Pizzaöfen im Trend: Casa della pizza
Pizza selber machen ist angesagt wie schon lange nicht mehr. Aber eine richtige Pizza braucht ordentlich Hitze. Kein Wunder, dass Pizzaöfen zurzeit boomen und jede:r einen im Garten stehen haben will. LIVING hat sich den Hype genauer angesehen und zeigt die besten Öfen für Back(um)triebe aller Art.
Es ist nicht gerade wagemutig, zu behaupten, dass die Coronapandemie die Welt verändert hat. Unter anderem, wenn man sich bewusst macht, dass vieles, was in den letzten drei Jahren so aufpoppte, gekommen ist, um zu bleiben. Homeoffice und Besprechungen via Zoom zum Beispiel. Oder die neu entflammte Liebe der Menschen zum Backen. In den Lockdowns ließen nämlich viele nicht sich selbst, sondern lieber Germteige gären oder führten Sauerteige durch die Freizeit. Schnell merkten bis dato ungeübte Hände und ungeschulte Gaumen: Selbst gemachtes Brot und Pizzateig, dem man gute 72 Stunden Zeit lässt, sich zu entwickeln, sind leicht gemacht und schmecken großartig. So eine Erkenntnis kann man nicht mehr so einfach aus der Welt schaffen. Da trifft es sich auch gut, dass durch die ganzen verschobenen und ausgefallenen -Urlaube auch noch bewusst ins eigene Heim investiert wurde. In den Garten etwa. Oder in Outdoorküchen, die mittlerweile zu einem Statussymbol avanciert sind. Und jetzt neu dabei zwischen Smoker, Luxusgriller und Plancha: der Pizzaofen!
Ein Pizzaofen-Hoch
»Die heutige Beliebtheit eines Pizzaofens im Garten ist aus meiner Sicht ein starkes Lifestylethema«, erklärt Daniela Steininger vom oberösterreichischen Architektur- und Designbüro Steininger Designers. Das Unternehmen vertreibt die unter Kenner:innen kultisch verehrte modular-puristische Outdoorküche »Rock Air«, die aber »nur« einen Pizzastein kennt. Gedanken zum momentanen Pizzaofen-Hype macht man sich trotzdem: »Hier wird eine uralte Tradition fortgesetzt. Jahrhundertelang gab es Gemeindebacköfen, die lange als Dreh- und Angelpunkt eines Dorfes fungierten«, holt Steininger weit aus und ergänzt: »Ein Pizzaofen im Garten greift, ebenso wie eine moderne Outdoorküche, diese Tradition auf. Er dient als Treffpunkt für einen Plausch mit Freund:innen und Nachbar:innen.« Die Feuerstelle als eine der ursprünglichsten Formen geselligen Zusammenseins – das scheint also tief in der menschlichen DNA verankert zu sein. Im 21. Jahrhundert hat das Drumherum rund um Grillrost und Ofen allerdings einige Bedeutungsebenen mehr bekommen: »Für viele ist es ein Luxus, mit Freund:innen und Familie draußen kochen zu können und vor allem den Augenblick in der Natur zu genießen«, so Steininger, die auch erzählt, dass sich das italienische Pizzaofenhoch momentan noch nicht bei ihren Kund:innenwünschen niedergeschlagen hat, aber ihres Erachtens definitiv in den heimischen Gärten angekommen ist. Das bestätigt auch Wolfgang Garger. Der Salzburger Unternehmer ist Chef einer Werbeagentur, die vor allem Kund:innen aus dem Gastrobereich betreut. Parallel dazu hat er aber mit seinem Unternehmen Ambisontes auch ein lukratives Geschäft mit dem Vertrieb und der Montage von Grillgeräten und Outdoorküchen aufgezogen. »Seit 16 Jahren beliefere ich nun schon die gehobene Gastronomie, aber auch private Kund:innen«, erzählt er. Auch ihm ist der mittlerweile sehr häufig auftretende Wunsch nach Pizzaöfen für den Hausgebrauch nicht entgangen. »Das boomt momentan so richtig, wir kommen mit den Bestellungen nicht nach«, berichtet Garger. Nicht unwesentlich ist dabei die Frage der Optik. »Kund:innen legen mittlerweile große Wert auf Langlebigkeit und ansprechendes Design. Die Zeiten, in denen man sich irgendwelche Blechkisten in den Garten stellte, sind vorbei«, analysiert Garger und vertieft seine Ausführungen mit weiteren Eindrücken aus der Praxis: »Hoch im Kurs stehen zurzeit kleine Öfen, die mit Gas betrieben werden, aber auch hybride Modelle, die sowohl mit Holz befeuert werden können, aber auch mit Gas funktionieren.«

