Inszenierung von „Faust“ im Volkstheater Wien

Augenblick, verweile doch!

Eine Theaterinszenierung als Aneinanderreihung ­aufblitzender Augenblicke – gemeinsam mit dem Fotografen Marcel Urlaub taucht Kay Voges Goethes „Faust“ in völlig neues Licht. Weiterlesen...

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Inhalt

Mephistopheles geht eine Wette mit Gott ein, dass er Dr. Faust vom Herrn abwenden könne. Dieser grübelt in seinem Studierzimmer über den Sinn des Lebens. Da ihm herkömmliche Wissenschaften nichts mehr geben, überlegt er eine Erlösung durch den Tod. Doch als er den Giftbecher schon angesetzt hat, wird er durch Glockenklang und Chorgesang vom beginnenden Osterfest an seinen Glauben erinnert. Auf einem Spaziergang folgt ihm ein schwarzer Pudel, der sich als Mephisto entpuppt. Sie schließen einen Pakt, dass Mephisto Faust auf Erden dienen würde, wenn dieser ihm dann „drüben“ gehöre. Wenn Faust einmal zum Augenblick sagen würde „Verweile doch! du bist so schön“, dann würde er Mephisto gehören.

Faust verliebt sich in Gretchen, im Garten der kupplerischen Nachbarin kommen sie einander näher, sie lässt ihn auch in ihr Zimmer. Valentin, Gretchens Bruder, stellt Faust im Zweikampf und stirbt, weil Mephisto Faust heimlich unterstützt. Schwanger geworden, betet Gretchen zu Gott. Faust wird zur Ablenkung auf den Hexensabat der Walpurgisnacht geführt. Gretchen ertränkt ihr Kind und verfällt dem Wahnsinn. Faust versucht vergeblich, sie aus dem Gefängnis zu befreien. Doch sie vertraut auf Gott und wird gerettet.

Im zweiten Teil der Tragödie werden Helena und Paris als Musterbild aller Frauen und Männer präsentiert. Faust verliebt sich in Helena. Fausts Freund Wagner möchte einen künstlichen Menschen erschaffen, Homunculus. Dieser bricht mit Mephistopheles in die Antike auf, sie nehmen Faust mit. Dort treffen sie auf Sagengestalten, Faust will zu Helena. Schließlich entwischt ihm doch noch das verfängliche „Verweile doch! du bist so schön“. Er stirbt, Mephisto hat seine Wette scheinbar gewonnen. Doch als er den Höllenrachen sich auftun lässt, auf dass dieser Faust verschlingt, wird Faust gerettet.

Ein Stück in einer Minute: Faust
Die Inszenierung am Burgtheater ist eine Übernahme aus dem Münchner Residenztheater.

Foto: Matthias Horn

Werkgeschichte

Goethes Dichtung gehört zu den bedeutendsten der deutschen Sprache. Er bezog Inspiration aus dem Volksbuch „Historia von D. Johann Fausten“ von 1587 von Johann Spies und aus Christopher Marlowes Faust-Drama „The Tragical History of Life and Death of Doctor Faustus“. Goethe beschäftigte sich sechs Jahrzehnte seines Lebens lang mit dem Stoff. Den Urfaust schrieb er bereits 1774/75 nieder. Den ersten Teil veröffentlichte er in Abschnitten 1790 bis 1808. Den zweiten Teil schloss er kurz vor seinem Tod ab und versiegelte ihn, sodass dieser erst nach seinem Lebensende an die Öffentlichkeit kam.

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Aufführungsgeschichte

Ursprünglich war „Faust“ gar nicht für die Bühne bestimmt, dennoch gilt vor allem der erste Teil heute als Standardwerk. „Faust I“ wurde 1829 in Braunschweig erstmals aufgeführt. Zu einer ersten Gesamtaufführung beider Teile kam es am 6. und 7. Mai 1876 in Weimar.

Ende der 1850er schuf Charles Gounod eine Oper basierend auf dem ersten Teil, die auf Französisch „Faust“, auf Deutsch aber teils „Margarethe“ genannt wird. Sie konzentriert sich sehr auf die Gretchen-Abschnitte des Dramas, auch sind die Rolle ihres Bruders Valentin und dessen Freund Siebel, der Gretchen verehrt, betont. Das Philosophische bleibt im Hintergrund. Gounod hatte sich seit seiner Jugend mit dem Stoff beschäftigt, mit den Librettisten Jules Barbier und Michael Carré brachte er endgültig sein dramatisches Talent zur Entfaltung. Die Oper wurde im März 1859 uraufgeführt und später nochmals überarbeitet.

Prominente Interpret*innen

Maßstäbe in der Inszenierung von „Faust“ setzte Gustav Gründgens, der das Werk 1957 in Hamburg mit sich selbst als Mephisto und Will Quadflieg als Faust inszenierte. Schon zuvor hatte Gründgens Mephisto ab den 30er Jahren gespielt, von ihm kennt man die schwarz-weiße Maske.

Legendär ist auch Max Reinhardts Version bei den Salzburger Festspielen, die 1933 erstmals gezeigt wurde und in der Max Pallenberg als Mephistopheles, Ewald Balser als Faust und Paula Wessely als Gretchen zu sehen sind. Clemens Holzmeister gestaltete damals die bis heute berühmte Faust-Stadt als monumentales Bühnenbild.

In Erinnerung blieben zuletzt auch die Inszenierung von Matthias Hartmann mit Tobias Moretti als Faust und Gert Voss als Mephisto am Burgtheater sowie Nicolas Stemanns Gesamtfaust mit Philipp Hochmair bei den Salzburger Festspielen und in Hamburg.

Zu den Spielterminen von „Faust“ im Volkstheater und im Burgtheater.