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© Christian Steinbrenner

Wohn-Trend: Private Branded Residences

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Mit dem richtigen Namen lässt sich alles besser verkaufen. Private Branded Residences, also Eigentumswohnungen in einem Luxus-Sternehotel, sind einer der am schnellsten wachsenden Sektoren der Immobilienbranche. Kein Wunder: Vom Konzept profitieren alle – Investor:innen, Hoteliers und Bewohner:innen. 

Titelbild: Luxuswohnung im »Palais Hansen Wien«, (Anantara-Hotel, ehem. »Kempinski«): Jede der insgesamt 17 privaten Residenzen am Wiener Schottenring hat ihren Reiz und genießt vielfältige Annehmlichkeiten des Fünf-Sterne-Hotels. anantara.com, livingdeluxe.com

Die Oberliga des servicierten Wohnens liegt im Reich der Sterne. Aber sie ist real. Und zwar in jenen Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels und Resorts rund um den Globus, wo Kaufwillige Luxuseigentumswohnungen erwerben können, die alle Annehmlichkeiten des Hauses verfügbar machen. Tagtäglich. Hunger? Ein Tisch im Nobelrestaurant des Hotels ist stets reserviert. Ein spontaner Event, aber der Babysitter ist nicht verfügbar? Der Kinderclub übernimmt. Sonst noch Wünsche? Kein Problem, der »Owner’s Club« hat rund um die Uhr eine Lösung parat. Private Branded Residences alias »Immobilien mit Hotelanbindung« nennen sich solche Luxusdomizile, die Hotelfeeling und 24/7-Service ins Eigenheim bringen. Laut Savills Global Residential Development Consultancy ist der gebrandete Wohnsektor in den vergangenen zehn Jahren um satte 160 Prozent gewachsen und besteht heute aus weltweit mehr als 100.000 Einheiten in 690 Projekten. Bis 2030 sollen es an die 1.300 werden, womit das Angebot fast verdoppelt wird. Das höchste Wachstum prognostiziert Savills im Nahen Osten (plus 120 Prozent) und in Mittel- und -Lateinamerika (plus 89 Prozent). Aber auch in Europa – vor allem in London und Paris – ist gebrandeter Wohnraum einer der am schnellsten wachsenden Sektoren der Immo-Branche.

Noblesse oblige

In Wien war das Fünf-Sterne-»Kempinski« im Palais Hansen am Ring Vorreiter dieses Konzepts. Hier wurden vor mehr als zehn Jahren neben exklusiven Zimmern und Suiten 17 -Luxuswohnungen errichtet, die an das Hotel angebunden sind. Die Bewohner:innen der privaten Residenzen können zwar einen eigenen Hauseingang benutzen und auch sonst unabhängig vom Hotelbetrieb sein, müssen aber nicht. Denn egal, ob sie sich abends noch schnell einen Drink von der Bar holen, das Spa des Hauses benutzen oder den Wäscheservice beanspruchen – hier ist alles möglich, und zwar sofort. Noblesse oblige eben. Entsprechende Luxuswohnungen gibt es in Wien inzwischen in mehreren Sternehotels, darunter das »Sans Souci« in der Burggasse, »The Amauris Vienna« am Kärntner Ring oder das »Almanac« am Parkring. Im »Mandarin Oriental«, das im Juli 2025 im ehemaligen Handelsgericht in der Riemergasse eröffnet werden soll, werden elf Luxuspenthouses und 14 repräsentative Wohnungen angeboten. 65 Prozent davon seien laut Investor Dimitry Vallen, der selbst eine der Privatresidenzen im Dachgeschoß beziehen wird, bereits verkauft. Die Quadratmeterpreise bei derartigen Prestige-Immobilien übersteigen angesichts der »Komplettpakete mit Fünf-Sterne-Service« nicht selten die 30.000 Euro.

»OWO Residences by Raffles«, London: Aus dem historischen Old War Office in London entstand ein wohnliches Meisterwerk aus Design und Technik – mit Spa, Restaurants und Bars sowie 84 privaten Residenzen, die zum »Raffles Hotel« gehören. raffles.com, accor-residences.com

© Accor Residences

Luxussuite im »Weissen Roessl«, Kitzbühel: 59 Quadratmeter Wohnglück für 2,35 Millionen Euro? In Kitzbühels Fünf-Sterne-Hotel steht diese kleine, aber feine private Residenz zum Verkauf. Den Preis soll nicht nur die Location, sondern das Rundumservice des Hotels rechtfertigen. roesslkitz.at, kitzimmo.at

