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ICONOMY: DESIGN-ICONS UNTER 100 MIT DALÚ ARTEMIDE

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In den 1960er-Jahren trafen Form, Farbe und Kunststoff aufeinander – und nicht selten kam dabei Kult heraus. Wie Vico Magistrettis Tischlampe »Dalú«: ein skulpturales, poppiges Plädoyer für demokratisches Design mit Stil, Charme und einem Schuss Revolte.

Vico Magistretti (1920–2006)

Vico Magistretti zählt zu den großen Meistern des italienischen Designs und der Architektur. Mit seinem feinen Gespür für Form, Funktion und Material prägte er mit Entwürfen wie der Leuchte »Eclisse« oder dem »Maralunga«- Sofa das internationale Verständnis von »Italian Design«. Magistretti verstand es, Alltägliches mit Poesie aufzuladen und hatte keine Scheu davor, mit neuen, innovativen Werkstoffen zu experimentieren. Bis heute gilt er als stilbildender Visionär und Humanist des modernen Designs.

© Fondazione studio museo Vico Magistretti Attribution via WikimediaCommons

Die 1960er-Jahre waren ein Jahrzehnt, in dem gesellschaftlicher Aufbruch, technologische Innovation und der Hunger nach Freiheit eine kulturelle Explosion entfachten.
Das spiegelt sich nicht zuletzt auch im Design wider. Die kreativen Geister dieser Epoche experimentierten mit neuen Materialien, ­verwendeten mutige Farben und ­definierten gleich auch noch eine neue ­Formensprache dazu. Besonders Italien entwickelte sich zu einem Hotspot für Design-Innovationen. Eine neue Generation ­Kreativer befreite sich mit viel Kunststoff, viel Farbe und organischen Formen von der Schwere des Nachkriegsstils. Mittendrin im Geschehen: der Mailänder Architekt Vico Magistretti, der in dieser allgemeinen Aufbruchsstimmung ­begann, sich intensiver mit Produkt- und Industriedesign auseinanderzusetzen. Etwa mit seiner Tischlampe »Dalú«, die das Flair und den Charme der »Swinging Sixties« ­ausstrahlt.

Die Lampe ist aus einem einzigen, im Spritzgussverfahren ­gefertigten Körper aus thermo­plastischem Kunststoff – damals ein hochmodernes Material – gefertigt. Und sie besticht durch Klarheit. Schirm und Sockel gehen fließend ineinander über, das Kabel mit ­integriertem Schalter ist sichtbar ­geführt. Zudem hat es Magistretti auch noch geschafft, die Glühbirne so in das Designgeschehen zu inte­grieren, dass man sie nur als Teil der Konstruktion wahrnehmen kann. Es geht gar nicht anders. Und genau das macht dann auch den Clou aus: Die Lampe spendet direktes Licht, so wie es sich für eine Schreibtisch­lampe gehört. Kann aber auch ­indirekt den Raum erhellen.

Die »Dalú« ist aber nicht nur ein frühes Beispiel für den bewussten Einsatz von Kunststoff in der Produktgestaltung, sondern auch ein erhellendes Beispiel für die Demokratisierung von Design, bei der ­industrielle Fertigung und künstlerischer Anspruch Hand in Hand gehen. Magistrettis Entwurf leistet dafür einen Beitrag, macht Freude an Form und Farbe für viele Menschen zugänglich und bringt gutes Design in den Alltag. Und: Die »Dalú« ist ein frühes Beispiel dafür, wie sich Design in Richtung Skulptur orientiert. Deshalb zahlt man für Originale aus den 1960er-Jahren rund 500 Euro. Allerdings hat Hersteller Artemide dieses Schlüsselwerk im Œuvre ­Magistrettis als Re-Edition mittlerweile auch schon wieder 20 Jahre im Programm. Was den Schluss nahelegt, dass die Lust an Revivals und die Sehnsucht nach Klarheit, Authentizität und ikonischen Formen nach wie vor ungebrochen ist.

Dalú
Artemide
Jahr: 1965
Design: Vico Magistretti
Hersteller: Artemide
Preis: ab 85 Euro

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Manfred Gram
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