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(c) Minor Hotels

Minor Hotels: Anantara und Avani auf Expansionskurs

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INVESTMENT

In den nächsten drei Jahren planen Minor Hotels mehr als 200 Neueröffnungen weltweit. Mit den beiden klingenden Markennamen Anantara und Avani will man neben Australien, Asien, Afrika und Amerika den Markt sukzessive erobern. Seit März gibt es Anantara auch in Wien. 

Titelbild: Juwel der Belle Époque: Prachtvoll und großzügig präsentiert sich das »Anantara New York Palace Budapest« in der ungarischen Hauptstadt. Wie auch beim neuen »Anantara« in Wien handelt es sich um ein saniertes, historisches Gebäude. anantara.com/de

Diese Vielfalt! Wie prächtig sich Früchte und Gemüse auf den Märkten in fremden Ländern auf den Tischen stapeln! Sie kennen den Duft, die unfassbare Auswahl, oder? Bloß weiß man bei manchem Zeugs nicht mal, ob man es schälen muss und – Himmelherrgott! – wie das schmeckt. Genial wäre es, wenn einen jemand an der Hand nehmen, mit den Marktstandlern verhandeln und lokale Zutaten erklären würde, und alles, was man nach Lust und Laune auswählt, gemeinsam mit einem Chefkoch in der Hotelküche zubereitet und danach gegessen würde.

Anantara drängt nach Europa

In der Welt der Luxushotels von Anantara ist dieses Erlebnis Teil der Markenwelt und unter dem Namen »Spice Spoons« in zahlreichen Destinationen rund um den Globus verfügbar. In Mauritius sitzt man dann gemeinsam bei individuellen Currys, in Marbella verfeinert man seine Fischkenntnisse und in Thailand lernt man, Süße, Schärfe und Salzigkeit zu kombinieren – immer mit den Zutaten, die man sich selbst am Markt aussucht. Spätestens seit die Luxusmarke Anantara im März das Palais Hansen in Wien übernommen hat, fragen sich selbst polyglotte Kenner:innen, wer oder was denn eigentlich hinter diesem Hotel steckt. Die Antwort ist verblüffend, denn der Mutterkonzern von Anantara, die Minor-Hotel-Gruppe, ist gerade drauf und dran, den europäischen Hotelmarkt ordentlich durcheinanderzuwirbeln. 540 Hotels an allen Ecken und Enden der Welt besitzt und/oder betreibt Minor bereits. In Europa groß eingestiegen ist sie mit dem Kauf der NH-Gruppe 2018, und nun treibt der in den USA geborene, aber in Thailand lebende Boss der Gruppe, William Heinecke (hier geht's zum Interview >>) die Europa-Expansion der eigenen Luxusmarken Anantara sowie das etwas lifestyligere Avani voran. Es geht Schlag auf Schlag: Letztes Jahr machten Avani-Häuser in Madrid, Mailand und Venedig auf, Anfang 2024 eröffnete das »Avani Frankfurt City Hotel«, und noch vor dem Sommer soll in Amsterdam eine besonders farbenfrohe Dependance ihr Debut feiern – die verspielten Innenräume bilden dort den Gegenpol zur schlichten Glasfassade mit Hochglanz-Details. Die Zahl der Avani-Hotels soll sich bis Ende 2026 auf fast 100 verdoppeln.

Weltweit zuhause: Die Standorte der Gruppe sind unglaublich. Vom Dschungel über die Metropolen der Welt bis zur Wüste, wie hier an der Sahara in Tunesien.

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Nachhaltigkeit: Das »Anantara Chiang Mai Resort« in Thailand ist das 20. von Minor betriebene Hotel, das die »Green Growth 2050«-Platin-Zertifizierung erhalten hat.

