Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing
Lessings Drama „Nathan der Weise“ zählte bereits seinerzeit zum Bildungskanon und findet noch heute den Weg in fast jedes Klassenzimmer. Die Ringparabel hat große Berühmtheit erlangt. Doch worum dreht sich die Geschichte? Eine Zusammenfassung.
Inhalt
Die Zeit des Dritten Kreuzzuges 1189-1192: Die Tochter des Juden Nathans, Recha, wird von einem christlichen Tempelherr aus dem brennenden Haus gerettet. Der selbst wurde vom muslimischen Herrscher Saladin verschont, da er dessen Bruder Assad ähnlich sieht.
Saladin ist verschuldet und erhofft sich vom wohlhabenden Nathan ein Darlehen. Er spricht ihn aber nicht direkt darauf an, sondern stellt seine Weisheit auf die Probe, indem er ihn nach der "wahren" Religion fragt. Nathan hat das Spiel durchschaut und antwortet mit der berühmten Ringparabel darauf, in der die Gleichheit der Religionen betont wird. Saladin, tief beeindruckt von Nathans Humanität, will den nun zum Freund haben und der gibt Saladin sogar unaufgefordert sein Geld.
Der christliche Tempelherr will Recha heiraten, doch Nathan ist dagegen. Warum stellt sich wenig später heraus: Die beiden sind Geschwister, Recha wurde also auch von einer christlichen Mutter geboren, weshalb Nathan in Schwierigkeiten gerät und verbrannt werden soll. Zum Schluss kommt noch heraus, dass beide Geschwister die Kinder Assads, dem Bruder Saladins sind. Mit der Umarmung der ganzen „Familie“ fällt der Vorhang.
Werkgeschichte
Nathan der Weise ist Lessings letztes Werk und erschien 1779. Der Hintergrund: Im Zuge des sogenannten „Fragmentenstreits“ mit dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze wurde ein Teilpublikationsverbot über Lessing verhängt. Daraufhin baute Lessing seine deistischen Vorstellungen in sein Drama ein, zuvor arbeitete er noch an seinem philosophischen Werk Die Erziehung des Menschengeschlechts. Seit 1750 bereits beschäftigte sich Lessing mit dem Stoff.
Mit der Figur des Nathan setzte Lessing seinem Freund Moses Mendelssohn, dem Begründer der jüdischen Aufklärung, ein Denkmal.
Einflüsse für Lessing waren die Philosophie Denis Diderots, dessen Theaterreform er sehr schätzte.
Aufführungsgeschichte
Am 14. April 1783 feierte Lessings Drama seine Uraufführung am Döbbelinischen Theater in Berlin. Inoffiziell wurde das Stück bereits 1779 in Mannheim das erste Mal gespielt. Das Publikum war jedoch eher enttäuscht. 1802 fand das Stück unter der Inszenierung von August Wilhelm Iffland allerdings endlich Anklang. In der NS-Zeit durfte das Stück nicht mehr aufgeführt werden, obwohl es davor zum Bildungskanon zählte. Später wurde es in diesen wieder aufgenommen.
2017 wurde das Stück im Wiener Volkstheater durch Nikolaus Habjan mit der Hinzunahme von Puppen, die vom Regisseur selbst gebaut und designt wurden, inszeniert.
1922 wurde das Drama erstmals von Manfred Noa als Stummfilm adaptiert, der Film wurde nach der NS-Zeit wieder gefunden und restauriert sowie 2009 durch arte mit neuer Musik vertont. Es entstanden noch einige weitere Verfilmungen in den 50ern, 60ern und 70ern.
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