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© Priscilla Du Preez / Unsplash

Selbstversuch: Interieur-Design Tipps von einer KI

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Kann eine Künstliche Intelligenz gute Einrichtungstipps geben? Wir haben es ausprobiert. Unser Fazit und ob wir das zukünftig vielleicht öfter probieren erfahren Sie hier.

Interior-Design ist eine Frage des Geschmacks, aber auch der Perspektive. Als Redaktion für Einrichtungsthemen stellen wir uns regelmäßig die Frage: Wie wirkt ein Raum eigentlich auf jemanden, der ihn ganz unvoreingenommen betrachtet? Um das herauszufinden, haben wir ein kleines Experiment gestartet. Wir haben eine Künstliche Intelligenz gebeten, drei Wohnräume zu analysieren und konkrete Verbesserungsvorschläge zu machen. Was würde ihr auffallen? Und: Klingen die Empfehlungen nach fundiertem Interior-Wissen oder eher nach Maschinenpoesie? Die Ergebnisse haben uns überrascht, aber nicht immer überzeugt.

Die Vorgehensweise war simpel: Wir haben je ein Foto eines Wohnzimmers, einer Küche und eines Schlafzimmers hochgeladen – ohne Kommentar, ohne Kontext. Die KI hat analysiert, interpretiert und Empfehlungen ausgesprochen. Was dabei herauskam, war erstaunlich differenziert, oft nachvollziehbar – aber nicht frei von Redundanzen und Floskeln. Hier die drei Fälle im Detail:

Wohnzimmer: Farbe trifft Struktur
Ein sattes Orange dominiert den Raum, flankiert von einem weißen Bouclé-Sofa, einem auberginefarbenen Couchtisch und einem Retro-Sessel in Cord. Die KI lobte die mutige Farbwahl, merkte aber an, dass dem Raum ein gestalterischer Fokus fehlt. Ihre Empfehlung: ein großformatiges Kunstwerk über dem Sofa, um das Zentrum des Raumes visuell zu definieren. Auch das Zusammenspiel der Materialien könnte stärker betont werden – etwa durch grafische Prints oder einen strukturreichen Teppich. Was fehlte: ein Gefühl für Proportionen. Der Vorschlag, zusätzlich noch Muster und Texturen zu ergänzen, hätte in Summe leicht zu visuellem Overload führen können.

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Küche: Klarheit mit Potenzial für Emotion
Die zweite Analyse betraf eine helle, moderne Küche mit viel Holz, schwarzer Insel, Marmorplatte und zurückhaltender Dekoration. Die KI stellte schnell die Qualität der Proportionen und Materialien fest, lobte insbesondere die Verbindung aus warmem Holz und kühlem Stein. Gleichzeitig wünschte sie sich einen emotionaleren Akzent. Ihr Vorschlag: textile Elemente wie ein Läufer oder Küchenhandtücher in satten Tönen, skulpturale Barhocker anstelle der schlichten Modelle, vielleicht auch ein Kunstobjekt an der Wand gegenüber der Fensterfront. Das klang zunächst stimmig, verpasste aber den funktionalen Aspekt: In einer echten Küche ist zu viel textile Dekoration oft unpraktisch. Auch die Empfehlung von Kunstobjekten im Kochbereich wirkte etwas beliebig.

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Schlafzimmer: Schön ruhig – fast zu ruhig
Der dritte Raum war ein Schlafzimmer in Beige- und Grautönen, mit gepolstertem Kopfteil, zurückhaltender Deko und natürlichem Licht. Die KI zeigte sich beeindruckt vom Gleichgewicht der Farben und Materialien, plädierte aber für etwas mehr Tiefe und Kontrast. Eine großformatige Fotografie oder ein Statement-Kunstwerk über dem Bett wäre ideal, dazu vielleicht ein Samtkissen in dunklem Smaragdgrün oder eine Leuchte mit grafischem Fuß. Auch ein Vorhang mit leichtem Muster würde den Raum etwas lebendiger machen. Die Vorschläge waren nachvollziehbar, aber inhaltlich nicht wirklich überraschend, allesamt eher generisch und austauschbar. Was fehlte, war ein Gespür für die Atmosphäre des Raumes: Hier hätte es garnicht viel Intervention gebraucht.

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Unser Fazit zum Experiment:

Die Künstliche Intelligenz ersetzt keine:n Interior Designer:in – das wäre vermessen. Aber sie formuliert konkrete, oft erstaunlich treffende Empfehlungen, denkt strukturell und erkennt Farben und Materialien sehr präzise. Ihre größte Stärke: der nüchterne Blick auf das Wesentliche, frei von persönlichen Vorlieben oder modischen Übertreibungen. Ihre Schwäche: Sie bleibt oft an der Oberfläche, wiederholt bekannte Standardtipps wie »Kunst über dem Sofa« oder »Akzente durch Kissen« und kann nicht einschätzen, ob ein Raum atmosphärisch stimmig ist oder nicht.

Und nicht zuletzt: Geschmack ist individuell. Er lässt sich nicht normieren und schon gar nicht maschinell analysieren. Als Redaktion würden wir deshalb weiterhin Interior-Profis vertrauen, sehen in der KI aber eine interessante Ergänzung: für erste Impulse, für strukturelle Analysen und für neue Perspektiven.

Redaktion
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