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(c) Richard Haughton

Ein Weingut der schönen Künste: Château La Coste

Weingut
Frankreich
Kunst

Das Château La Coste ist ein Ort der spektakulär-stillen Inszenierung und gilt als Symbiose von Genuss und Inspiration, vereint auf Hunderten Hektar französischem Land. Ein Eindruck des vielseitigen Weinguts.

Titelbild: »Crouching Spider«, 2003: Die Spinnenplastik aus Bronze von Louise Bourgeois schwebt fast über dem reflektierenden Wasserbecken, als Erweiterung des Kunstzentrums von Tadao Ando. Im Kontrast dahinter: die halbrunden Weinkeller von Jean Nouvel.

Gut fünfzehn Kilometer im Norden von Aix-en-Provence findet sich ein Quartett de luxe aus Wein, Kunst, Kulinarik und Architektur in sanfte Olivenhaine und Weinberge gebettet, umgeben von Zypressen, Pinien und Eichen: das Château La Coste. Das 1682 ursprünglich im palladianischen Stil erbaute Landhaus strahlt besonderen Charme aus und verfügt über drei der renommiertesten Weinberge im Herzen der provenzalischen Landschaft. Edle Tropfen waren damit schon immer die Essenz dieses Ortes: Seit den 1960er-Jahren kelterte die Familie Bordonado hier ihre Reben, 2002 erwarb der irische Investor Patrick McKillen Weinstöcke und Räumlichkeiten und stellte kontinuierlich auf einen ökologischen, demeterbetriebenen Landbau um. Seit 2009 sind die Weine biozertifiziert und reichen von einfach und fruchtig bis hin zu dezent und komplex. Die Rebsorten: Cabernet Sauvignon, Cinsault, Grenache Noir, Syrah und Clairette, Grenache Blanc, Vermentino, Sauvignon Blanc und Ugni.

 

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Kunst ist ein integraler Bestandteil des Weinguts.

Ein perfektes Paar: Kunst und Wein

McKillen investierte aber nicht nur in gustatorische Reize, sondern auch in seine Kunstsammlung und vereinte über die Jahre hinweg eine Elite in Le Puy-Sainte-Réparade: Über vierzig international renommierte Künstler:innen wie Richard Serra, Louise Bourgeois, Alexander Calder, Sophie Calle, Tracey Emin, Liam Gillick, Jenny Holzer, Yoko Ono, Tom Shannon, Franz West und viele mehr hinterließen bisher ihre Spur in Form von Skulpturen und Installationen auf den rund 500 Hektar, zusätzliche Wechselausstellungen verteilen sich auf fünf Galeriegebäude, darunter »La Galerie de Richard Rogers« oder »Le Pavillon de Renzo Piano«. Eingefasst wird die kreative Symbiose von moderner Architektur. Integriert in die natürliche Umgebung, erzeugt das Gesamtbild ein durchdachtes Zusammenspiel zwischen Flora, Fauna und menschlicher Schaffenskraft. Aktuellster Coup: die erste Take-over-Show »The Light That Shines« von Damien Hirst. Auf dem gesamten Gelände sind bis Juni 2024 einige seiner ikonischsten Serien, wie »The Empress Paintings« oder »Natural History« zu sehen. Die Serien »Meteorites« und »Satellites« präsentiert Hirst hier das erste Mal. »Ich bin so glücklich, ein Teil von Paddys Vision zu sein«, so der Künstler. Paddy McKillen über das Projekt: »Diese großartige Show ist eine Idee, die seit vielen Jahren besteht. Damien hat die Show bis zur Perfektion geplant. Er hat jedes Element so konzipiert, dass es sowohl die Kunst als auch die Architektur ergänzt, alles inmitten der Landschaft von Cézanne.«

»Treasures from the Wreck of the Unbelievable«, 2017: Damien Hirst zeigt diese und weitere Werkserien sowie Skulpturen auf dem gesamten La-Coste-Gelände. Es ist die erste Take-over-Show eines Künstlers.

