Richard II. gehört zu Shakespeares Königsdramen und setzt sich mit den letzten Regentschaftsjahren des englischen Königs Richard II. auseinander. Das Stück beginnt vor Gericht. Henry Bolingbroke, Herzog von Hereford, beschuldigt Thomas Mowbray an dem Mord des Herzogs von Gloucester beteiligt gewesen zu sein. In seiner Funktion als Richter würde König Richard II. die beiden gerne versöhnen, es gelingt ihm jedoch nicht. Sie fordern einander zum Duell, das Richard II. allerdings abbricht und daraufhin beide Kontrahenten verbannt. Kurz darauf beschließt der König, einen Feldzug gegen irische Rebellen zu starten, für den er aber eigentlich gar kein Geld hat. Die Staatskassen sind leer. Da kommt es ihm gerade recht, dass Bolingbrokes Vater John of Gaunt im Sterben liegt und er dessen Vermögen für seinen Krieg gegen Irland beschlagnahmen kann.

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Machtablöse

Unterdessen wenden sich immer mehr Adelige von Richard II. ab. Außerdem ächzt das Land unter der massiven Steuerlast. Eine Welle der Erleichterung erfasst die Unzufriedenen, als sie mitbekommen, dass Bolingbroke mit seiner Gefolgschaft auf dem Weg zurück nach England ist. Es beginnt ein Feldzug gegen einige übriggebliebene, königstreue Adelige und Berater des Königs.

Richard kehrt währenddessen von Irland nach England zurück und schwört, sich an den Rebellen zu rächen. Er muss sich jedoch bald eingestehen, dass er kaum noch Verbündete und daher keinerlei Chancen gegen Bolingbroke hat. Deshalb verschanzt er sich lieber auf eine Burg in Wales. Bolingbroke bekommt Wind davon und konfrontiert ihn daraufhin mit seinen Forderungen. Er sei bereit, den Feldzug zu einem Ende zu bringen, wenn er dafür seine Ländereien zurückerhalte und die Verbannung aufgehoben werde.

Richard stimmt zu. Er ist sogar bereit, ihm die Krone zu überlassen. Bolingbroke nimmt die Krone an und wird zum König ernannt. Durch den Einwand des Bischofs von Carlisle, dass es sich nicht gehöre, einen König in dessen Abwesenheit durch einen neuen zu ersetzen, wird Richard zu Bolingbroke geführt. Er wird aufgefordert zuzugeben, dass er die Ermordung des Herzogs von Gloucester veranlasst hat. Der ehemalige König weigert sich und wird daraufhin in den Tower gebracht. Ein Handlanger des neuen Königs Henry IV. bringt ihn schließlich um. Henry reagiert pragmatisch und distanziert sich von der Tat.

Entstehung

Wie bei vielen anderen Stücken Shakespeares ist auch bei Richard II das genaue Entstehungsdatum nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass es im Jahr 1595 entstanden ist. Damals wirkte Shakespeare als Autor der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men in London. Als Vorlage diente Shakespeare vor allem Raphael Holinsheds Chronicle of England, Scotland and Ireland aus dem Jahr 1587. Erstmals gedruckt wurde das Stück 1597. Es ist außerdem das erste Stück einer Tetralogie. Die weiteren drei Stücke handeln von Richards Nachfolgern.

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Historischer Hintergrund

Es wird vermutet, dass in Shakespeares Königsdrama die Angst der englischen Bevölkerung vor einem bevorstehenden Machtvakuum widerspiegelt. Zur Zeit der Entstehung des Stücks waren Shakespeares Zeitgenossen schließlich mit einem vermeintlichen Umbruch konfrontiert: Die Regentschaft der kinderlosen Elisabeth I. neigte sich dem Ende zu und Komplikationen rund um ihre Thronfolge wurden erwartet.

Jan Bülow Viktoria Frick (Henry Bolingbroke) in Johan Simons Inszenierung von Shakespeares Richard II. am Burgtheater.

Foto: Marcella Ruiz-Cruz