Zeitreise gefällig?

Sicher ist geneigten Kulturliebhaber*innen noch in vertrauter Erinnerung, wie magische Zauberflöten ihre Fantasie im Volksschulalter beflügelten. Oder, wenn auch Jahre später, sperrige Dramatikertextkonvolute partout nicht die Begeisterung der Heranwachsenden erwecken wollten ...

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Vor zwei Jahrzehnten schließlich haben auch die Kulturschaffenden entdeckt, dass es zur Förderung eines allgemeinen Kulturverständnisses – sprich: der Freude und Lust auf Kultur – etwas mehr bedarf als gut gemachtes Kinder- und Jugendtheater und wohlmeinende Eltern. Die Kulturvermittlung ist heute ein selbstverständlicher Teil der heimischen Kulturlandschaft; organisiert in eigenen Vereinen und mit darauf spezialisierten Kulturschaffenden.

Selbst eigene Ausbildungswege wurden installiert und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ein wichtiger Mitspieler in der Kulturvermittlung ist neben der Opern- auch die Musicalsparte der Vereinigten Bühnen Wien. Seit mehreren Jahren werden werden zahlreiche eigene Projekte oder in Kooperation mit Schulen und Institutionen initiierte Programme angeboten. Tausende Teilnehmer*innen über die Jahre prägen hoffentlich positiv das Image und die Rezeption der kommen- den Generationen, ist Musicalintendant Christian Struppeck überzeugt: „Durch unsere Kulturvermittlung möchten wir bei jungen Menschen die Liebe zu Musik und Theater wecken sowie ihr Interesse am Genre Musical fördern.“

Selbstvertrauen und Kreativität

Freizeit, Schule und Nachwuchs sind die drei Eckpfeiler der Kulturvermittlung der VBW-Musicalsparte: Selbst während des Lockdowns wurde ein Online-Projekt – „Junges Musical zu Hause“ – mit beeindruckendem Feedback gelauncht. Auch ein Ideenwettbewerb, speziell für Schüler*innen konzipiert, war ein großer Erfolg in allen Schulstufen. Jüngere übten sich in Zeichnen und Basteln, um ihre Ideen zum „Musical der Zukunft“ zu gestalten; die Unterstufe durfte rappen und filmen; dichten und improvisieren war die Aufgabe der Oberstufe.

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Großen Anklang fand auch ein eigener Tanzworkshop zur aktuellen Produktion „Cats“ im Wiener Ronacher. Achtzig tanzbegeisterte Schüler*innen konnten in diesem Jahr – erstmals mit Kulturvermittlerin Margarete Reichel- Neuwirth und ihrer Kollegin Domenika Arnetzeder – eine „Cats“-Choreografie einstudieren. Einen weiteren Höhepunkt stellt die Teilnahme am diesjährigen Orchestertag dar. Mitglieder der österreichischen Berufsorchester laden in den Hauptstädten aller Bundesländer zu einem „Tag des offenen Orchesters“ ein – mit dabei auch Musiker*innen der Vereinigten Bühnen Wien.

Die Cats-Stars im Talk: Dominic Hees

Die BÜHNE hat die „CATS“-Stars um ihre ganz privaten Antworten zum vergangenen Jahr gebeten. Dominic Hees zum Beispiel: Er spielt den Rum Tum Tugger. Er hat im Lockdown viele Windeln gewechselt. Weiterlesen...

Der erfahrene Kulturvermittler – und mit der OeAD (Agentur für Bildung und Internationalisierung) auch enger Kooperationspartner der VBW – Roman Schanner: „Kein Wunder also, dass sich auch die Lehrlingsprojekte zum Thema Musical großer Beliebtheit erfreuen. Mehr als vierhundert Besucher*innen nahmen in den vergangenen fünf Jahren an diesen Workshops teil.“ Und Christian Struppeck: „Durch die integrative Arbeit innerhalb unserer Workshops wollen wir zudem auch das Selbstvertrauen aller stärken. Es soll ein ‚Spielraum‘ geöffnet werden, um zu zeigen, dass Kreativität in jedem Alter ausgelebt werden kann.“

Dabei geht es der Kulturvermittlung nicht allein nur um die Freude und den Spaß mit und an der Kunst. Sondern es geht vor allem darum, Prozesse in Gang zu setzen, Jugendlichen, Kulturschaffenden und Vermittelnden die Möglichkeit zu geben, einander kennenzulernen, gemeinsam künstlerisch zu gestalten und zu reflektieren. Wichtig sind hier vor allem der Austausch von emotionalen Eindrücken und der Umgang mit sich selbst und anderen – bis hin zu hilfreichen Lebenserfahrungen.

„Viele der Teilnehmenden sind erstmals gefordert, im Rahmen einer kleinen Präsentation selbständig für sich vor Erwachsenen zu sprechen“, gibt der Kulturvermittlungsprofi interessante Einblicke. „Eine sehr wichtige Erfahrung, die dann bei der Lehrabschlussprüfung oder bei Bewerbungsgesprächen von großem Vorteil sein kann.“

Ebenfalls ein langjähriger Kooperationspartner ist die NMS Schulzentrum Gassergasse – mit dem Ziel, das Musical mit der Lebenswelt von Jugendlichen zu verknüpfen, und zwar über alle gesellschaftlichen Grenzen und Einschränkungen hinweg. Intendant Christian Struppeck bringt es auf den Punkt: „Unser großes Ziel ist es, all jenen einen Einblick in die Welt des Theaters zu ermöglichen, die vielleicht sonst nicht die Möglichkeit dazu haben.“

Zu den Spielterminen von „We are Musical - The next Generation“im Raimund Theater!