Die Opernwelt trauert. Die slowakische Starsopranistin Edita Gruberova ist mit 74 Jahren in Zürich verstorben. Jahrzehntelang wurde sie für ihre charismatische Bühnenpräsenz, ihre einzigartige Stimmfarbe und ihre perfekte Technik als Koloratursängerin, vor allem im Belcanto, gefeiert. Ihr Debüt feierte sie am 7. Februar 1970 an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte, wo sie langjähriges Ensemblemitglied war.

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Bilder der Opernlegende in der Wiener Staatsoper

Fast fünf Jahrzehnte stand die Opernlegende regelmäßig auf der Bühne der Wiener Staatsoper und wurde vom Wiener Opernpublikum verehrt. Insgesamt waren es mehr als 700 Vorstellungen, wie Direktor Bogdan Roščić sagt: „Immer wieder bezeichnete Edita Gruberova die Wiener Staatsoper als ihre künstlerische Heimat, ihr Geburtshaus, ihren Olymp. Im gleichen Maße wurde sie vom Wiener Publikum, aber auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses als 'unsere' Gruberova angesehen - ein Ehrentitel, der nur den Allerwenigsten zuteil wird."

Edita Gruberova: Perfektion im Dienste der Musik

Und Roščić ergänzt: „Dabei war ihre vielgerühmte stimmliche Perfektion nie Selbstzweck, sondern immer im Dienst einer kompromisslosen Hingabe an die Musik und deren bestmögliche Interpretation."

Durchbruch als Zerbinetta

Edita Gruberova wurde am 23. Dezember 1946 in Bratislava geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Schon früh zeigte sie eine außerordentliche musikalische Begabung. Ein Pfarrer drängte sie schließlich dazu, sich am Konservatorium in Bratislava zu bewerben – mit Erfolg.

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Es war Josef Witt, der damalige Leiter des Opernstudios der Wiener Staatsoper, der mit ihr nach ihrem Debüt als Königin der Nacht die Partie der Zerbinetta erarbeitete und durchsetzte, dass sie die extrem herausfordernde Rolle in Vorstellungen verkörpern konnte. Zunächst in Repertoire-Aufführungen und dann schließlich in der Neuproduktion vom 20. November 1976. Diese Premiere sollte ihr internationaler Durchbruch werden.

Der nicht eben zu Lobeshymnen neigende Premierendirigent Karl Böhm brachte ihre Singularität in einem später oft zitierten Satz zum Ausdruck, wie die Wiener Staatsoper in einer Aussendung erinnert: „Mein Gott, wenn Strauss doch Ihre Zerbinetta gehört hätte!" Mit der Titelrolle von Lucia di Lammermoor folgte 1978 der nächste Triumph unter Giuseppe Patané.

Edita Gruberova sang alle wesentliche Partien ihres Fachs

In den folgenden Jahren sang Edita Gruberova u.a. Violetta (La traviata), Olympia (Les Contes d'Hoffman), Konstanze (Die Entführung aus dem Serail). Als Aminta (Die schweigsame Frau), Adele (Die Fledermaus), Rosina (Il barbiere di Siviglia) und Norina (Don Pasquale).

Königin des Belcanto

Neben weiteren Rollen von Mozart, dessen Musik sie als „schwer zu knackende Nuss" bezeichnete, intensivierte sie ihre Beschäftigung auf dem Gebiet des Belcanto-Repertoires: Titelpartie in Maria Stuarda, Giulietta in I Capuleti e i Montecchi, Elvira in I puritani, Titelpartie in Linda di Chamounix, Elisabetta in Roberto Devereux, Titelpartie in Norma (konzertant), Titelpartie in Lucrezia Borgia (konzertant) und Titelpartie in Anna Bolena. Manche dieser Opern wurden sogar ausschließlich ihretwegen neu produziert und gespielt.

2019 beendete Gruberova ihre Karriere. Ihren letzten Opernauftritt im Haus am Ring absolvierte sie am 23. Oktober 2015 als Anna Bolena. Noch einmal war sie im Rahmen eines Galakonzerts am 23. Juni 2018 in der Wiener Staatsoper zu hören.

Das Singen hat mir immer Spaß gemacht. Dazu bin ich geboren, ich wollte nie etwas anderes machen. Seit ich denken kann, habe ich immer gesungen Zu Hause mit der Mutter, Kinderlieder in der Schule, später, während des Studiums kleine Konzerte, zum Teil im von uns so begehrten Ausland. Singen ist einfach mein Leben!"

Edita Gruberova 2014 im Interview mit dem Wiener Staatsopern-Magazin