Zum Inhalt springen
Foto beigestellt

Der Hype um den Designklassiker Artischocke

Accessoires
Interior Design
Genuss & Dekor
Dekoration
Wohnen

Man kennt sie als beliebten Designklassiker und Collectible Design aus dem Mid-Century: die Artischocke. Das Gemüse symbolisiert die Natur und zeigt sich als florales Design, Home-Accessoires oder versteckt in biologisch abbaubaren Möbelstücken.

Ihre geschlossene Form erinnert an einen Zapfen. Geöffnet wird sie zur distelartigen Blüte, ihre Blätter gelten als Delikatesse. Seit der Antike ist die Artischocke in der Küche bekannt, heuer wurde sie zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Kunstausstellungen wie die aktuelle Schau »Arcimboldo – Bassano – Bruegel. Die Zeiten der Natur« im KHM in Wien, greifen das Thema Wissenschaft, Botanik und Landwirtschaft wieder auf. In Arcimboldos fantastischen Kompositköpfen der vier Jahreszeiten, entstanden 1563 für Erzherzog Maximilian, wird beim Bildnis »Sommer« die Artischocke als Schmuckstück dargestellt.

VOM MACHTSYMBOL ZUR PENDELLEUCHTE
Bis heute übertragen Interior-Desi­gner:innen die organischen Linien der Artischocke auf Speiseteller, Wandtapeten und vieles mehr. Als Home-Accessoire gilt sie als Statement für nachhaltigen Lebensstil und verbreitet ein wenig von dem Mythos aus dem Frankreich des 16. Jahrhunderts, als die Köche Caterina de’ Medicis die aphrodisierende Wirkung der Frucht bekannt machten. Artischocken wurden populär, galten als Symbol für Reichtum und zierten als Dekor aus Stein oder Zink die Gartenanlagen des französischen Adels. Kunstvoll auf Porzellan gebracht, unterstreichen sie den Geschmack jeder echten Namensvetterin. Etwa am weißen Tongeschirr von Kunsthandwerkerin Laura Zindel. Die Amerikanerin digitalisiert ihre Bleistiftzeichnungen und brennt sie anschließend auf Porzellan. Zindels Motive sind eine Hommage an die Natur, jedes Stück ist ein Unikat.

Hommage an die Natur
Kunstvoll handgemalte Artischocke auf einem Keramikteller von Laura Zindel.
laurazindel.com

Foto beigestellt

Cool
Silberner Eiskübel von Mauro Manetti für Fonderia d’Arte, um 1970 entworfen.
pamono.at

Foto beigestellt

Leuchtendes Beispiel
»PH Artichoke« von Fendi x Louis ­Poulsen. Mit den Designcodes beider Marken entstanden fünf Lichtdesigns aus Tisch-, Decken- und Stehlampen in einer Farbpalette von Gelb und Braun.
fendicasa.com

Foto beigestellt

Und manche Artischocken leuchten sogar. Zumindest die »PH Artichoke«, entworfen 1958 von Poul Henningsen für das ­Kopenhagener Restaurant »Langelinie Pavilion«. Henningsen wollte blendfreies Licht erzeugen und konstruierte dazu 72 einzelne Blätter, inspiriert vom Aufbau esigner Giles Deacon wiederum verewigte die Artischocke auf seiner handgemalten, dem französischen Stil entsprechenden Tapete »Pygmalion« in Form eines beeindruckenden Ton-in-Ton-Trompe-l’Œils. Auch die versteckten Eigenschaften der Pflanze werden gerne genutzt, beispielsweise in der Möbelindustrie. Abbaubare Biokunststoffe aus Artischockenblättern und Pflanzenharz sind Bestandteil biodegradabler Möbelstücke und Verpackungen. Eine unbezahlbare Vielseitigkeit, besonders in Zeiten des nachhaltigen Design-Booms.

Vintage-Style
Die Artischocke als Lampen­sockel in einem Re-made-Klassiker der 1970er-Jahre.
houzz.com

Foto beigestellt

Erschienen in
LIVING 03/2025

Zum Magazin

Florentina Welley
Autor
Mehr zum Thema
1 / 12