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Privatinseln, 2.645 Restaurants

Die andere Nobelmarke, Anantara, hat mittlerweile in Amsterdam, Nizza, Dublin, Budapest, an der Algarve, in Marbella, Rom, an der Amalfi-Küste und eben auch in Wien ein Zuhause. Weitere Destinationen folgen – weltweit. Allein auf den Malediven gibt es fünf Anantara-Inseln, darunter auch zwei privat-e. Thailand zählt aktuell 13 derlei Hotels. Ganz zu schweigen von den anderen Marken: Oaks, Tivoli, NH Collection, NH Hotels, Elewana, nhow, Marriott, Four Seasons, St. Regis, Radisson Blu und Minor International gehören Minor oder werden von ihr betrieben. Punktum: In den nächsten drei Jahren plant der Hospitality-Gigant mehr als 200 Neueröffnungen. Ach ja, 2.645 Restaurants and 286 Geschäfte betreibt der börsennotierte Mutterkonzern so nebenbei auch noch.

Universum und Champagner: Das eigene Observatorium des »Anantara Kihavah« auf den Malediven ist mit einer luxuriösen Cocktailbar kombiniert. Zwei angestellte »SKY Gurus« erzählen Geschichten über den Nachthimmel.

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Bella Italia: Einst der erste Bahnhof Mailands, seit Kurzem ein Ableger der legeren, aber luxuriösen Marke Avani.

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Nachhaltigkeits-Konzept: Kaffee-Scrubs für Spa

Wachstum um jeden Preis? Nicht unbedingt, denn Nachhaltigkeit ist seit jeher ein Thema bei Minor-Gründer Bill Heinecke. Er gilt als Pionier im asiatischen Raum, was Tourismus betrifft, als Konzern folgt man ohnehin den strengen ESG-Ideen (Environmental Social Governance), und die Maßnahmen lassen sich bis auf individuelle Aktionen in allen Hotels verfolgen. Im »Anantara Iko Mauritius« werden aus gebrauchtem Kaffeesatz eigene Coffee-Scrubs, also Peelings, für Spas hergestellt. Außerdem reinigt das Personal damit die Abflüsse in den Zimmern, womit wieder Chemie eingespart wird. Stichwort Foodwaste: Die Essens-Abfälle des Hotels werden gesammelt und zu einer NGO gebracht, die eine Auffangstation für halbwilde Hunde in der Mitte der Insel betreibt. »Damit werden die Hunde mit dem Essen unseres Hotels gefüttert, und einer unserer Chefköche ist Mitgründer der NGO«, erzählt Hoteldirektor Pascal Bertrand. So global der Konzern ist, so vielfältig sind die Maßnahmen: Vom radikalen Plastikverbot bis zu Waisenhäusern und Schulen, Tier- und Naturschutz u. v. m. 2050 will das Unternehmen bezüglich CO2 die Netto-Null erreichen. Seit 2008 muss jedes Hotel jährlich eine unabhängig geprüfte, vom Global Sustainable Tourism Council anerkannte Nachhaltigkeitszertifizierung bestehen. Der Markenstandard erfordert ein »Green Growth 2050»-Ranking von Gold oder höher.

NH-Kauf: Mit NH kaufte sich Minor vor allem in Europa Bestandhotels ein. Die Marke wird aber weltweit entwickelt, auch an der New Yorker Madison Avenue ist ein NH Collection-Haus zu finden.

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Drama der Natur: Unter der Marke Elewana Collection betreibt die Gruppe Camps, Lodges und Hotels in Afrika. Alle mit außergewöhnlichem Komfort, nah an all dem Drama und Spektakel der afrikanischen Tierwelt.

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Ex-Kempinski in Wien wird saniert

Für das Wiener »Anantara« baut der Hospitality-Konzern derzeit das bis vor Kurzem von Kempinski betriebene Palais am Ring um. Die Zimmer sowie die Restaurants, Lobbys, Bars und Tagungsräume werden erneuert. Das Sternerestaurant »Edvard« passt da gut, das Spa wird auf das Asien-Niveau gehoben. Ob es das »Spice Spoon«-Erlebnis geben wird, ist noch nicht bekannt, interessant wäre, womit die Gäste am Naschmarkt ihre Einkaufstaschen füllen.

Wien, nicht du allein: Schön ist das Palais Hansen, aber es ist nur eine der Neueröffnungen von Anantara heuer: Abu Dhabi, Bali und Jaipur in Indien stehen ebenso am Programm.

(c) Stephan Huger

Erschienen in
RESIDENCES 01/2024

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Heimo Rollett
Heimo Rollett
Print-Redakteur
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