Nachhaltige Schwimmteiche: Pack die Badehose aus!
Trinkwasserqualität und Badevergnügen direkt vor der eigenen Terrasse: Schwimmteiche bringen Entspannung und Abkühlung in den Garten. Wasserfeste Sonnencremen zerstören so ein Ökosystem nicht und die Energiekosten sollten 50 Euro pro Jahr nicht übersteigen, weiß die auf Hydrobotanik spezialisierte Biologin Ulrike Wychera.
Titelbild: Einzigartig: Eine zauberhafte Mischung aus Blüten und Pflanzen lädt zu einem imposanten Wassererlebnis ein – und das im eigenen Garten! de.bio.top
Chlor? Pfui Teufel! Sonnengebleichte Fliesen in Hellblau? In Italien von mir aus, mit einer mächtigen Kugel Stracciatella in der Tüte und dem ölig glänzenden, braun gegerbten Oldschool-Bademeister: okay. Aber zu Hause im Garten lässt man dann doch lieber der Natur ihren Raum. Ohne Chemie, mit natürlichen Materialien und Formen, mit dem Geruch des Schilfes und mit dem Vorteil, im Winter nicht auf eine grausliche Plastikabdeckung schauen zu müssen. Naturpools, Schwimmbiotope, Teiche, ein mal mit Pumpe, ein anderes Mal ohne – es gibt viele Spielarten der natürlichen Poolvariante. Gleich ist ihnen, dass sie geschmeidiger in den Garten passen und dass die Pflanzen als lebendes Filtersystem funktionieren. Wie praktisch! Den kreativen Auswüchsen, das fesche Naturding mit Partystimmung zu pimpen, sind ebenfalls keine Grenzen gesetzt. Gegenstromanlagen, Beleuchtungen mit allen Farben des Regenbogens – Sie wünschen, der Schwimmteich spielt mit.
Pool-Pioniere
Dass wir heute so durchdachte und bestens funktionierende Ökosysteme zu Hause haben können, ist auch dem 2021 verstorbenen Peter Petrich zu verdanken. Der Niederösterreicher hat vor über 30 Jahre einen »Swimming Pond« erfunden und damit den Grundstein für die mannigfaltigen Varianten des Naturwassers gelegt – oder besser gesagt: das Sprungbrett geschaffen, um im Schwimmbad-Jargon zu bleiben. Die von ihm gegründete Firma Biotop Landschaftsgestaltung hat heute auch Verfahren in petto, mit denen Chlorpools in einen biologischen Betrieb umgerüstet oder alte Schwimmteiche mittels neuer Technologie einer Verjüngungskur unterzogen werden können – mit mehr Komfort und weniger Wartungsarbeiten. Auch Ulrike Wychera hat sich ganz den Naturgewässern verschrieben, ihr Leben spielt sich zur Hälfte unter der Wasseroberfläche ab – und das nicht nur sprichwörtlich, sondern auch körperlich, wenn sie zu Forschungszwecken taucht. Sie ist Biologin mit Fachgebiet Hydrobotanik und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Gewässerökologie und Kleinbadegewässer. Als solche hat sie schon viel gesehen und kennt die klassischen Planungsfehler, wie sie im Interview mit Falstaff LIVING erzählt.

Sauber und gesund: Die Wasserqualität in einem Schwimmteich kann mit jener des Wörthersees verglichen werden. Das tut Haut und Seele gleichermaßen gut. aquatic.at
(c) AquaticLIVING Worin liegt denn der Vorteil eines Schwimmteichs?
Ulrike Wychera Der Schwimmteich ist nicht nur ein Objekt zum Baden, sondern eine Bereicherung des Gartens das ganze Jahr über. Im Winter kann der Schwimmteich zum Eislaufen oder Eisbaden jederzeit genutzt werden. Die Wasserfläche wirkt beruhigend und durch die Verdunstung hat er einen kühlenden Effekt auf die Umwelt. Das ist gerade in Zeiten immer höherer Sommertemperaturen ein wesentlicher Vorteil.
Ist die Wasserqualität bei einem Schwimmteich a priori besser als z. B. bei einem Salzwasserpool?
Die Wasserqualität entspricht einem natürlichen See in Österreich und ist meist Trinkwasser. Durch die Aktivität der Unterwasserpflanzen wird das Wasser immer weicher und man verwendet keinerlei Chemikalien, die die Haut reizen könnten.
Schwimmteiche sind doch etwas Lebendiges. Kauft man sich da auch Tiere wie Kröten oder Schlangen ein? Oder gewollte wie Fische?
