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Das Ankleidezimmer als sinnliches Boudoir

BETTEN-SPEZIAL

Von wegen »verstecktes Kämmerlein«: Das Ankleidezimmer von heute ist geprägt durch Vielseitigkeit – und vereint Stil und Persönlichkeit mit Funktion.   

Titelbild: Mehr als nur ein Ankleidezimmer: Das Boudoir von heute lädt, etwa durch gemütliche Sitzgelegenheiten, zum Verweilen ein.

Lange Zeit wurde es beinahe stiefmütterlich behandelt und fristete sein Dasein als versteckter Hort des Stils: Das Boudoir, zu Deutsch auch als Ankleidezimmer bekannt, hat sich in den letzten Jahren zum beliebten Raum der Gestaltungsmöglichkeiten gemausert, der mittlerweile ebenso viel Stil und Facettenreichtum aufweist wie die Mode, die er beherbergt.

Design-Home für den persönlichen Stil

Das Ankleidezimmer hat seine Zeiten als verstecktes Kämmerchen hinter sich gelassen und sich zum multifunktionalen Raum entwickelt. Anstoß dazu gaben nicht zuletzt Kreative wie Kelly Wearstler, deren Designs die maximale Nutzung des Boudoirs vom Boden bis zur Decke in verschiedenen Funktionen vorsehen. So kann das Boudoir von heute mehr. Und muss dies auch: »Es ist fast selbstverständlich geworden, dass Leute eine Ankleide haben. Das war es früher eher nicht«, erklärt der Berliner Innenarchitekt Gisbert Pöppler. Heute gilt: Wo ein Raum ist, gibt es auch Grund zur Gestaltung. Feste Regeln und Trends dürfen über Bord geworfen werden, denn das Design hängt im Boudoir stark von persönlichen Wünschen und Vorlieben ab, so der Interior-Experte. Dies ist vor allem auch dem Inhalt geschuldet: Wer nur bodenlange Kleider trägt und eine stolze Schuhkollektion sein Eigen nennt, bringt andere Bedürfnisse mit ins Zimmer als jemand, der gern Anzüge trägt. Daneben spielt die Raumaufteilung eine Rolle: Existiert ein separates Zimmer, das nicht nur als Ankleide, sondern sogar als Salon oder Büro fungieren könnte? Oder handelt es sich um eine offene Lösung, die Teil eines größeren Raumes ist? Ein solches Designkonzept realisierte Gisbert Pöppler erst kürzlich in einem Berliner Loft: »Dabei gab es keinen eigenen Raum für die Ankleide – die Schränke fungieren als Raumtrenner zwischen Schlafbereich und Küche.« Offene Ankleiden eröffnen durch den fließenden Übergang zu umliegenden Räumen zahl­reiche zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten. Dieselben Tapeten oder Farben zu verwenden, hilft dabei, die Räume optisch miteinander zu verbinden. Wer ein separates Boudoir besitzt, kann diesem einen doppelten Nutzen zuführen, etwa als Ankleidezimmer mit Waschküche oder mit Schminktisch und Minikühlschrank für Make-up und Pflegeprodukte.

Ein Schminktisch mit Vitrinentischplatte kann durch Wahl derselben Farben und Materialien nahtlos in das bestehende Schranksystem eingefügt werden.

(c) beigestellt

Kelly Wearstler bringt mit opulenten Spiegelfronten und eleganten Mid-Century-Möbeln Glitzer, Glam und Komfort ins Boudoir der »Bellagio Residence« in Bel Air. kellywearstler.com

Von Komfort und Kleidung

Heute gilt es, das Boudoir von einem Aufbewahrungs- in einen Aufenthaltsraum zu verwandeln. »Grundsätzlich sollte man das Design in eine Richtung bewegen, die man selbst als wohnlich empfindet«, rät Pöppler. Eine Vielzahl an Elementen könne zu dieser funktionalen Wohnlichkeit beitragen, etwa Teppiche oder Poufs, Ottomanen, Chaiselongues oder sogar ein Bett. Leere Wände oder Ecken seien ideal, um dort eine Leseecke einzurichten oder eben einen Frisiertisch inklusive Minikühlschrank für Make-up und Pflegeprodukte zu platzieren. Spiegel sind nicht nur praktikabel zur Kleiderschau, sie können den Raum zudem optisch vergrößern und erhellen. Als visuelle Ankerpunkte eignen sich auch große Kunstwerke oder Kron­leuchter. Ein weiterer wesentlicher Punkt: die Beleuchtung. Sie muss sowohl Raum und Schrankinneres als auch die Silhouette im Spiegel perfekt in Szene setzen – besonders empfehlenswert ist dabei Licht mit UV-Filter zum Schutz der Kleidung. Ob Salon oder Büro, En-Suite-Bad oder Garderobe: Das Boudoir ist mittlerweile ein Ort, der seine Monofunktionalität über­wunden hat und zum Aufenthalt über das Ankleiden hinaus lädt.

Durch Spezialanfertigung der Schranksysteme können individuelle Bedürfnisse und Vorstellungen ideal realisiert werden. schrankwerk.de

(c) beigestellt

Chices Boudoir-Interieur

Sitzgelegenheiten wie der »Aimée« (Victoria-Maria Geyer) verwandeln das Boudoir in einen Ort, an dem man gerne verweilt. theinvisiblecollection.com

Leere Wände eignen sich dazu, dort Frisiertische zu platzieren – etwa »Raphia« im Mid-Century-Stil mit Spiegel. swooneditions.com

Erschienen in
LIVING 06-07/2024

Zum Magazin

Christina Horn
Autor
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