Garten am Teller
Auf dem handbemalten Porzellan von Laboratorio Paravicini blühen liebliche Mohnblumen, störrische Disteln und exotische Farne. Die Motive mixen die Sehnsucht nach dem Garten Eden mit italienischer Handwerkskunst. LIVING traf Gründerin Costanza Paravicini zum Gespräch.
Als wäre man in eine fantastische Wunderkammer des vorigen Jahrhunderts gestolpert: Wer zu Besuch in das in einem versteckten Innenhof im historischen Zentrum von Mailand gelegene Laboratorio Paravicini kommt, wird von unzähligen, kunstvoll bemalten Porzellantellern begrüßt. Rundum stehen Arbeitstische mit Zeichnungen, Pinseln, Farbtiegeln. Man sieht, dass hier viel und leidenschaftlich gearbeitet wird. Costanza Paravicini gründete das Laboratorio Anfang der 1990er-Jahre, als sie auf der Suche nach schönem Geschirr war, aber keines fand, das ihren Ansprüchen genügte. Sie beschloss, selbst eines zu produzieren, das handgefertigt und für den täglichen Gebrauch geeignet war. Heute stellen Costanza Paravicini und ihre Töchter feines Steingut her, das mit Pinsel, Sieb- oder Digitaldruck verziert wird.
POESIE UND LUXUSDESIGN
Kein Teller gleicht dem anderen, die Geschirrsets haben nur einen gemeinsamen Nenner: die Poesie der Natur. Nicht selten werden sie deshalb gerne an Wände von Speisesälen gehängt, als wären sie alte Familienservice. Das Laboratorio fertigt jährlich Geschirrserien für die Milano Design Week, zeigt seine Designs auf internationalen wie der Homo Faber in Venedig, und ist für sein Customer-made, handcrafted Luxusgeschirr bekannt.

Kollektion »Bloom«
Die Essteller der Linie »Bloom« sind aus weißer, dünner Keramik handgefertigt und zeigen zwölf unterschiedliche Blumen- und Schmetterlingsmotive.
paravicini.it
LIVING Sie kommen aus einem alten italienischen Adelsgeschlecht. Hatten Sie auch künstlerisch begabte Vorfahren?
COSTANZA PARAVICINI Nein, es waren keine großen Künstler:innen dabei, aber das Zeichnen war schon immer etwas, das zu meiner Familie gehörte. Meine Großmutter malte wundervolle Aquarelle und mein Vater konnte perfekt zeichnen. Wahrscheinlich habe ich diese Talente geerbt.
Sie arbeiten heute mit Ihren Töchtern zusammen. Waren diese von Kind auf von der Materie begeistert?
Wir alle teilen die Leidenschaft für Keramik. Mit den wachsenden Aufträgen kam erst Benedetta, dann Margherita und zuletzt Bona in die Werkstätte. Sie hatten zwar völlig andere Berufe, halfen mir aber, das Atelier besser zu organisieren, und brachten »eine Welle der Frische« in die Produktion.
Welche Eigenschaften sind für den Beruf wichtig?
Man muss anspruchsvoll sein sowie Geduld und Kreativität besitzen.
Liegt handgefertigtes Geschirr im Trend?
Ja, und er nimmt zu. Immer mehr Menschen suchen nach personalisierten Produkten, die ihren individuellen Geschmack zum Ausdruck bringen.
Wie darf man sich den Produktionsprozess vorstellen?
Jeder Teller wird von Hand mit Pinsel, Mischtechnik oder Druck verziert. Durch die Verwendung der Brenntechnik »gran fuoco sulla terraglia bianca« werden die Muster unter der Glasur hell und langlebig.
Was möchten Sie mit Ihrem Dekor vermitteln?
Alle Kollektionen haben eines gemeinsam: Sie sollen Emotionen und Neugier wecken und denjenigen, die den Tisch decken oder die Teller einfach an die Wand hängen und bewundern, einen Hauch von Magie mitgeben.
Ihr persönliches Motto?
Ich habe zwar kein Motto, bin aber ein sehr anspruchsvoller Mensch und selten mit etwas vollkommen zufrieden. Ständig möchte ich alles noch verbessern und weiterentwickeln.
»Wir möchten Emotionen und Neugier wecken und denjenigen, die den Tisch decken, einen Hauch von Magie mitgeben.«
COSTANZA PARAVICINI
Gründerin des Laboratorio Paravicini