Das Publikum darf nicht kommen. Kunst und Kultur werden schmerzlich vermisst. Es gibt einen kleinen Trost, für alle „Kulturausgehungerten": Einige Häuser streamen derzeit, was sie ohne Corona auf die Bühne bringen würden. So auch die Volksoper. Sie hat ein digitales „Zuhause auf Zeit“ bei fidelio.com gefunden. Dabei handelt es sich um den digitalen Klassik-Treffpunkt von ORF und Unitel. Für 30 Tage hat das Publikum die Möglichkeit, sich sieben Produktionen der Volksoper nach Hause auf den Bildschirm zu holen. Via Code VOLKSOPER30 ist dies bei Anmeldung bis 31. Dezember gratis.

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Operetten-Inszenierungen von Peter Lund

Gezeigt werden sieben Aufführungen, die der ORF in der Direktionszeit von Robert Meyer aufgezeichnet hat. Operetten-Inszenierungen von Peter Lund sind dabei stark vertreten. So gibt es ein Wiedersehen mit der Erfolgsproduktion „Axel an der Himmelstür“ von Ralph Benatzky. Darin inszenierte Lund die Operette rund um eine kapriziöse Hollywood-Diva und einen kleinen Klatschreporter in Schwarz-Weiß-Optik. Und kombiniert das mit Cartoon-Zuspielungen und viel Witz - den Zarah-Leander-Hit „Gebundene Hände“ inklusive. „Axel an der Himmelstür“ wurde beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2018 gleich vier Mal mit Auszeichnungen bedacht.

Vorige Saison folgte in der Regie von Lund „Die Csárdásfürstin“ mit Elissa Huber als Chansonette Sylva Varescu. Er verlieh der Liebesgeschichte am Rande der Kriegskatastrophe neuen Schwung und setzte Emmerich Kálmáns Operette über Zuneigung und Standesdünkel zwischen Salon und Budapester Orpheum flott und amüsant in Szene.

Vivaldi - Die fünfte Jahreszeit: Drew Sarich, er spielt Antonio Vivaldi, mit Chor und Komparserie.

Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Junges Publikum im Fokus

Im Februar brachte Lund „Der Zigeunerbaron“ zur Premiere. Um die heikle im Stück vorkommende Kriegseuphorie plausibel umzusetzen, nutzte er die Theater-auf-dem-Theater-Technik. Auch bei der Darstellung der Volksgruppen ging er mit Bedacht vor. Die Entourage des Schweinezüchters Zsupán geriet allerdings recht schrill.

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Und gerade das junge Publikum ist Direktor Meyer ein Anliegen. Deshalb hat man bei der Zusammenstellung des Streaming-Angebots der Volksoper besonders an sie gedacht. So kommt das vor Jahren stets ausverkaufte, schwungvolle Ballett „Max und Moritz“ zu neuen Ehren. Darin tanzen Wilhelm Buschs bekannte Figuren zu Arrangements von Rossini-Musik. Ein auf Spitze trippelnder Mann verkörpert etwa die Witwe Bolte. Maikäfern, Hühnern und Enten sind in einer teils klamaukigen Choreografie von Ferenc Barbay und Michael Kropf zu sehen. Dabei sind preisgekrönte Solisten wie Denys Cherevychko zu erleben.

Christian Kolonovits verbindet Rock und Barockmusik

Nicht nur, aber vor allem Jugendliche werden sich freuen „Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit“ von 2017 ebenfalls bei „fidelio“ auswählen zu können. Die „BaRock-Oper“, in der Christian Kolonovits Rock und Barockmusik geschickt verwob und Librettistin Angelika Messner bissige Kritik an der Kirche in die Lebensgeschichte Antonio Vivaldis einbaute, hat eine große Fangemeinde, nicht nur aufgrund des Volksopern-Gastes Drew Sarich.

Ebenfalls aus Kolonovits' und Messners Feder stammt die Pop-Oper „Antonia und der Reißteufel“. Das moderne Märchen erzählt von einem vermeintlichen Ungeheuer. Es bezieht seine Energie aus den gestohlenen Stimmen von Kindern. Aber ein mutiges Mädchen widersetzt sich ihm und merkt, dass der Reißteufel eigentlich selbst ein Opfer ist. Bei der Uraufführung 2009 wurde die Mischung aus schwungvoller Unterhaltungsmusik, illustrativen Klängen, schrägen Tönen und einschmeichelnden Melodien gelobt.

Der Zigeunerbaron: Regula Rosin istiane Kaiser (Saffi), Lucian Krasznec (Sándor Bárinkay), Marco Di Sapia (Graf Peter Homonay), Boris Eder (Conte Carnero), Chor, Komparserie.

Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Direktor Meyer: „Kinder als Publikum von heute ernst nehmen"

Sowohl „Max und Moritz“ als auch „Antonia und der Reißteufel“, in dem Johanna Arrouas die Hauptrolle singt, nennt Direktor Robert Meyer „exemplarisch für unser Bestreben, Kinder für Musiktheater zu begeistern, sie nicht als Besucher von morgen anzusehen, sondern als unser Publikum von heute ernst zu nehmen“.

Und auch auf den in der Volksoper omnipräsenten Direktor muss man während der vorübergehenden Schließzeit nicht komplett verzichten: Robert Meyer zeigt sich in Nestroys Einpersonen-Opernparodie „Tannhäuser in 80 Minuten“ als Verwandlungskünstler par excellence und nimmt Wagners Helden gehörig auf die Schaufel. Dabei wechselt er in Sekundenschnelle die Rollen vom verliebten Tannhäuser über die zarte Elisabeth zur eifersüchtigen Venus. Die Neuen Wiener Concert Schrammeln begleiten ihn bei der Tour de Force und bringen außerdem eine kühn arrangierte Ouvertüre.

So bietet das Streaming-Angebot Der Volksoper eine große Bandbreite von Erfolgsproduktionen, Direktor Robert Meyer zeigt sich jedenfalls überzeugt, dass diese „unser Publikum auch zu Hause vor dem Fernseher begeistern werden.“ 

Überblick der Produktionen der Volksoper

  • Der Zigeunerbaron (2020)
    Die schwungvolle Operette von Johann Strauß unter der Regie von Peter Lund.
  • Die Csárdásfürstin (2019)
    Der Operetten-Klassiker von Emmerich Kálman unter der Regie von Peter Lund.
  • Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit (2017)
    Eine „BaRock“-Oper“ von Christian Kolonovits unter der Regie von Robert Meyer.
  • Axel an der Himmelstür (2016)
    Die preisgekrönte Operette von Ralph Benatzky in einer Inszenierung von Peter Lund.
  • Tannhäuser in 80 Minuten (2013)
    Ein Soloabend mit Volksoper-Direktor Robert Meyer und den Neuen Wiener Concert Schrammeln.
  • Antonia und der Reißteufel (2012)
    Eine Pop-Oper für Kinder und Erwachsene von Christian Kolonovits.
  • Max und Moritz (2012)
    Lebhaftes Ballett von Ferenc Barbay und Michael Kropf zur Musik von Gioacchino Rossini.

Weitere Informationen über das aktuelle Streamingangebot der Wiener Volksoper

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