Napoli-Style Hochwertiger Holz-Stein-Backofen im neapolitanischen Stil, der mit roten Minifliesen auch optisch einiges hermacht. arts-nature.de
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Hotspot Einen Hinterhof in Seattle hat das Architekturbüro Shed einfach mit einem Pizzaofen wiederbelebt. So leicht kann es sein. shedbuilt.com
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Meerblick Der Gemütlichkeit eines gut entworfenen Steinbackofens kann man sich nur schwer
entziehen, wie dieser Pavillon in einem Hafenvorort von Sidney zeigt. walterbardadesign.com
Willkommen im Ofendschungel
Und das ist noch lange nicht alles, was es an Möglichkeiten gibt, wie sich zu Hause heiße Scheiben aus dem Ofen holen lassen. Es geht nämlich auch eine Spur größer. Etwa mit einem Steinbackofen, der – nomen est omen – aus Stein gebaut ist. Er kann als klassischer italienischer Pizzaofen inszeniert werden, als Backhäuschen oder mit Kuppel, muss aber gut vor der Witterung geschützt werden. Dafür halten Steinbacköfen die Wärme sehr lange und man hat dann die Möglichkeit, im zweiten Durchgang Brot zu backen oder Gerichte zu schmoren. Die Alternative dazu bietet der Metallofen aus Stahl bzw. Edelstahl. Er ist witterungsbeständiger und flexibler, da er nicht zwingend fest eingebaut werden muss und mit Rollen bewegt werden kann. Die Hitze hält er zwar weniger lang als ein Steinbackofen, dafür ist er wartungsarm und leicht zu reinigen. Außerdem gibt es auch Metallöfen in der zurzeit stark nachgefragten Kuppelform. Ein weiterer Vorteil. Werden die Öfen indirekt befeuert, hat man mehrere Kochebenen zur Verfügung und kann gleichzeitig noch andere Gerichte neben der Pizza garen. Man sieht, die Ofenpalette ist enorm und reicht von kleinen, mobilen Geräten über gemauerte Exemplare hin zu Bausätzen oder vormontierten Pizzaöfen. Und das alles kann man dann mit Gas, Holz oder fallweise auch elektrisch auf optimale Betriebstemperatur jenseits der 400 Grad bringen.
Pizzaofen: Ein krisensicheres Investment
Gastroprofi Garger beschreibt in diesem Kontext außerdem einen Mikrotrend, den er in den letzen Monaten beobachtet hat. »Man greift wieder verstärkt zu Holz und Kohle und geht weg vom Gas«, erzählt er und untermauert diesen Eindruck mit einer Buchhaltungserkenntnis: »Wir verkaufen mittlerweile im Dezember genauso viel Kohle wie im Juli, dem traditionell stärksten Grillmonat.« Der Experte hat übrigens auch eine nur auf den ersten Blick abenteuerliche Erklärung dafür: »Es scheint, als wolle man autark bleiben und für einen möglichen Blackout gerüstet sein.« Irgendwie so, als habe man durch die ständigen Krisenmodi, die um einen herum einwirken, selbst dann noch permanent Worst-Case-Szenarien im Hinterkopf, wenn man sich prestigeträchtige Feuerstellen in den Garten holt. Einmal mehr ein Indiz dafür, wie die Coronapandemie die Welt verändert hat.

Multifunktional »Quercus« nennt sich dieser Außenkamin mit dreiseitigem Glas und einem Ofen, der mit Pizzastein daherkommt und auch sonst perfekt zum Garen und Backen taugt. rb73.eu
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Klein, aber fein Mobiles Öfchen für den Haus- und Tischgebrauch, das in fünf Minuten auf Betriebstemperatur ist. Leicht zu verstauen und zu reinigen. oakdenedesigns.com
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