„Mehr!“ steht auf den neuen Volkstheater-Plakaten und den frisch gedruckten Spielzeitbüchern zur Saison 2023/24. Könnte bedeuten: mehr Theatererlebnisse; mehr unterschiedliche Blickwinkel auf das Theater und die Welt, in der wir leben; mehr Gelegenheiten des Austauschs und vielleicht auch ganz einfach: mehr schöne Abende. Evenings well spent. Es steht, so Intendant Kay Voges im Rahmen der Programmpräsentation, aber auch dafür, dass es in Sachen Auslastung zwar viel Positives zu berichten gibt, man sich dennoch noch mehr Publikum im Volkstheater und seinen weiteren Spielstätten wünsche.

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Das Programm der kommenden Saison hätte einen unverkennbaren Wien-Schwerpunkt, erklärt Kay Voges. Gezeigt werden Stücke, die in Wien spielen, die von Wien handeln, die aus Wien kommen, die nach Wien gehören, die Wien und seine Menschen in der Transformation zeigen. „Wien bleibt Wien, Wien bleibt nicht Wien“ spannt sich also als weiteres Motto über die Stücke, die Voges gemeinsam mit seinem Team für sein Haus geplant hat.

Den vielfältigen sozialen und kulturellen Wandel einer Stadt zu bewerten, kann allerdings immer nur das Ergebnis eines fortwährenden gesellschaftlichen Dialogs sein, bei dem das Theater jedoch einen wichtigen Beitrag leisten kann. „Das Volkstheater bleibt ein Theater in Suchbewegung“, bringt es der Intendant auf den Punkt. Es beschreibt, feiert und kritisiert die Nuancen der Gegenwart – und tut dies mit zahlreichen ästhetischen Ausdrucksmitteln, es forscht und bewahrt gleichermaßen. „Das Theater bleibt das Theater, das Theater bleibt nicht das Theater“ könnte man zusammenfassend sagen.

Saison 2023/24 Volkstheater
Cay Urbanek, Kay Voges und Lisa Kerlin bei der Pressekonferenz zur Spielzeit 2023/24.

Foto: Ulrike Schild

Mit dem Raumschiff nach Rom

Was Theater alles sein kann, zeigt die Programmübersicht. Mit „Du musst dich entscheiden!“ von Kay Voges, Johan Frederik Hartle und dem Ensemble kommt eine interaktive TV-Show auf die Bühne – „ein Fieberthermometer im Hintern der Spektakelgesellschaft“. Der hochgelobte Theatermacher Alexander Giesche entführt das Publikum bei seiner ersten Wiener Arbeit auf ein Raumschiff. Er inszeniert „Die Angestellten“ der Literatur-Senkrechtstarterin Olga Ravn. Auch Nils Voges und das Medienkollektiv sputnic stellen sich zum ersten Mal in Wien vor. Sie bringen die Uraufführung von Raphaela Edelbauers Roman „Die Inkommensurablen“ als live animierte Graphic Novel auf die Bühne.

Eröffnet wird die Spielzeit mit Ingeborg Bachmanns Roman „Malina“, der in einer Bearbeitung von Matthias Seier von Claudia Bauer („humanistää!“) inszeniert wird. Komödienspezialist und Theater-Anarcho Antonio Latella wird sich dem Komödienklassiker „Der Diener zweier Herren“ widmen. Anna Bergmann bringt ihre Inszenierung des Horváth-Textes „Die Unbekannte aus der Seine“ auf die Volkstheater-Bühne und Luk Perceval bündelt für sein Stück „Rom“ vier Shakespeare-Stücke zu einem Theaterabend. Wolfgang Menardi versucht sich an einer „Todescollage auf Wienerisch“ – mit Texten von Helmut Qualtinger, H.C. Artmann, Gerhard Rühm und vielen mehr. „Heit bin i eh ned munta wuan“ ist ein Abend mit dem NESTROY-Preisträger Samouil Stoyanov.

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Neues in der Dunkelkammer und den Bezirken

In der Dunkelkammer stehen neue Arbeiten der Regisseur*innen Laura N. Junghanns, Olivia Axel Scheucher und Calle Fuhr auf den Programm. Gezeigt wird u.a. der Welterfolg „Prima Facie“ von Suzie Miller und „Die Wand“, eine Fortschreibung von Elfriede Jelineks „Der Tod und das Mädchen“.

In den Bezirken stehen alle Zeichen auf Party – das Volkstheater in den Bezirken wird stolze 70 Jahre alt. Unter der neuen Leitung von Lisa Kerlin kommt mit dem Text „Der kleine Prinz“ erstmals ein Stück für Kinder (und alle anderen natürlich auch) auf die Bühne. Außerdem auf Bezirke-Tour: Peter Schaffers „Amadeus“, Mary Shelleys „Frankenstein“, „Elektra“ nach Sophokles und „Die 39 Stufen“ nach Alfred Hitchcock.

Auch musikalisch ist das Volkstheater in der kommenden Spielzeit wieder hochkarätig aufgestellt – die große Bühne wird unter anderem von Calexico, Paul Weller und Chilly Gonzales bespielt.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Regisseur Antonio Latella (geklaut aus dem Spielzeitbuch des Volkstheaters): „Geben ist ein Geschenk, und wir sollten nicht erwarten, dass uns etwas zurückgegeben wird. Dem Publikum zu geben, ist eine absolute Geste der Liebe.“