Der Klappstuhl: Vom Alltagsmöbel zur Design-Ikone
Praktisch, platzsparend und doch voller Designpotenzial: Der Klappstuhl begleitet uns seit Jahrhunderten und hat immer wieder große Namen der Architektur- und Designgeschichte inspiriert. Heute gilt er nicht nur als funktionales Möbelstück, sondern auch als stilprägendes Objekt.
Der Klappstuhl zählt zu den ältesten Sitzmöbeln überhaupt. Schon im antiken Ägypten oder im Römischen Reich symbolisierte er Mobilität und Macht. Im Mittelalter wurde er als Feldstuhl von Herrschern und Würdenträgern genutzt, später fand er seinen Platz im privaten Haushalt. Was blieb, ist sein Prinzip: ein flexibles Möbel, das Funktionalität mit Beweglichkeit verbindet.
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Wiederentdeckt von Designer:innen
Über die Jahrhunderte hinweg wurde der Klappstuhl immer wieder neu interpretiert – besonders im 20. Jahrhundert, als er die Aufmerksamkeit bedeutender Designer:innen auf sich zog:
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Josef Hoffmann (1900er): Mit der »Sitzmaschine« für die Wiener Werkstätte griff er die Idee des variablen Sitzens auf. Streng genommen kein klassischer Klappstuhl, aber ein wichtiger Vorläufer flexibler Sitzkonzepte.
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Marcel Breuer (1920er): Mit seinen Experimenten in Stahlrohr entwickelte er leichte, transportable Sitzmöbel, die den Weg für moderne Klappmechanismen ebneten.
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Jean Prouvé (1930er): Sein Klappstuhl aus Stahl und Segeltuch wurde als frühes Beispiel für die Verbindung von industrieller Fertigung und Design ins MoMA aufgenommen.
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David Rowland (1960er): Mit dem »40/4 Chair« schuf er einen der ersten stapel- und klappbaren Stühle für Großraumbestuhlungen – bis heute ein Standard in Konferenzräumen weltweit.
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Giancarlo Piretti (1967): Sein »Plia Chair« aus transparentem Kunststoff und Metall gilt als Meilenstein – millionenfach produziert und heute ein Sammlerstück.
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David Chipperfield (2011): Für Alessi entwarf er den »Piana« – einen besonders flachen, minimalistischen Klappstuhl, der sich elegant in moderne Interiors einfügt.
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Ikonen zwischen Alltag und Museum
Viele Klappstühle haben längst den Sprung in die Sammlung internationaler Museen geschafft – etwa ins MoMA in New York. Modelle wie Pirettis »Plia« oder Rowlands »40/4« sind dort nicht nur als Gebrauchsgegenstände, sondern als Designikonen präsent. Sie stehen für die Demokratisierung von Möbeln: leicht, leistbar, vielseitig.
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Zeitgenössische Neuinterpretationen
Heute erlebt der Klappstuhl eine neue Renaissance. Nachhaltigkeit und flexible Wohnformen machen ihn relevanter denn je. Designer:innen und Marken greifen das Prinzip neu auf:
- Mit innovativen Materialien wie recyceltem Kunststoff oder Aluminium.
- Mit ästhetischen Ansätzen, die den Klappmechanismus unsichtbar machen.
- Mit Hybridfunktionen, etwa als Skulptur oder Wandobjekt, wenn er nicht gebraucht wird.
So wird aus einem pragmatischen Möbel ein Statement Piece, das zeigt, wie Design selbst die einfachsten Objekte immer wieder neu erfindet.