Sind Sie über die Liebe zu Büchern zum Schreiben gekommen?

Anzeige
Anzeige

Ich habe als Kind viel gelesen. Ich habe keine Geschwister, und in meiner Nähe lebten auch keine anderen Kinder. Mein Vater liebte Bücher und hat sie stapel- weise nach Hause gebracht. Der Wunsch, Autorin zu werden, kam aber erst mit 20 Jahren. Als Kind wollte ich Kassiererin in einem Supermarkt werden.

Sie sind mit Ihrer Buchreihe über das Mädchen Hedvig berühmt geworden. Stimmt es, dass Sie selbst als Vorbild für diese Figur gedient haben?

Ja, das stimmt. Allerdings nur für das erste Buch, für die folgenden drei habe ich viele Dinge erfunden. Aber den Esel aus Buch Nummer zwei gibt es wirklich – mein Vater und meine Mutter hatten ihn im Sommer bevor ich geboren wurde.

Ihr Debüt-Buch wurde 2004 veröffentlicht. Warum haben Sie beschlossen, für Kinder zuschreiben?

Das weiß ich nicht, aber ich habe nie davon geträumt, für Erwachsene zu schreiben. Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich es geliebt habe, ein Kind zu sein, und dass ich so gerne gelesen habe.

In Wien wurde aktuell Ihr Buch „Siri und die Eismeerpiraten“ für die Bühne adaptiert. Passiert so etwas oft?

Anzeige
Anzeige

Das war bisher ein paar Mal in Schweden und Deutschland der Fall. Meistens bei „Ich, Gorilla und der Affenstern“ oder eben „Siri“, wobei es auch eine schöne Dramatisierung von „Ich und Jagger gegen den Rest der Welt“ im Theater Toboso in Essen gab.

Siri ist eine außergewöhnliche junge Heldin. Nach welchen Kriterien erschaffen Sie Ihre Figuren?

Ich verwende immer sehr viel von mir selber, wenn ich Charaktere beschreibe – aber manchmal auch von Leuten, die mir nahestehen, zum Beispiel meine Kinder.

Oft wird behauptet, dass Kinder kaum noch lesen würden, sondern eher an Social Media und Netflix Interesse hätten. Wie finden Sie Ihr Publikum?

Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Aber wenn ich schreibe, denke ich immer daran, dass das Buch für Erwachsene und Kinder zum gemeinsamen Lesen geeignet sein sollte – zum Beispiel, wenn

der Erwachsene dem Kind vorliest. Ich glaube, das ist eine Art, Literatur zu konsumieren, die viele Eltern immer noch lieben, und eine großartige Möglich- keit für Erwachsene und Kinder, etwas gemeinsam zu tun, ohne dass ein iPad oder ein Fernseher involviert ist.

Siri und die Eismeerpiraten
„Siri und die Eismeerpiraten“ läuft noch bis 22. Jänner 2024 im Theater der Jugend.

Foto: Rita Newman

Welche Geschichten brauchen Kinder in unserer Zeit, die von so vielen Krisen geprägt ist? Wie können wir sie ermutigen?

Ich frage mich, wenn ich arbeite, eigentlich nie, was der Leser will oder braucht (oder wofür er bereit ist, Geld zu bezahlen). Ich schreibe aus meinem Herzen heraus, ich kommuniziere mit meinen Lesern über das, was mich beschäftigt – und ich glaube, das ist der beste Weg, um eine sinnvolle Begegnung zu schaffen. Genau das macht gute Literatur aus.

Sollten Kinder durch Literatur auch etwas lernen?

Jeder – Erwachsener und Kind – lernt durch das Lesen etwas. Aber Literatur für Kinder ist kein Lehrmittel, sondern eine Kunstform, so wie es Literatur für Erwachsene auch ist.

Man hört häufig, man solle sich sein Kindsein bewahren. Ver- suchen Sie, Kind zu bleiben?

Ich versuche, so gut wie möglich, ein passabler Erwachsener zu sein. Kind zu sein, war viel einfacher, es kam mir viel na- türlicher vor als das Erwachsenendasein. Wenn ich schreibe, erlaube ich mir, aus dem komplizierten Erwachsenenleben auszubrechen. Das ist für mich eine Möglichkeit, mich zu beruhigen und, ganz ehrlich, wirklich glücklich zu sein.

Medien bezeichnen Sie gerne als neue Astrid Lindgren. Freut oder ärgert Sie das?

Der Vergleich kam erst, als ich schon zehn Jahre als Schriftstellerin tätig war, weshalb ich ihn als nettes Kompliment empfand. Wäre er früher gekommen, hätte mich das unter Druck gesetzt und mir das Gefühl gegeben, unmöglichen Erwartungen gerecht werden zu müssen.