Federico Stefanovich: »Lampen aus Holz und Metall sind die Zukunft«
Leuchten aus Metall und Holz strahlen etwas ganz Besonderes aus, was leuchtende Design-Ikonen von Mid-Century bis Contemporary zeigen. Dass diese Materialkombination auch heute im Trend liegt, beweisen die künstlerischen Leuchten des mexikanischen Designers Federico Stefanovich.
Lange bevor Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu wesentlichen Kriterien in den Arbeitsprozessen von Produktdesigner:innen wurden, haben schon Mid-Century-Designer:innen Materialien für ihre Entwürfe verwendet, die diesen Kriterien bis heute entsprechen: Metall und Holz. 1954 setzte das J. T. Kalmar Design Team mit Garth Roberts und Nicolo Taliani bei der ikonischen »Billy«-Tischlampe auf eine schlichte Kombination der beiden kreislauffähigen Materialien, die in ihrer Ausformung von minimalistisch bis edgy interpretiert werden können. Leuchten- und Möbelhersteller:innen wie Fritz Hansen, Porada oder Orion haben Modelle in dem ungewöhnlichen Materialmix in Produktion, die eleganten, rauen oder künstlerischen Flair ins Wohnzimmer bringen.
Skulpturaler Charakter
Jetzt setzt auch ein junger Interior-Designer aus Mexiko bei seinen artsy Leuchtobjekten auf diesen Mix. Federico Stefanovich hat eine neue Formensprache für seine leuchtenden Skulpturen entwickelt, die nicht nur als Lampen funktionieren, sondern auch wie leuchtende Kunstwerke aussehen. Für die »FOLIA«-Kollektion konzentrierte sich der Möbel- und Produktdesigner etwa auf seine enge Beziehung zum Material. Für jedes Beleuchtungsstück wurde sorgfältig erst ein Konzept erstellt, danach wurden digitale Prototypen erzeugt. Diese wurden von einem technischen Team umgesetzt, das auf drei handwerkliche Prozesse spezialisiert ist: Bronzeguss, Holzschnitzerei und Metallbearbeitung. Die bei der Herstellung von Hand entstandenen Unvollkommenheiten bleiben bewusst sichtbar und verleihen den Objekten den typischen Charakter. Stefanovich positioniert auch Lichtquellen so, dass sie sich auf den polierten Messingoberflächen brechen können. Das erzeugt den warmen und indirekten Lichteffekt, der den skulpturalen Charakter der Leuchtenkollektion hervorhebt. Das Collectible Design von Federico Stefnaovich wurde im September in der Designgalerie AGO Projects in Mexiko ausgestellt. Im LIVING-Interview erzählt der Designer, warum er gerne mit Balance spielt und warum Holz und Metall seine Lieblingsmaterialien sind.

Tischleuchte
Die Designer Staffan Tollgard und Filippo Castellani entwarfen 2023 für Porada diese Leuchte aus Walnuss und Metall.
archiproducts.com/de/porada

»Night Owl«
Designer Nicholai Wiig Hansen entwarf 2016 für Fritz Hansen diese Leuchten, die in unter-schiedlichen Ausführungen
erhältlich sind. fritzhansen.com

Tischleuchte »Billy BL«
Designt 1954 vom J. T. Kalmar Design Team mit Garth Roberts und Nicolo Taliani aus Metall und Eichenholz.
kalmarlighting.com

Hängeleuchte Erik
Die Leuchte von Orion aus leichtem Sperrholz und einer Stahlrosette versprüht Skandi-Feeling.
orionleuchten.at

Collectible Design
Jede Komposition der »FOLIA«-Leuchten-Kollektion entfaltet sich aus einem Körper oder
einer Struktur, die aus der Natur kommt. federicostefanovich.com

Leuchtendes Mobile
Die Inspiration stammt von organischen Formen, die in der mexikanischen Flora zu finden sind.
federicostefanovich.com
LIVING: Warum verwenden Sie für Ihre Leuchten den Materialmix Holz und Metall?
FEDERICO STEFANOVICH: Ich finde es faszinierend, wie der Kontrast zwischen diesen beiden Materialien funktioniert. Einerseits ist Metall starr, industriell und kalt, während Holz Wärme, organischen Charakter und Einzigartigkeit vermittelt. Die Kombination dieser Eigenschaften schafft eine bemerkenswerte Balance. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, musste ich die meisten Stücke beim Entwurf genau berechnen. Es ist mir wichtig, die Präzision der Metallverarbeitung einzubeziehen und sie mit der edlen und vielseitigen Beschaffenheit von Holz zu kombinieren. So kann ich ein emotionaleres Stück schaffen, das eine tiefere Resonanz bei den Benutzer:innen hervorruft.
Sind Holz und Metall Werkstoffe der Zukunft?
Ich verwende am liebsten Holz, Bronzeguss und Metall. Das Material ist vielseitig und kann nahezu in alles verwandelt werden. Es sind Materialien der Zukunft, da die daraus geformten Objekte auf Langlebigkeit ausgelegt sind. Beide Materialien sind auch sehr gut alterungsbeständig und lassen sich leicht restaurieren.
Ihr Interior-Design hat eine eigene Sprache. Was erzählt es?
Ich versuche, in meinen Objekten einen Dialog zwischen skulpturalem Ausdruck und einem eher technischen, funktionalen Ansatz aufrechtzuerhalten. Dadurch entstehen Objekte, die bei den Menschen Emotionen hervorrufen. Ich möchte die emotionale Beziehung zwischen meinen Objekten und den Benutzer:innen erforschen. Wenn ich Collectible Design entwerfe, ist es mir sehr wichtig, dass es sich handgemacht anfühlt und eine Geschichte erzählt. Das soll den Menschen helfen, eine stärkere Bindung zu den Objekten aufzubauen. Als Gegensatz zur schnelllebigen Wegwerfkultur, in der wir heute leben.
Wie entstehen die Formen, was inspiriert Sie?
Die Natur ist meine erste Inspirationsquelle und hält mich in Bann. Ich liebe es, die verschiedensten Formen und organische Strukturen zu untersuchen, die ich dann intuitiv in meine Arbeit integriere, wie Pflanzen, Pilze, Blätter, Knochen, Wassertiere und Vögel. Die Natur hat im Laufe der Zeit Formen und Gestalten geschaffen, die harmonisch fließen, schöne Proportionen haben und strukturell funktionieren. Ich möchte sie in mein Design einbringen, ahme sie nach und interpretiere sie durch meinen Ausdruck und meine Materialität neu. Ihre Leuchten sind handgefertigt. Sehen Sie sich als Künstler, als Designer oder als Handwerker? Ich sehe mich als Künstler und auch als Designer. Der gestalterische, skulpturale Aspekt sowie die methodische, technische und funktionale Herangehensweise sind für die Entstehung meiner Arbeiten sehr wichtig.