Wenn die Tage länger werden und die Nächte lauer, wenn die Kastanienbäume beschließen, sich mit duftenden roten und weißen phallusartigen Stängeln zu schmücken als Gegenentwurf zu den geschmückten winterlichen Tannenbäumen, wenn die heimischen Erdbeeren im Saft stehen und die Kirschen ein nicht mehr sehr weit entferntes Versprechen sind, kurzum, wenn alles in Blüte und Saft steht, was auch nur irgendwie an Erotik erinnert – dann sind sie endlich da, die lotterhaften, zauberhaften, berauschenden und berauschten Frühlingsmomente. Die seligen Gesichter: sonnengeküsst. Die Nasenrücken: leicht errötet.

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Die Libido schlägt plötzlich aus wie ein junges Pferd, nein, wie frischer Spargel, die Gedanken an Urin schieben wir sofort wieder zur Seite, auch jene an den pferdigen, obwohl er jetzt in der Innenstadt besonders intensive Dufterlebnisse beschert und beschwert, jetzt, wo es endlich wieder warm geworden ist. Alles ist beschwingt, man trägt der einladenden Jahreszeit entsprechend Luftiges und Ausgeschnittenes, man sieht wieder ästhetisch nur halbgereifte Tattooreste diverser Geweihe auf verlängerten Rücken und Lenden, die diverse Narrenhände dort angebracht haben.

Der sogenannte Glow wird nun geboten und erwartet, das verdammte Sonnenöl ist zu oft mit Goldpartikelchen versetzt, als wäre ein jeder und eine jede König Midas persönlich. Egal! Es ist wieder warm, nur das zählt! Die Schönheit liegt im Auge der Betrachtenden. Die Geilheit auch. Und die Verzweiflung, vor allem die in jenen Kabinen, in denen Badeanzüge und Bikinis anprobiert werden. Das ist – ehrlich und frei von der Leber weg! – wirklich nicht nötig. Um einen Beachbody zu erlangen, braucht es nur zwei Dinge, man lasse sich ja nichts anderes einreden, nämlich einen Beach und einen Body. Schönheit ist fein, leben und leben lassen, ja auch das Sich-leben-Lassen ist noch feiner.

Alessandra Ferri

Hallo, Superstar!

Alessandra Ferri ist die größte Ballerina der Jetztzeit. Mit 61 beendete sie ihre Karriere, jetzt wird sie neue Wiener Ballettchefin. Ein Gespräch über Nurejew, Baryshnikov, Sting und ihre Pläne. Plus: Kommt Freundin Isabella Rossellini zum Opernball? Weiterlesen...

Der Frühling ist ein Fest des Lebens, des Dionysischen, des Erotischen und überhaupt der Begegnung, da haben rigide Ideale eigentlich nichts verloren. Feiert! Genießt! Seid! Der Frühling ist nicht forever, und die Diamanten kann man nicht ins Grab mitnehmen. Und wenn man schon einen Coup landen will, am besten einen kalten! Den Eiscoup in Ehren kann niemand verwehren. Man kann sich vortrefflich darüber streiten, ob der Eissalon über die Gasse mit Eis versorgt oder die Eisdiele auf die Hand, ich empfehle die konkrete Visualisierung beider Versionen, das versöhnt sogar das Deutsche mit dem Österreichischen.

Die Schanigärten explodieren über die Gehsteige, die Fahrradfahrenden haben eine Freude mit Autos und Fußgehenden, die Fußgehenden, das schwächste Glied in der Hackordnung des Verkehrs, jedenfalls des öffentlichen, haben eine Freude an Fahrradfahrenden und Autos. In der Nacht zieht alkoholisch hochgejazzte Jugend an offenen Fenstern vorbei, die Hunde melden sich begeistert zurück.

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Manchmal röhrt es wie brünftige Hirsche, wenn man in der Stadt ist, weiß man Bescheid, dass es keine herkömmlichen solchen sind. Kurzum: Der Frühling lässt sein blaues Band, wie Eduard Mörike das so poetisch sieht, wieder flattern durch die Lüfte. Und Düfte und so weiter. Man kann es auch wesentlich unzarter, aber genauso begeistert einläuten: Hurra! Die Brunftzeit ist da! Und mit ihr die Blumen und die Bienen.