(c) Château La Coste

Panoramaausblick: Der Rhythmus des von Oscar Niemeyers geplanten und postum realisierten Baus (2022) wurde so konzipiert, dass das Auge mit einem Blick Kunst und Weinbau vereint.

(c) We are contents

Eine Symbiose aus Kunst, Architektur und Landschaft

Im Oscar-Niemeyer-Auditorium werden derzeit Hirsts Skulpturen und Leuchtkästen aus der Werkserie »Treasures from the Wreck of the Unbelievable« ausgestellt, die 2017 erstmals in der Punta della Dogana und im Palazzo Grassi in Venedig gezeigt wurden. Das Gebäude gilt als besonderes Geschenk: Es wurde posthum im Jahr 2022, zehn Jahre nach dem Tod des Architekten, eröffnet. Damit ist es das letzte entworfene Gebäude des Brasilianers. Der zwischen 2010 und 2013 konzipierte Ausstellungspavillon ist die Quintessenz seines gestalterischen Schaffens und spiegelt mit seinem organischen, geschwungenen Formenkanon Niemeyers unverwechselbaren dynamischen Stil wider. Raumhohe, rahmenlose Glasfassaden holen die umliegenden Vermentino-Reben in den strahlend weißen Baukörper hinein, was eine stimmungsvolle Durchlässigkeit erzeugt. Der flache Pool am Eingang versammelt das Zusammenspiel von Natur, Licht und Reflexion noch einmal. Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho selbst sagte noch: »Es war eine absolute Freude, an diesem Projekt zu arbeiten. Der Pavillon muss eine leichte Konstruktion sein, sich an die Landschaft und die Vegetation anpassen. Es wird ein Genuss sein, dort spazieren zu gehen.« Und nicht nur dort: Der französische Stararchitekt Jean Nouvel, bekannt für die Cartier-Stiftung oder die Louvre-Dependance in Abu Dhabi, baute 2008 die Gebäude für die Weinproduktion. Die zehn Meter hohen Halbkreise reichen siebzehn Meter unter die Erde, eine ideale Umgebung für die Weinlagerung. Durch die Aluminiumstruktur-Ummantelung wird das Licht reflektiert, was hilft, innen die Temperatur zu regulieren. Auch der Pritzker-Preisträger Tadao Ando hinterließ auf dem Gelände seine markante Handschrift aus Minimalismus und Beton, darunter 2011 das Kunstzentrum und im selben Jahr das Haupttor zur Domäne. Als Kontrast dazu steht der dekonstruktivistische Musikpavillon, ein Entwurf von Frank O. Gehry. Die Spielwiese aus Kunst, Wein und Architektur: Es ist ein Ort für die Sinne und eine Hommage an das Ästhetische wie Authentische.

Kunstzentrum von Tadao Ando: Der japanische Architekt schuf »Räume, die das Zusammenspiel von Natur, Geschichte und Kunst betonen«. Markante, schmale Gebäuderiegel und Beton suchen ihr Gleichgewicht. Alexander Calders »Small Crinkly« (1976) durchbricht im Außenbereich die Geometrie.

(c) Andrew Pattman

»Drop«, Tom Shannon, 2009: Der Tropfen aus poliertem Stahl mit vier Metern Durchmesser befindet sich unweit des Gehry-Musikpavillons.

(c) Vincent Agnes

Komplexes Netzwerk: Hier scheint Statik keine Rolle zu spielen. Als Teil des weitläufigen Architektur- und Kunstparks prägt die spektakuläre Formation des Musikpavillons von Frank Gehry seit 2008 die natürliche Umgebung des Weinguts. Das Projekt erfolgte in Zusammenarbeit mit der Serpentine Gallery in London.

(C) Andrew Pattman

Erschienen in
LIVING 03/2024

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Elisabeth Klokar
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