Mit feiner Klinge: Die weltbesten Messermacher:innen
Wie perfekt Messer antike Handwerkskunst mit Contemporary-Design vereinen können, zeigen die Luxus-Werkzeuge der weltbesten Messermacher:innen zwischen Irland und Österreich. Welche Materialien im Trend und warum manche Unikate gefragte Sammlerstücke sind.
Manche Messer haben kunstvolle Moiree-Muster auf den Stahlklingen. Andere erinnern an brutalistische Modelle der Bronzezeit oder an poetische Objekte aus Wunderkammern. Vor allem, wenn ihre kostbar gearbeiteten Griffe aus Perlmutt, Teak oder Emaille sind. Solch wertvolle »Handmade-Werkstücke« von ikonischen Hersteller:innen sind zu beliebten Sammlerstücken geworden. Heute sind nicht mehr nur die japanischen Küchenmesser, bekannt für Präzision, Schärfe und Handwerkskunst, gefragt, sondern alle »Custom-made«-Modelle vom Klappmesser bis zum Messer mit feststehender Klinge, die massenproduzierte Stücke in puncto Haltbarkeit und Kunstfertigkeit weit übertreffen. Wie die edlen Fine-Dining-Begleiter des Schweizer Messermachers Dimitri Turcott.
WERTVOLLE UNIKATE
Turcott fertigt seine Eyecatcher per Hand aus schwedischem rostfreiem, pulverförmigem Damaststahl. Sein Studio Blade, ein Weltklasse-Messerhersteller, beliefert Abenteurer:innen, Jäger:innen und Köch:innen. Auch die Klappmesser des Italieners Antonio Fogarizzu, inspiriert durch alte sardische Eisenarbeiten, wirken wie Werkzeuge für Eklektiker:innen.
»Wir glauben, dass nur ein gut gepflegtes Messer ein gutes Messer ist«, sagt wiederum Piotr Jędras aus Warschau. 2015 gründete er mit einer Gruppe von Freund:innen die Marke KŁOSY, die Tafelmesser, wie das futuristische Steak-Messer-Set »Splinter«, von Hand produziert. Dagegen wirkt das Küchenmesser mit Platanenholz von Alexander O’Neill beinahe banal funktionell. Er designt Griffe nach Kundenwunsch, oftmals bringen seine Auftraggeber:innen das Material gleich selbst mit, etwa Holz von einem Lieblingsbaum im Garten. Spitzenköch:innen aus aller Welt wiederum lieben die martialischen Stücke von Blenheim Forge. Die beiden autodidaktischen Messermacher James Ross-Harris und Jon Warshawsky haben beispielsweise das traditionelle japanische Geflügelmesser »Honesuki« neu interpretiert. Bei dem Jagdmesser »Wild Light« des französischen Duos Pierre Reverdy und Nicole Piel wurde die spezielle Damaszener Musterschweißtechnik angewandt, bis »das Stück für sich selbst spricht«.

»Spitz-Erl«. Richard Kappellers Meisterstück hat einen mit Emaille verzierten Griff aus 925er-Silber und eine handgeschmiedete Federdamastklinge.
messermacher.at

»Vintage-Material«. Sam Gleesons Messer wurden auf der Homo Faber in Venedig gezeigt. Griff aus einer Londoner Platane aus dem Regent’s Park, Klinge aus Vintage-Stahl.
homofaber.com, thisiswhatido.ie

»Snake Juma«. Das Tafel- oder Küchenmesser von Dimitri Turcott aus rostfreiem Damaststahl hat einen Griff aus zwei verschiedenen Materialien.
studio-blade.com

»Gyuto«. Küchenmesser von Alexander O’Neill aus blauem Papierstahl mit gefalteter Stahlverkleidung und einem Griff aus Platanholz.
gorseknives.com

»Splinter«. Piotr Jędras’ Tisch- und Steakmesserdesign ist von zerbrochenen Holzstücken inspiriert, die von Wellen an den Strand gespült wurden.
klosy.pl

»Labyrinth X«. Antonio Fogarizzus eklektische Klappmesser sind in jeder Position gesperrt.
homofaber.com

»Honesuki«. Blenheim Forges Antwort auf traditionelle japanische Geflügelmesser – aus Kohlenstoffstahl, reinem Nickel und Weichstahl.
blenheimforge.co.uk
DAS KÜCHEMESSER ALS WERTANLAGE
Auch der Ire Sam Gleeson hat sich auf Küchenmesser spezialisiert. »Mich motivieren die vielen Geschichten, die das Material in sich birgt«, meint der Klingenschmied. Schließlich zählt das Messer zu den ältesten Werkzeugen der Menschheitsgeschichte, das Gleeson mit traditioneller Schmiedekunst und Präzisionstechnik vervollkommnen will, um Erbstücke für den täglichen Gebrauch herzustellen. Gleeson begegnete durch Zufall dem Homo-Faber Kunsthandwerker Fingal Ferguson, bei dem er alte Schmiedeschweißtechniken lernte. Heute stellt er kunstvolle Klingen für Küchenmesser aus Vintage-Stahl her, etwa aus schmiedeeisernen Wagenrädern oder Riemen für Whiskyfässer.
Manche Messer haben kunstvolle Gravierungen – nicht nur auf der Klinge, sondern auch auf dem Griff. Wie etwa die Allzweckmesser des Salzburgers Richard Kappeller. »Der Trend geht zum schönen, funktionalen Küchenmesser«, erzählt der Messermacher. »Neben Gebrauchsmessern für Jagd, Outdoortätigkeiten und Küche, werden Unikate mit handgestochenen Gravuren und Edelstein-Applikationen immer gefragter.« Er setzt meist 2.000 Jahre alte Mooreichen, exotische Giraffenknochen oder fossiles Elfenbein für Griffe ein. Bei dem »Spitz-Erl«-Messer musste für den Griff aus Silber erst ein 3D-Modell erstellt werden. »Ich lasse mich gerne von Goldschmieden inspirieren. Kostbare Dolche, Schwerter und Bestecke wurden früher mit Techniken und Materialien aus diesem artverwandten Handwerk gefertigt«, so Kappeller. Wie auch sein mit 270 Diamanten besetztes »20 Jahre Jubiläumsmesser« mit in Rotgold gefassten Pavé und einem tropfenförmigen 1,6-Karat-Diamanten. »Das Messer um 55.000 Euro ist zugleich als Wertanlage gedacht. Solche limitierten Einzelstücke sind wertbeständig und über Generationen haltbar.«