Von Begriffen wie „Nebenschauplatz“ und „Notlösung“ im Zusammenhang mit Theater und Digitalisierung halten jene fünfzehn Theater, die gemeinsam gerade das theaternetzwerk.digital gegründet haben, nicht besonders viel. Denn der digitale Kulturwandel, so die Überzeugung des Theaternetzwerks, „macht keinen Bogen um die Theater“. Ziel des neu gegründeten Netzwerks ist es, Wissen und Erfahrungen im Bereich Digitaltheater und Theaterdigitalisierung auszutauschen. Analoge Formate möchte man dafür nicht in digitale Räume zwingen, sondern lieber zum digitalen Raum passende Erzählungen finden. Und das am besten gemeinsam.

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„Es ist jetzt wichtig, Partner:innen zu identifizieren, vernetzt und dezentral zu denken, sich gegenseitig verpflichtet zu fühlen sowie sich Erfahrungen mit digitalen Techniken wechselseitig zur Verfügung zu stellen, denn: Sharing is Caring!“, sagt Marcus Lobbes, Direktor der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund. Geht es nach den beteiligten Häusern, werden digitale Ansätze auch nach der Krisenzeit ihren festen Platz in der Theaterlandschaft haben.

Dortmund als Ausgangspunkt

Initiatoren des Projekts sind die bereits erwähnte Dortmunder Akademie für Theater und Digitalität und das Staatstheater Augsburg. Als einziges österreichisches Theater ist das Wiener Volkstheater mit an Bord. Das verwundert auch deshalb nicht, weil Volkstheater-Intendant Kay Voges auch Gründungsdirektor der Dortmunder Akademie ist. Die Anfang 2019 gegründete Einrichtung ist die sechste Sparte des Theater Dortmund, dessen Intendant Voges von 2010 bis 2020 war.

Ästhetische Potentiale nutzen

Wie aus ersten Statements hervorgeht, gehört es auch zu den Zielen des Netzwerks, digital und analog nicht länger als Gegensatzpaar zu sehen. So erklärt Florian Lutz, designierter Intendant des Staatstheaters Kassel, dass die „digitale Vision" des Staatstheaters künftig auch darauf beruhen soll, „nicht mehr nur über die längst selbstverständlich gewordenen digitalen Räume und Prozesse der Gegenwart wie über ‚das Andere' zu sprechen, sondern das Digitale in seinen vielschichtigen Potentialen zu integrieren". Barbara Mundel, Intendantin der Münchner Kammerspiele, ist davon überzeugt, dass sich das Theater als Ort der kritischen Reflexion aktuellen Zeitgeschehens, „den aktuellen technologischen Veränderungen nicht kritiklos unterwerfen darf". Es muss sich mit ihren Auswirkungen auseinandersetzen und ihre ästhetischen und künstlerischen Potentiale proaktiv erkennen und nutzen.

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