Draußen Wohnen: Die Highlights der Milan Design Week im Outdoor-Bereich
Das Outdoor-Design wird wohnlicher und experimenteller. Wir haben die Highlights von der Milan Designweek zusammengefasst.
Ein Sofa ist ein komplexes Möbelstück, das je nach Tageszeit unterschiedliche Aufgaben erfüllen muss: Beim Morgenkaffee sitzt man lieber aufrecht, um nicht einzuschlafen; beim Scrollen auf dem Laptop darf es bequem sein – und am Abend versinkt man gern. Outdoor-Möbel waren lange statisch, man konnte maximal die Rückenlehne verstellen. Mittlerweile ist Bewegung in die Sache gekommen. Der italienische Anbieter Edra hat nicht nur ein Outdoor-Sofa im Angebot, das wie ein grünes Kunstwerk mit der Umgebung verschmilzt, sondern auch über intelligente Kissen verfügt: Eine Handbewegung genügt, um sie den individuellen Wünschen anzupassen. Extravaganz, Bequemlichkeit und Funktionalität gehen überraschende Fusionen ein.

Grünes Kunstwerk
Das Outdoor-Sofa aus der Kollektion »Every Stone« von Edra gibt es mit unterschiedlichen Bezügen, die Kissen lassen sich verstellen.
edra.com

Natürlicher Touch
Die Kollektion »Mediterraneo« von Francesco Meda setzt auf Teakholz und reduzierte Formen.
gervasoni1882.com
MID-CENTURY-MINIMALISMUS
Der Innen- und der Außenbereich verschmelzen zunehmend, man macht auch Outdoor keine Kompromisse in Sachen Ästhetik. Die entwickelten Polsterstoffe sind robust, obwohl sie aussehen, als ob sie für geschützte Innenräume produziert worden wären. Bei den Farben hat der Salone del Mobile in Mailand heuer ein Comeback der Brauntöne gezeigt, die sich in allen Retro-Nuancen präsentieren. Man ist nostalgisch, sehnt sich nach elegantem Mid-Century-Design, das die stilvollen 1960er-Jahre der kalifornischen Westküste heraufbeschwört. Sitzmöbel aus Leder, Metall und Holz erinnern bei Gervasoni, Flexform und Baxter an die berühmten »Case Study Houses«, wobei ein innovativer Materialmix spannende Akzente setzt: Klappstühle sorgen bei Flexform für hochwertige Funktionalität. Designer und Architekt Antonio Citterio hat für das Modell »Lauren« Iroko-Holz, Edelstahl, ein Polypropylen-Geflecht und Segeltuch verwendet.
Der Stuhl ist leicht und elegant. Er möchte nomadischen Lifestyle zelebrieren. Je funktionaler die Möbel sind, desto wichtiger ist es, dass extravagante Lampen für eine humorvolle Auflockerung sorgen. Gefragt sind surreale Entwürfe, die sich vom Minimalismus der Möbel abheben. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Stehleuchte »Kabuki« von Kartell, die im Spritzgussverfahren entsteht. Sie ahmt Spitze, wie man sie von Stoffen kennt, raffiniert nach. Dadurch wird das Licht gestreut.

Die Stehleuchte
»Kabuki« von Kartell ahmt Spitze nach, wie man sie von Stoffen kennt.
kartell.com

Nomadischer Lifestyle
Designer und Architekt Antonio Citterio hat für Flexform einen leichten und eleganten Klappstuhl entworfen.
flexform.it
Das Revival der 1970er-Jahre ist voll im Gang, das zeigt sich in runden Formen und sanften Farben. Meeresblau in Kombination mit warmen Rot- und Brauntönen ist angesagt, Muster sorgen für marokkanische oder italienische Stimmung auf der Terrasse. Sie betonen nostalgisches Flair, während sich die Möbel dezent geben. So hat Roda auf dem Salone del Mobile eine neue Kollektion mit dem Modelabel Missoni in erdigen Orangetönen präsentiert. Praktisch daran: Man muss nicht alles neu anschaffen, sondern kann die Möbelklassiker von Roda mit neuen Bezügen aufwerten. Outdoor-Teppiche werden immer hochwertiger und sind kaum mehr von Indoor-Modellen zu unterscheiden.

Sanfte Formen
Das Tagesbett »Pantalica« von Elisa Ossino hat skulpturale Qualitäten und bedient sich bei archaischen Formen.
molteni.it
PERFEKTE DREHMOMENTE
Auch Paola Lenti zeigt schön, dass Innen- und Außenräume zunehmend verschmelzen. Der drehbare Sessel »Amable« ist neu im Sortiment, die Bezüge sind in zahlreichen Farben erhältlich. Er macht sowohl im Büroraum als auch auf der Terrasse eine gute Figur. Und ist als markantes Einzelstück ebenso einsetzbar wie als freistehendes Ensemble oder an einem Tisch. Die Polsterung ist abnehmbar und besteht aus recycelter und biologisch abbaubarer Polyester-faser. Der Schaumstoffbezug ist wasserfest.
Gerade bei Outdoor-Möbeln geht es verstärkt darum, ein Lebensgefühl herzustellen. Man soll sich wie im Urlaub am Meer fühlen.
Molteni beschwört süditalienisches Flair in seiner neuen Outdoor-Kollektion. Das Tagesbett »Pantalica« von Elisa Ossino hat skulpturale Qualitäten und bedient sich bei archaischen Formen. Es steht auf einem stabilen Aluminiumsockel und ist aus wetterfestem Polypropylen-Rattan geflochten. Dazu passend gibt es Couchtisch, Hocker und Teppich. Alles ist in sanften Brauntönen gehalten, Inspiration waren die Steinhöhlen in Pantalica, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Ossino beweist, dass man mit Rattan inno-vativ arbeiten kann.

70er-Jahre-Revival
Der drehbare Sessel »Amable« von Paola Lenti ist sowohl outdoor als auch indoor vielseitig verwendbar.
paolalenti.it
GEOMETRISCHE STRUKTUR
Auch Baxter setzt auf Retro-Charme. Der Stuhl »Dabliou« soll an Badeorte der 1960er-Jahre erinnern. Formale Strenge trifft auf eine weiche Polsterung, die abnehmbar ist. Die Metallrohre sorgen für eine geometrische Struktur, der Stuhl ist leicht zu transportieren. Poliform ließ sich das modulare Sofa »Lagoon« von Emmanuel Gallina ebenfalls von der nautischen Welt inspirieren. Die stromlinienförmige Silhouette soll an Segelboote erinnern, die Lehnen werden durch robuste Seile definiert. Formale Strenge und Gemütlichkeit gehend dabei eine gelungene Fusion ein. Man fühlt sich wie frei auf einem Boot – aber gleichzeitig muss man auf keinen Komfort verzichten. Die Polsterung ist so weich, dass man unter freiem Himmel übernachten möchte. Warum auch nicht, schließlich ist Draußen das neue Drinnen.

Formale Strenge
Der minimalistische Stuhl »Dabliou« von Baxter soll an Badeorte der 1960er-Jahre erinnern.
baxter.it

Schiff ahoi
Poliform ließ sich für das modulare Sofa »Lagoon« von der nautischen Welt inspirieren.
poliform.it