© kitzimmo

Dreifacher Gewinn

Die meisten Käufer:innen sind entweder globale Jetsetter:innen, die sich in unterschiedlichen Metropolen Apartments kaufen, um darin zeitweise zu wohnen, oder betuchte Bürger:innen, die derlei Wohnungen primär als Anlagemöglichkeit sehen. So oder so sind Markenresidenzen laut Experten wie Bernardo Fort-Brescia, dessen in Miami ansässige Firma Arquitectonica führend im Branding-Bereich ist, ein dreifacher Gewinn. »Die Marke profitiert von erhöhter Sichtbarkeit und Prestige, den Entwickler:innen wird ein gewisses Sicherheitsnetz an einer exklusiven Adresse geboten, die einen höheren Preis liefert, und die Eigentümer:innen können von einer Investition mit einem höheren Wiederverkaufswert profitieren«, stellte er jüngst gegenüber Forbes Global Properties fest. Ein wesentlicher Hintergrund für diesen Trend ist zudem die Kalkulation der Hoteliers: Das Investment in ein neues Hotel geht sich infolge der hohen Baukosten und Kreditzinsen nur noch schwer aus. Eine Neubaukombination aus Hotel und privaten Residenzen lässt sich einfacher finanzieren. Nach diesem Modell errichtet aktuell etwa die Falkensteiner-Tourismus-Gruppe in Salò, in einem botanischen Park am Gardaseeufer, ein Fünf-Sterne-Resort samt 170 Eigentumswohnungen. »Die weltweit steigende Nachfrage nach Branded Residences wird von mehreren gesellschaftlichen und demografischen Trends angetrieben«, bestätigt Jeff Tisdall, Chief Business Officer von Accor One Living. Die branchenweit erste Plattform, 2023 etabliert, zielt auf die Integration von Hospitality-Lösungen in Mixed-Use-Immobilien ab. Der französische Hotelkonzern Accor gehört neben Marriott und Four Seasons zu den größten Entwicklern und Betreibern von Branded Residences weltweit. Bis 2027 sollen innerhalb seines Portfolios über 150 Markenresidenzen in Betrieb genommen werden, was einem mehr als 300-prozentigen Zuwachs entspricht. »Die Verbindung von Privatwohnungen und beliebten Lifestylemarken aus der Hotellerie ist derzeit eines ­unserer attraktivsten Wachstumsfelder«, nennt Tisdall den Grund für die massive Expansion. Zu den Flaggschiffprojekten zählen die »OWO Residences by Raffles« in London sowie die »SO/ Uptown Dubai Residences« und die »­Raffles Residences Boston Back Bay«. In Boston hat übrigens Four Seasons bereits 1985 ein Branded-Residences-Projekt eröffnet. Seither wurden die Standorte global erweitert – von Los Angeles über Marrakesch und Austin bis nach Dubai und auf die ­Bahamas. In New York setzte das legendäre »Waldorf Astoria« neue Maßstäbe, in Singapur »The Ritz-Carlton Residences Cairnhill«. Im Fokus der Developer steht ebenso die EMEA-Region (Europe, ­Middle East, Africa), wo insbesondere in Dubai gebrandete Wohnimmobilien wie Schwammerl aus dem Boden wachsen. Auf dem westlichen Halbmond von Palm Jumeirah gibt es mit den »W Residences Dubai« eine der besten Wohnadressen der Welt.

»W Residences Dubai«, Palm Jumeirah: Vor allem die fünf Penthouses der insgesamt 104 Branded Residences, die auf acht Villen aufgeteilt sind und an ein Fünf-Sterne-Hotel anschließen, definieren servicierten Luxus neu, atemberaubendes Rundumpanorama inklusive. wresidencesdubai.com, immobilie-dubai.de

Private Inselresidenzen, The Pearl, Katar : Neben rund 160 Gästeapartments hat die Four-Seasons-Gruppe in ihrem neuen gigantischen Fünf-Sterne-Hotel auf der künstlichen Insel »The Pearl« in Katar auch 84 private Wohnungen errichtet. fourseasons.com

Stadt, Land, Geldfluss

Der Run auf Eigentum in einem Sternehotel spielt sich aber nicht nur im urbanen Bereich ab, weiß Vera Woschnagg, Geschäftsführerin von Austria Real: »Branded Residences stehen auch in angesagten Ferienregionen hoch im Kurs.« Als Zweitwohnungen für den Eigenbedarf, in der restlichen Zeit generiert man Cashflow aus der Vermietung. Woschnagg: »Die meisten Investor:innen sind Brit:innen, Deutsche und Niederländer:innen«. Aktuelle Beispiele? 40 Luxusapartments »The Heimat auf 1495m« als Teil eines Vier-Sterne-Hotels am Arlberg oder eine Luxussuite im »Weissen Roessl« in Kitzbühel. Wer in einem Hotel also ganz privat residieren will, hat heute mit Sicherheit schon die Qual der Wahl.

Erschienen in
RESIDENCES 01/2024

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Susanna Pikhart
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