Trends: Das Schlafzimmer damals und heute
Die Geschichte des Bettes zeigt, dass Schlafen nicht immer nur Privatangelegenheit war: Ruheräume konnten zur Repräsentation und als kreativer Rückzugsort tagsüber genutzt werden. Auch die neuen Betten zeigen sich vielfältig und kreativ.
Frankreichs berühmtester Herrscher, König Ludwig XIV., konnte von Betten einfach nicht genug bekommen. An die 400 Stück soll der Sonnenkönig besessen haben. Schließlich waren sie nicht nur eine prunkvolle Ruhestätte, sondern auch ein praktisches Herrschaftszentrum. Er pflegte Minister, Generäle, Bischöfe, aber auch seine Untertanen im Bett zu empfangen. Allein beim morgendlichen Ankleideritual »Lever du roi« sollen auf Schloss Versailles mehr als 200 -Bedienstete anwesend gewesen sein, um dem narzisstischen Herrscher seine Popstarallüren zu ermöglichen.
DAS BETT ALS KREATIVE OASE
Erst im 20. Jahrhundert wurde das Schlafen zur Privatangelegenheit, das Bett ein Ort des Rückzugs. Status demonstriert man mittlerweile gern in der Küche, im Wohnzimmer oder in der Garage. Das Schlafzimmer wurde ästhetisch zum eher langweiligen Ort, der möglichst dezent und versteckt sein sollte. Dabei könnte man sich einiges von historischen Ruhestätten abschauen, die weitaus sozialer gedacht waren. Warum nicht eine Leseecke im Schlafzimmer einplanen? Warum nicht ästhetisch ähnlich kreativ sein wie im Rest der Wohnung? Der Trend geht in Richtung Multifunktionalität, um aus dem Schlafzimmer eine lebendige Oase zu machen. Bereits im Mittelalter kamen Himmelbetten in Mode, die tagsüber als Sitzgelegenheiten dienten, nachts zog man die Vorhänge zu. Wesentliche Einflüsse kamen aus dem Orient, wo auch der Ursprung unserer heutigen Matratze liegt: Auf dem Boden drapierte Kissen wurden im Arabischen als »matrah« (»etwas auf den Boden Geworfenes«) bezeichnet. Man verwendete Seide und andere edle Materialen. Das Bett war beliebig erweiterbar und kein abgegrenzter Ort, nicht unähnlich dem Himmelbett und man konnte damit gut auf Reisen gehen. Bereits damals glich es Ikea-Möbeln: Man konnte es leicht zerlegen und dort wieder aufbauen, wo die Herrschenden ihre Lager aufschlugen.

Das Modell »YVA« setzt auf ein rundes Kopfteil, das von seitlichen Holzbeinen eingefasst wird. moeller-design.de
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Die Kopfteile sind handgefertigt, es gibt sie eckig, aber auch in angesagten Rundungen. vispring.com
(c) beigestelltNACHHALTIGKEITSBOOM IM SCHLAFZIMMER
Um 1850 kamen erstmals Federkernmatratzen auf den Markt, die unseren Schlafstätten sehr ähnlich sind. Sie waren nicht nur robuster, sondern auch hygienischer. Oft wurden die typischen Holzbetten durch industriell gefertigte Messingbetten abgelöst. So sehr die Trends inzwischen jedes Jahr wechseln, was konsequent wichtiger wird, sind nachhaltige Materialen, schließlich möchte man beim gesunden Schlaf nicht von ungesunden Lacken gestört werden. Schlichte Formen und gedeckte Farben sowie naturbehandelte Holzbetten sind nach wie vor Dauerbrenner. Die Trendfarben sind heuer allesamt in Pastell getaucht und sollen beruhigen: Peach Fuzz, also eine Mischung aus Orange und Rosa, strahlt eine wohltuende Wärme aus, ob als Wandfarbe, Bettwäsche oder sogar Bettrahmen. Aber auch Flieder, Lila und sanftes Blau können Akzente setzen. Sie passen gut zu skandinavischem Minimalismus, lassen den Raum hell und luftig wirken. Und zaubern gerade im Winter eine gute Stimmung. Ideal dazu passen organische Formen, die dem Bett seine scharfen Kanten nehmen. Als Kuschelzone muss das Bett kein geometrisches Musterstück sein, Rundungen sind elegant, und sie geben ein Gefühl der Geborgenheit – ob beim Kopfteil oder beim Rahmen. Auch das ist ein Vorteil: Man stößt sich nicht so leicht, wenn man im Dunkeln am Bett vorbeigehen muss.
RETRO-TREND BEI BETTEN
Die 70er-Jahre mit ihren klobigen Möbeln und wilden Mustermix-Varianten sind nach wie vor angesagt. Das bedeutet auch fürs Schlafzimmer, dass die Betten ruhig ein wenig wie aus einem James-Bond-Film aussehen dürfen. Bestes Beispiel dafür ist das bequeme »Supermoon Bed« des italienischen Anbieters Minotti. Das Kopfteil soll an eine Mondphase erinnern, das Gestell steht auf Edelstahl- oder Bronzescheiben. Das Bett passt zudem perfekt zu den Wohnzimmersofas von Minotti. So durchzieht die gesamte Wohnung ein einheitlicher Stil. Wer es dezenter möchte, der setzt auf den Designklassiker »Auronde«, der 1973 von Frans de la Haye für Auping entworfen wurde. Bis zu zehn Lackfarben stehen für den Bettrahmen zur Verfügung. So lässt sich der eigene Schlafraum kuratieren. Das Bett ist zwar nicht so ausladend und prächtig wie eines von Ludwig XIV., aber es drückt Individualität aus. Im Trend dazu sind kleine Teppiche, die für weiches Auftreten sorgen. Eigentlich perfekt für eine private Audienz.

Das bequeme »Supermoon Bed« passt von der Ästhetik perfekt zum Sofa im Programm. minotti.com
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