückläufig. Hohe Bau- und Personalkosten sowie strenge regulatorische Auflagen verschärfen die Situation. Besonders freifinanzierte Neubauten sind betroffen, was zu einer Verknappung und zu Preissteigerungen führt.
Gegen den Strom
Da gibt es nur wenige Ausreißer. Die BUWOG ist ein solcher. Im Dezember 2024 kündigte sie eine Investitionsoffensive und den Bau von 1.000 Wohnungen an. Rund 229 Millionen Euro will das Unternehmen bis zum heurigen Sommer dafür ausgeben, geplant sind Projekte in Wien, Vösendorf und Salzburg. »Wir haben vor zwei Jahren als größter privater Bauträger aufgrund der damals negativen Entwicklung der Rahmenbedingungen als einer der ersten auf dem Markt entschieden, den Start neuer Projekte bis auf Weiteres auf Eis zu legen. Wir freuen uns sehr, dass sich bei ebendiesen Rahmenbedingungen eine leicht positive Entwicklung abzeichnet«, erklärt Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG Group. Eine Erfolgsbilanz gegen den Trend kann auch der Bauträger WINEGG vermelden. Im Gegensatz zum allgemeinen Branchentrend hat er letztes Jahr mehr Projekte realisiert als je zuvor in seiner über 25-jährigen Unternehmensgeschichte. Für 2025 sind weitere Baustarts in Wien geplant, darunter die Projekte in der Siebenbrunnengasse 44 (5. Bezirk) sowie in der Herbststraße und der Roseggergasse (16. Bezirk). Das passt insofern gut ins Bild, als dass das Luxussegment im Allgemeinen nach eigenen Regeln funktioniert. In Österreich zeigt es sich nach wie vor stabil, wobei die Nachfrage seit der Corona-pandemie insgesamt sogar zugenommen hat. Besonders gefragt sind luxuriöse Zweitwohnsitze an Seen (oder im Ausland am Meer), großzügige Ferienwohnungen und im Urbanen Penthäuser oder Villen mit Spa oder Wellnessanlagen.

Viéno. Die BUWOG baut wieder. Das Projekt viéno in Vösendorf umfasst rund 520 freifinanzierte Wohnungen, alle mit privater Freifläche. Ein zentrales Biotop und innovative Energieversorgung mittels Tiefensonden und Photovoltaik fördern Nachhaltigkeit und Lebensqualität.
buwog.at
Historisch tief
Auch wenn unter den von der BUWOG gebauten Wohnungen Mietvarianten dabei sind, erwarten sämtliche Expert:innen eine weitere unheimliche Verknappung solcher Flächen. »Nachdem 2024 bereits ein deutlicher Rückgang neuer fertiggestellter Mietwohnungen um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen war, wird sich dieser Trend heuer noch deutlicher verschärfen, und ein Rückgang von nahezu 60 Prozent gegenüber 2024 ist zu erwarten«, heißt es beim Makler EHL. »Damit wird das Neubauangebot in diesem Segment auf ein historisches Tief sinken und der Nachfrageüberhang zu weiterhin deutlich steigenden Mieten führen.«
Was sind die weiteren Trends, die uns heuer noch am Immobilienmarkt erwarten? Die beiden großen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit bleiben. Eine repräsentative Marktforschung von Willhaben in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent hat 2024 ergeben, dass rund 80 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit bei der Wahl ihrer Immobilie als wichtig erachten. Der Umweltgedanke in der Bau- und Immobilienwirtschaft umfasst ganz verschiedene Ansätze, etwa die Revitalisierung von Bestandsgebäuden, energieeffizientes Bauen und Wohnen sowie die Auswahl langlebiger, umweltfreundlicher Baustoffe. »Österreich ist hier auf einem guten Kurs und hat in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl herausragender Immobilienprojekte eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie nachhaltige Lebensräume gestaltet werden können«, so die Beobachtung von Judith Kössner, Head of Immobilien bei Willhaben. Gerade das ist eine gute Nachricht für den heimischen Immobilienmarkt. Denn Preise und Quadratmeter haben nur eine Bedeutung, wenn die Welt lebenswert bleibt.

Prunkstück. Dieses Projekt in der Tendlergasse (Wien Alsergrund) umfasst die Revitalisierung eines historischen Altbaus mit 38 Wohnungen von 36 bis 175 m². Besonderer Wert wird auf die detailgetreue Restaurierung der gegliederten Fassade und den Erhalt traditioneller Kastenfenster gelegt. Die Fertigstellung ist für Anfang 2026 geplant.
3si.at

Wohnen am Wienfluss. Nach den Plänen von A2K Architekten entsteht am Wienfluss, gegenüber der U-Bahn-Station Längenfeldgasse, ein L-förmiges, achtgeschoßiges Gebäude. Die 54 Mietwohnungen verfügen über ein bis drei Zimmer. Für Geschäftsreisende oder Studierende wird es 18 Serviced Apartments geben.
are.at

Rundum sorglos. Flächenbündige Innentüren, praktischer Wäscheabwurfschacht und eine Markenausstattung vom Allerfeinsten – bei den vier exklusiven Einzelhäusern an der unteren Alten Donau fehlt es an nichts. Sogar die Zäune, Gartenanlagen und Parkplätze sind bereits im Kaufpreis enthalten.
glorit.at

Parkflats. Leben im modernen und grünen Wiener Stadtteil »Village im Dritten«: Die Parkflats werden gerade vermarktet, zwei Drittel der Wohnungen werden als »Preiswertes Wohnen« angeboten, sie kann man als Eigentum erwerben.
villageimdritten.at/parkflats