Arty Weekend: Bayonne
Weingüter und Austernbänke, Sandstrände und Sonne: Der französische Südwesten zwischen Bordeaux, Bayonne und Biarritz gilt zu Recht als hedonistische Genussregion. Dabei sind Kunst und Kultur fester Bestandteil des Menüs. Wir haben uns Bayonne genauer angesehen.
Bordeaux, Bayonne, Biarritz: ein harmonischer Dreiklang nicht nur im Namen, sondern auch in den Assoziationen, die diese Städte hervorrufen. Bordeaux, eingebettet in die sanften Hügel des Médoc mit ihren Spitzenweinlagen und die träge fließende Garonne, ruft Bilder des schönen Laisser-faire hervor. Mit der Fête le vin und der Fête le fleuve wird die landschaftliche Lage gleich zweimal im Jahr groß gefeiert und im Alltag sowieso. Die Hafenstadt Bayonne gilt als kulturelles Herz des französischen Baskenlands und ist Teil der binationalen Eurocité basque Bayonne-Saint-Sébastien. Biarritz ist der Jungstar unter den drei Städten. Hier versammelte sich ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der europäische Jetset, später gesellten sich die Surfer:innen dazu. Doch neben landschaftlichen und kulinarischen Genüssen sind im französischen Südwesten auch Kunst und Kultur fest verankert. Bordeaux profitierte von der Dezentralisierung der französischen Museumswelt ab den 1980er-Jahren und verfügt mit dem CAPC und dem MÉCA über zwei hochklassige Orte für zeitgenössische Kunst. Bayonne blickt weiter in die Vergangenheit und als Hafenstadt gleichzeitig über die Grenzen hinaus. Und in Biarritz finden sich zahlreiche kleine Galerien, die mehr bieten als Sonnenuntergangskitsch. Ein Wochenende im Dreiklang des Hedonismus.
BAYONNE
Tiefe Einblicke in die kulturelle Identität des Baskenlandes und weite Ausblicke auf den Horizont einer Hafenstadt mit langer Geschichte.
230 Kilometer südlich von Bordeaux sind wir immer noch im französischen Südwesten, doch der kulturelle Nährboden ist ein anderer. Etwas rauer, etwas wilder und vor allem baskischer. So wie Bilbao und San Sebastián auf der spanischen Seite die kulturelle Identität des Baskenlandes mit Stolz pflegen, tut man dies auch in Bayonne, wenn auch in etwas beschaulicherem Maßstab. Unverzichtbarer Anlaufpunkt ist hier das Musée Basque, das nicht nur historische und ethnografische Sammlungen, sondern auch Kunst aus der Region präsentiert.
HAFENHISTORIE
Den schönen Künsten widmet man sich auch in Bayonne, hierfür ist das von der Kommune betriebene Musée Bonnat-Helleu zuständig. Seinen Gründungsimpuls gab eine Schenkung des Malers Léon Bonnat im Jahr 1891, seitdem ist die Sammlung aus Werken des 19. und 20. Jahrhunderts kontinuierlich gewachsen. Einen besonders kostbaren Teil der Kollektion bildet dabei der Bereich Zeichnung und Grafik. Neugierige Besucher:innen müssen sich allerdings noch bis November 2025 gedulden, wenn das Museum nach mehrfach verzögerter Umbauzeit wieder seine Tore öffnet. Dafür lässt sich jetzt schon ein Museum für zeitgenössische Kunst besichtigen, das aus einer Kooperation des Musée Bonnat-Helleu, der Stadt und der Region entstand: das 2014 eröffnete DIDAM. Ähnlich wie das MÉCA in Bordeaux fungiert der Ort als Schnittmenge aus globaler Kunstwelt und lokalem kulturellem Engagement. Angesiedelt ist das DIDAM in einem ehemaligen Amtsgebäude der maritimen Gesellschaft, einer Art-déco-Schatztruhe, in der man auch der Hafenstadthistorie von Bayonne nachspüren kann.
Musée Basque
»110 ans déjà«, Dauerausstellung,
bis 2026
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Musée Bonnat-Helleu
Wiedereröffnung November 2025
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DIDAM
»Plantu-Reza: Regards sur le monde«,
bis 5. 10. 2025
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