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© Braden Collum / unsplash

Nieder mit dem inneren Schweinehund

Gesundheit
Sport

Wie überwinde ich mich selbst und gewinne den Kampf gegen die eigene Faulheit? Diese Frage beantwortet Personal Trainer und Ernährungsexperte Bernd Österle in seiner Kolumne.

Schwarzenegger polarisiert bewusst. In unkonventioneller Weise spricht er dabei Themen an, mit denen sich jede(r) früher oder später auseinandersetzen muss: Die wiederholte Selbstüberwindung und der ständige Kampf gegen den inneren Widerstand, um auch unbequeme Ziele im Leben erreichen zu können. In einer Welt, die zusehends von Ablenkungen und Bequemlichkeit geprägt ist, stellt sich gerade beim Thema »gesunder Lebensstil« die Frage nach den richtigen Maßnahmen und Strategien, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt nicht ein für jede(n) gültiges »Patentrezept«. Was den einen Spaß macht und sie scheinbar mühelos antreibt, finden andere unnütz und todlangweilig. Um auf die Kinder zurückzukommen: Eine Studie der »National Alliance for Youth Sports« in den USA hat ­gezeigt, dass 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen spätestens mit 13 Jahren mit Sport aufhören. Ursache Nummer eins ist, dass sie keinen Spaß mehr daran haben. Dasselbe gilt durchaus für Erwachsene, da z. B. rund 80 Prozent der Neumitglieder in Fitnessstudios spätestens nach fünf Monaten wieder kündigen. Langeweile und fehlende Motivation sind auch hier die Hauptgründe. ­Fazit: Sportliche Aktivitäten müssen in erster Linie Spaß machen, um daraus dauerhaft positive gesundheitliche Effekte erzielen zu können.

 

 

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Nun soll die Tatsache, dass etwas um des Spaßes ­Willen gemacht wird, nicht bedeuten, dass man bei der kleinsten »Unannehmlichkeit« die Flinte ins Korn wirft. Die Praxis beweist auch das genaue Gegenteil. Denn nur wer Freude an einer Aktivität hat, ist gewillt, auch wiederholt unangenehme Anstrengungen zu unternehmen, um sich zu verbessern. Die Schlüsselfrage, die sich also jede(r) zu Beginn stellen sollte, ist: Was macht mir Spaß? Was treibt mich (dauerhaft) an? Diese Frage zu beantworten, macht es gerade Anfängern manchmal schwer. Denn wie bei der richtigen Berufswahl, dauert es unter Umständen Jahre, bis man »das Richtige« für sich gefunden hat. Dazu kommt, dass sich Neigungen und Präferenzen im Leben öfters ändern. Hier bleibt nur eines: »Trial and error«. Sie sind ein Naturliebhaber? Dann absolvieren Sie Ihr Krafttraining im Freien. Mit den richtigen Übungen lässt sich ein Waldstück in einen perfekten Ganzkörper-Trainingsplatz verwandeln. Ihnen ist alleine trainieren zu fad? ­Fragen Sie Arbeitskollegen, Freunde oder Familie. Trainingspartner tragen übrigens automatisch dazu dabei, eine positive Umgebung zu schaffen. Die »Reise zur Selbstüberwindung« ist nämlich in der Regel einfacher, wenn sie geteilt wird, da man sich abwechselnd emotional unterstützen und ermutigen kann. Dabei lassen sich auch leicht gemeinsame Ziele festlegen. Denn unzählige Studien belegen, dass unklare Ziele dazu führen, dass der »innere Schweinehund« über kurz oder lang siegt. Wieso absolvieren Sie mit Ihren Trainingspartnern also nicht eine kleine »Challenge«? Nur ein Beispiel: »Wer schafft es am schnellsten, für die Dauer von mindestens vier Monaten fünf Kilo an Gewicht zu verlieren?« Dabei sollten zwar anspruchsvolle, aber keine utopischen Ziele gesetzt werden. Wichtiger ist, dass man von Anfang an versucht, langfristig zu denken. Vergessen Sie all jene Ratgeber, die Ihnen dauerhaft eine Top-Figur in zwei Wochen versprechen.

Sportliche Aktivitäten müssen in erster Linie Spaß machen, um daraus dauerhaft positive gesundheitliche Effekte erzielen zu können.

Bernd Österle

Personal Trainer und Ernährungsberater

Bernd Österle

Personal Trainer und Ernährungsberater

Zu einer Top-Figur braucht es neben regelmäßigem Training auch die richtige Ernährung. Zugegeben, die bevorstehende Weihnachtszeit macht es einem da nicht leicht. Denn neben den ganzen verlockenden Köstlichk­eiten reduzieren sich unsere sportlichen Aktivitäten im Winter zudem um rund 20 Prozent. Um trotzdem nicht auf sämtliche Restaurantbesuche und Einladungen verzichten zu müssen, empfiehlt es sich, nicht mit vollkommen leerem Magen zu erscheinen. Mit einem kleinen, aber gesunden Happen im Voraus lassen sich Heißhunger-Attacken vermeiden und man greift automatisch zu kleineren Portionen. Spitzensportler erhöhen während der kalten Jahreszeit etwas ihre Proteinaufnahme. Das hilft einerseits dabei, schneller satt zu werden und andererseits, Muskelmasse und somit den Grundumsatz zu erhalten. Letzterer ist nämlich dafür zuständig, dass sie 24 Stunden am Tag Kalorien verbrennen. Bis zu 70 Prozent unseres täglichen Kalorienverbrauchs gehen für die Erhaltung lebensnotwendiger Funktionen drauf. Gleichzeitig baut unser Körper während eines Jahres mit nur einem Kilo Muskelmasse bis zu drei Kilo Fett ab. Deshalb ist es immens wichtig, nicht nur auf Ausdauertraining zu setzen, sondern immer auch entsprechende Krafteinheiten zu integrieren. Das erleichtert am Ende auch den Kampf mit dem »inneren Schweinehund«. Denn wenn einmal Ergebnisse sichtbar sind und man in der Lage ist, diese zu erhalten, fällt das Weitermachen umso leichter.

Bernd Österle Der gebürtige Vorarlberger, 49, ist seit über 20 Jahren aktiver Leistungssportler, siebenfacher »Mr. Universe«, Fitness-Worldchampion sowie Bestsellerautor dreier Bücher. Er ist zudem Kolumnist mit dem Schwerpunktthema Fitness und seit über 20 Jahren zertifizierter Personal Trainer und Ernährungsberater.

Erschienen in
Happy Life 01/2023

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