ICONOMY: DESIGN-ICONS UNTER 100 MIT ICHENDORF MILANO
Kakteen sind eine inspirierende Angelegenheit. Nicht zuletzt, weil sie in der Natur dort wachsen, wo sonst nichts ist. Sie geben aber auch aus Glas im Glas eine gute Figur ab.
Titelbild: Die Wüste lebt: In die Glasbecher der »Desert Plant«-Serie von Alessandra Baldereschi sind kleine, bunte Kakteen eingearbeitet. Das erzeugt schillernde Effekte und erhöht die Trinkfreude. ichendorfmilano.com
Gemeinhin gelten Wüsten als nicht besonders wirtliche Gegenden. Nur weniges an Fauna und Flora überlebt dort, wo die Sonne vom Himmel runter sengt und das Wasser knapp ist. Was unter diesen widrigen Umständen einigermaßen gut vegetiert, sind Sukkulenten. Dazu zählen auch Kakteen. Damit die botanische Seele eine Ruhe hat, sei an dieser Stelle noch festgehalten, dass alle Kakteen Sukkulenten sind, aber nicht alle Sukkulenten Kakteen. Das wesentliche Erkennungszeichen eines Kaktus sind dabei seine Dornen. Und damit die botanische Seele noch einmal ihre Ruhe hat: niemals Stacheln zu den piksigen Dingern sagen, mit denen Fressfeinde vertrieben werden. Denn so ein Kaktus speichert ziemlich lange und gut Wasser, mag es aber nicht so gerne, wenn er von einem Geier, einem Wüstenfuchs oder einem hässlichen Kojoten angeknabbert wird. Die Überlebenskünstler sind jedenfalls das Wüstensymbol schlechthin, sie sind selbst für Menschen mit schwarzem Daumen kaum umzubringen, vor allem aber in Größe, Form und Farbe sehr vielfältig. Eine inspirierende Angelegenheit sozusagen und in Anbetracht des anbrechenden Western-Trends im Interiorbereich en vogue.
Ein Kaktus im Glas
Das hat sich wohl auch die italienische Designerin Alessandra Baldereschi gedacht, die für Ichendorf, den in Mailand ansässigen Hersteller edler Glaswaren, eine ganze Serie namens »Desert Plants« kreiert hat. Eine bunte Kaktuswelt aus Farben und Formen ist dabei als Leitmotiv in Wein-, Wasser-, Champagner- und Longdrink-Gläser, Karaffen und Tumbler integriert. Mit dabei etwa die kugelrunden Grusonii vulgo Schwiegermutterstuhl, der allseits beliebte Feigenkaktus und die Euphorbia, auch bekannt als Cowboy-Kaktus. Der ist zwar kein richtiger Kaktus, sondern gehört in die Gattung der Wolfsmilchgewächse, aber das darf jetzt wirklich einmal egal sein. Viel wichtiger ist nämlich, dass Baldereschi mit dieser Kollektion eine Art gläsernes, fantasievolles Botanikbuch kreiert hat. Und zwar eines, das erst richtig zu schimmern und zu leuchten beginnt, wenn es auf Flüssigkeiten trifft – was sich durchaus als kleine, im besten Sinne durchsichtige Pointe interpretieren lässt. Die Wüste lebt, Wasser ist Macht!
Wiederholungstäterin
Die Designerin setzt übrigens nicht zum ersten Mal auf die Effekte, die bunte Glasfigürchen im Zusammenspiel mit Wasser so erzeugen. Sehr ähnliche Kollektionen von ihr gibt es etwa mit Gartenpflanzen, Insekten, Korallen oder Fischen. Warum? »Ich mag es, wenn sich zwischen Dingen und Betrachter:innen Empathie erzeugt. Ich arbeite dabei gerne mit Empfindungen, die aus einem Gefühl der Vertrautheit herrühren.«
Gesehen bei:
shopdecor.com
mytheresa.com
Zur Designerin
Alessandra Baldereschi gilt als eine der großen sensiblen Glaskünstlerinnen Italiens. Die 49-Jährige machte ihren Master an der renommierten Domus Academy und übersiedelte dann nach Japan, wo sie sich intensiv mit Keramik auseinandersetze. Wichtig in ihrer Arbeit, egal ob es um Tische oder um Gläser geht sind, sind Fauna und Flora, die stets relativ unverblümt und verspielt zum Einsatz kommen. alessandrabaldereschi.com