Kröten oder Schlangen können durchaus zuwandern, wenn in der Nähe ein Naturgewässer ist. Tiere sind allerdings sehr scheu und werden beim Badebetrieb eher nicht wahrgenommen. Fische sollten nicht im Schwimmteich ausgesetzt werden, da sie das Wasser mit Nährstoffen anreichern und dadurch das Wasser immer trüber wird.
Was sind typische Fehler, die beim Planen eines Schwimmteichs gemacht werden?
Beim Planen wird sehr oft zu klein gedacht. Auch wenn der Garten klein ist, kann der Schwimmteich großzügig wirken. So kann man auch »tote« Winkel des Gartens ausnutzen, um die Regenerationszone zu gestalten. Denn diese benötigt Größe, um die Möglichkeit der Selbstreinigungskraft zu entfalten. Flache Zonen erwärmen sich stark und können schneller von Algen besiedelt werden. Nicht nur die Größe ist ein wesentlicher Parameter, sondern auch die Wassertiefe.
Welche Mindestgröße für den »Regenerationsbereich« ist denn notwendig und funktioniert der Teich um so besser, je größer diese
Fläche ist?
Das Minimum an Regenerationsfläche liegt bei der Größe des Schwimmbereichs, allerdings muss sie so gestaltet werden, dass eine möglichst tiefe Zone entsteht. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung sowie meiner Tätigkeit als Gerichtssachverständige weiß ich, dass vieles von der richtigen Planung eines selbstregenerierenden Schwimmteichs abhängt. Es liegt nicht an der Größe, sondern an der richtigen Ausführung.
Kann ich mit einer Sonnencreme in den Schwimmteich gehen oder schadet das dem Ökosystem?
Wasserfeste Sonnencremes sind kein Problem. Wir haben bereits mehr als 600 Schwimmteiche realisiert, auch gewerblich genützte Anlagen, und haben in den 30 Jahren noch nie Probleme mit Sonnencremes gehabt.
Funktioniert die Genehmigung eines Schwimmteichs gleich wie bei einem Pool?
Grundsätzlich sind Schwimmteiche abhängig von der Größe in Österreich in den meisten Bundesländern genehmigungsfrei, manche Gemeinden verlangen dennoch eine Bauanzeige oder bei größeren Niveauveränderungen Baubewilligungen. Das ist im Einzelfall zu prüfen.
Woran erkennt man die Qualität von Anbietern? Nicht jeder, der sich bei hübschen Pflanzen auskennt, hat auch bei Wasserpflanzen Kompetenz?
Die Anbieter sollten bereits viele Jahre am Markt sein und eine entsprechende Ausbildung vorweisen. Gärtner:innen sollten sich mit dem Thema Wasser intensiv beschäftigen und nicht nur Systemprodukte anderer Firmen kaufen und einbauen. Die Zusammenhänge im Ökosystem Schwimmteich müssen genau verstanden werden, denn der Einfluss der Lage und Positionierung des Schwimmteichs, aber auch das Klima, also Sonneneinstrahlung, Windschutz wirken sich massiv auf die Qualität des Schwimmteichs aus. Mit notwendiger Kompetenz sollte der Anbieter wissen, was dann zu tun ist.
Reden wir übers Geld. Wie sieht es mit den Kosten aus?
Für 30.000 Euro kann man einen sehr schönen Schwimmteich bauen, nach oben gibt es keine Grenzen, und wer selbst mitarbeiten will, kann viel Geld sparen.
Stichwort Nachhaltigkeit: Braucht ein Pool mehr Energie?
Ein gut geplanter Schwimmteich benötigt fast keine Energie. Der Oberflächenskimmer, der Ablagerungen an der Wasseroberfläche absaugen soll, wird nur bei Bedarf für maximal zwei bis drei Stunden eingeschaltet. Alles Weitere macht die Natur. Die Energiekosten sollten 50 Euro pro Jahr nicht übersteigen.
Noch eine andere Frage. Sie haben Gewässer rund um Wien betaucht, ist die Wasserqualität so gut wie z. B. am Wörthersee?
Die Wasserqualität in einem Schwimmteich kann durchaus mit jener des Wörthersees verglichen werden. Neben den Gewässern rund um Wien habe ich aber auch in diversen österreichischen Seen geforscht, wie etwa im Attersee oder im Traunsee. Auch in diesem Fall beschäftigte ich mich mit den Unterwasserpflanzen und deren Funktion im Hinblick auf die Selbstreinigungskraft des Gewässers.
Ulrike Wychera ist Biologin, spezialisiert auf Hydrobotanik. Aufbauend auf ihr universitäres Wissen und zahlreiche durchgeführte Studien an -Österreichs Gewässern, gründete sie die AQUATIC KG 1991. Seit 1999 ist sie Gerichtssachverständige für Gewässerökologie und Schwimmteiche. Seither realisierte sie mehr als 600 Badeanlage. aquatic.at
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