BÜHNE: Sie können auf eine Vielzahl an Erfolgen zurückblicken. Was würden Sie als eine der wichtigsten Stationen auf Ihrem bisherigen Karriereweg bezeichnen?

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Mareike Fallwickl: Ich habe mich, seit ich lesen kann, immer nur mit Sprache beschäftigt und wollte nie etwas anderes als schreiben. Lange Zeit habe ich als Texterin und Lektorin gearbeitet. Heute weiß ich, das war kein Umweg, das war der eigentliche Weg, auch wenn es zwischendrin nicht so ausgesehen hat. Als dann 2018 mein Debütroman „Dunkelgrün fast schwarz“ erschienen ist, war das definitiv ein Meilenstein.

Darüber, wie sehr auch Schreiben ein Handwerk ist, sprechen wir ungern, weil wir eine romantisierte Vorstellung vom Musenkuss haben.

Mareike Fallwickl, Autorin

Hilft Ihrem literarischen Schreiben Ihr ehemaliger Beruf als Texterin?  Wie wirken sich beide Tätigkeiten aufeinander aus?

Ich habe vierzehn Jahre lang für Werbe- und Digitalagenturen Imagekampagnen, Funk-Spots, Broschüren, Headlines getextet und als freie Lektorin Bücher anderer Schreibender überarbeitet. Beides hat mir unglaublich dabei geholfen, bei meinem eigenen Schreiben besser zu werden. Es heißt ja immer, dass man etwas zehntausend Stunden tun muss, damit man es wirklich gut kann. Darüber, wie sehr auch Schreiben ein Handwerk ist, sprechen wir ungern, weil wir eine romantisierte Vorstellung vom Musenkuss haben. Tatsächlich aber steckt sehr viel harte Arbeit darin.

Ihr Roman „Die Wut, die bleibt“ ist ab August bei den Salzburger Festspielen zu sehen. Wie sehr waren Sie im Prozess der Drama­tisierung eingebunden?

Jorinde Dröse, die Regisseurin, schickt mir Videos, wir hatten Zooms mit den Schauspieler*innen, sie nimmt mich übers Handy mit in den Probenraum. Wir haben sehr intensiv über die Figuren gesprochen, und der Cast ist wunderbar divers. Die Theaterfassung durfte ich als Erste lesen. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, etwas zu verändern, aber ich hatte keinerlei Einwände: Es ist heftig und intensiv und emotional und krass, die ganze Wucht des Romans ist enthalten.

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Über welches Thema sollte Ihrer Meinung nach mehr geredet und geschrieben werden?

Darüber, wie sehr das Patriarchat auch den Männern schadet.

Welche Frage können Sie in Interviews nicht mehr hören?

Oft sind bereits die Fragen sehr misogyn, ohne dass die Fragestellenden es merken: Was müssen die Frauen ändern? Wieso lassen die Frauen sich das gefallen? Warum tappen Frauen in diese Falle? Die Frauen bräuchten doch nur auf die Straße zu gehen, sich zu wehren, besser zu verhandeln, wieso tun sie es nicht? Und dann muss ich bei meiner Antwort da ansetzen, dass es Teil von Misogynie ist, immer den Frauen selbst die Schuld an ihrer Unterdrückung zu geben.

Ein bescheidenerer Vorschlag

Die Bouffons sind los

Am 12. und 20. August ist Thomas Topplers und Hannelore Schmids preisgekröntes Bouffon-Stück „Ein bescheidenerer Vorschlag“ beim Hin & Weg Theaterfestival in Litschau zu sehen. Wir haben mit den beiden über Serendipität, schönes Scheitern und ihr nächstes Stück gesprochen. Weiterlesen...

Wie oft wollen Sie nicht schreiben?

Die Frage stellt sich nicht, ich bin Mutter. Ich muss jede freie Minute nutzen.

Gibt es einen Ratschlag an Ihr jüngeres Ich?

Nein. Sie hat das alles gut hingekriegt.

Ihr Wunsch an den Literaturbetrieb?

Viel mehr Raum für Bücher von weiblichen, nichtbinären und trans Schreibenden.

Zur Person: Mareike Fallwickl

eboren 1983 in Hallein bei Salzburg, arbeitete ­Mareike ­Fallwickl zunächst als ­Texterin und Lektorin. Seit 2009 betreibt die ­Autorin den Literaturblog „Bücherwurmloch“, in dem sie ­Bücher rezensiert. Außerdem schreibt Fallwickl die Kolumne „Das Zuckergoscherl“ für die „Salzburger Nachrichten“. Ihr Roman „Die Wut, die bleibt“ erschien 2022 und ist der ­dritte Roman der Autorin. 

Zu den Spielterminen von „Die Wut, die bleibt“ bei den Salzburger Festspielen