DESIGN UNTER 100 EURO: STILLVOLLE STECKDOSENLEISTE VON AVOLT
Steckdosenleisten sind unsichtbare Helfer – funktional, aber selten schön. Avolt macht sie zum Designobjekt. Inspiriert von platonischer Geometrie und Bruno Munari, wird der Würfel zum Symbol für Ordnung und Ästhetik. Technik als Hommage an die reine Form.
AVOLT
Das schwedisches Designunternehmen Avolt hat sich auf die Entwicklung ästhetisch ansprechender und funktionaler Elektronikzubehörteile spezialisiert. Die beiden Gründer Johan Runström (im Bild) und Viktor Lundberg (inzwischen nicht mehr im Unternehmen tätig) sehen ihre Aufgabe darin, Alltagsgegenstände wie Steckdosenleisten und Ladegeräte in stilvolle Designobjekte zu verwandeln.
Die Entstehungsgeschichte des Designstudios Avolt liest sich wie eine kleine Erzählung. Johan Runström, in seinem damaligen Job in der Beratungsbranche unzufrieden, sinniert während eines Urlaubs in Spanien mit seiner Verlobten über die Ästhetik des Alltags. Warum, so fragt er sich, sind die praktischsten Dinge im Haushalt oft die hässlichsten – besonders, wenn sie mit Technik zu tun haben? Diese Erkenntnis war der Anfang einer Idee, doch es sollten noch einige Jahre vergehen, bis Runström 2018 den Mut fasste, seinen ungeliebten Job hinter sich zu lassen. Dann jedoch ging es schnell: Gemeinsam mit Partner Viktor Lundberg gründete er Avolt. Eineinhalb Jahre später feierte das junge Label seinen ersten großen Auftritt auf der Maison & Objet in Paris mit der Präsentation der Kollektion »Square 1«. Was dem Duo dabei gelang, war mehr als eine bloße Neugestaltung eines funktionalen Objekts. Sie revolutionierten die profane Steckdosenleiste und verliehen ihr eine völlig neue, durchdachte Ästhetik – eine längst überfällige Innovation, wenn man bedenkt, wie unscheinbar oder gar unansehnlich dieser Gegenstand bisher war. »Wir gründeten Avolt aus der Überzeugung heraus, dass elektronisches Zubehör nicht nur funktional, sondern auch schön und ästhetisch sein kann«, so Runström.

AVOLT. »Square 1«. Jahr: 2020. Design: Johan Runström und Viktor Lundberg. Hersteller: Avolt. Preis: 64,99 Euro
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Diese Vision wurde – typisch für skandinavisches Design – mit minimalistischer Klarheit umgesetzt. Inspiriert von Bruno Munaris Trilogie »Square Circle Triangle«, schufen sie Objekte, die eine Hommage an die elementaren Formen sind, auf die sich die Menschheit seit Jahrhunderten verlässt. »Jedes Avolt-Produkt«, so Runström, »basiert auf einer Grundform, die universell verständlich ist.« Für »Square 1«, eine Steckdosenleiste mit drei Anschlüssen und zwei USB-C-Ports, fiel die Wahl auf den Würfel – und das wohl nicht zufällig. Der Würfel zählt zu den fünf platonischen Körpern, jenen idealen geometrischen Formen, die Platon als Grundstrukturen der Welt verstand. Er verkörpert Stabilität, Symmetrie und Ordnung – ein Symbol für das Solide, das Berechenbare und das Beständige. Seine Form trotzt dem Zufälligen, ist in sich geschlossen und vollkommen. Der Würfel ist eine Art Essenz der reinen Form, das, was bleibt, wenn der Mensch versucht, die Welt in geordnete Bahnen zu lenken. Doch der Würfel ist nicht nur Sinnbild von Stabilität und Struktur, sondern auch eine zentrale Figur der modernen Kunst und für Kubist:innen wie Minimalist:innen Projektionsfläche für abstraktes Denken. Bei Avolt wird er zudem zu einem Statement – für und gegen den Strom.

Würfelglück. Bei Platon heißt der Würfel Hexaeder. Die Designwelt kennt die Figur auch als Mehrfachsteckdose »Square 1«.
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