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© BMW Designer & Architects / Arne Nagel

Die Wiederentdeckung der Sommerfrische: Bad Gastein

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Mit neuen, schicken Destinationen in Österreich gibt es nun stilsichere Alternativen zu aufwendigen, ökologisch bedenklichen Fernreisen. Wir stellen die Wiederentdeckung der sogenannten Sommer­frische vor: dieses Mal Bad Gastein.

Doch von dieser charmanten Atmosphäre von damals war zuletzt nicht mehr viel übrig. Also haben wir beschlossen, Bad Gastein wachzuküssen und eine Art Hybrid aus beiden Welten zu schaffen – aus dem schicken, bourgeoisen Charme von vorgestern und dem Anspruch an ein frisches, freches, elegantes Small-Luxury-Product für eine junge, urbane Sommerfrische-Klientel von heute.

Markus Kaplan, Architekt und Partner bei BWM

Eine Sommerfrische fast wie damals

Sigmund Freud, Stefan Zweig, Arthur Schnitzler, Gustav Mahler, Johannes Brahms, Erwin Schrödinger und auch Kaiser Franz Joseph I, sie alle taten es: Sie alle wandten im Hochsommer der heißen Stadt den Rücken zu und zogen mit Koffern, Hausrat und Dienerschaft für ein paar Tage, für ein paar Wochen sogar hinaus aufs Land, hinaus in die Berge, ans Wasser, an die frische Luft – sie fuhren auf Sommerfrische. Der poetische Begriff geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als weite Teile Europas durch die Eisenbahn erschlossen wurden, und ist mit der Erklärung »Landlust der Städter auf Sommer« im Wörterbuch der Gebrüder Grimm zu finden. »Sehr beliebt waren das Kamptal, der ­Wienerwald, der Semmering, Bad Gastein und natürlich auch das gesamte Salzkammergut mit Bad Ischl als kulturelles Zentrum«, sagt der Wiener Historiker und Stadtforscher Peter Payer. »Je wohlhabender man war, desto weiter weg und auch desto länger begab man sich auf Sommerfrische. Und interessanterweise war die Sommerfrische ein durchwegs internationales Phänomen, das nicht nur unter den Wiener:innen zu beobachten war, sondern auch in München, Berlin, Prag, Paris, Brüssel sowie in vielen Großstädten in den USA.

« Heute erlebt die Sommerfrische eine Renaissance, scheint wieder in Mode zu kommen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Erstens sind die Reise- und Mobilitätsradien seit der Corona-Pandemie geschrumpft, zweitens gibt es in der Bevölkerung ein immer größeres Bewusstsein für Heimat, Regionalität und lokale Wertschöpfungsketten, drittens stehen aufgrund der Klimakrise »Flight Shaming« und CO2-Debatten an der Tagesordnung, und viertens ist die Kaufkraft in Zeiten von Inflation und multi­plen Krisen spürbar gesunken. Viele können oder wollen sich den Flug nach Indonesien nicht mehr leisten. Statt nach Java zu jetten, um dort auf Vulkanen herumzuwandern, nimmt man heute den Zug und steigt nach drei, vier Stunden Fahrt am Bahnhof Bad Gastein wieder aus. »Bad Gastein war einer der allerersten Tourismusorte in Österreich, und nach einem langen, sukzessiven Rückgang ist jetzt wieder ein zunehmendes Interesse zu beobachten«, sagt Lisa Loferer, Geschäftsführerin des lokalen Kur- und Tourismusverbands. »Viele konnten es kaum glauben, doch als vor ein paar Jahren die ersten Bagger angerollt sind und die ersten Baukräne aufgestellt wurden, hat sich alles verändert. Das ›Straubinger Grand Hotel‹ und das benachbarte ›Badeschloss‹ mit seinem markanten Betonturm haben wieder frischen Wind nach Bad ­Gastein gebracht. Weitere Projekte sind in Entwicklung.«

Hotel »Badeschloss«, Bad Gastein
Schon beim Ankommen verströmt das Domizil eine Mischung aus Ruhe, kühler Sommerbrise und urbanem Bobo-Flair samt Metrofliesen und schicken ­Lampen. Die Architektur stammt vom Wiener Büro BWM Designers & Architects.
travelcharme.com
bwm.at

© BMW Designer & Architects / Ana Barros

»Straubinger Grand Hotel«, Bad Gastein
Auf der einen Seite der rauschende Wasserfall, auf der anderen Seite ein entspannender Dachpool im Luxury-­Segment. Das revitalisierte Straubinger wartet mit 46 Zimmern und Suiten auf.
arosahotels.de
bwm.at

© BMW Designers & Architects/ Arne Nagel

»Straubinger Grand Hotel«, Bad Gastein
Im Inneren hat BWM eine Mischung aus Denkmalschutz und vornehmen, subtilen Implantaten ­walten lassen.

© BMW Designers & Architects/ Arne Nagel

Zuständig für die Planung der beiden neuen Landmarks ist das Wiener Büro BWM Designers & Architects mit einer bereits langjährigen Erfahrung im Bereich Hotellerie und Gastronomie. »Ich bin selbst gebürtiger Salzburger und kenne den Ort noch von ­Besuchen mit meinen Onkeln und Tanten«, erzählt Markus Kaplan, Architekt und Partner bei BWM. »Doch von dieser charmanten Atmosphäre von damals war zuletzt nicht mehr viel übrig. Also haben wir beschlossen, Bad Gastein wachzuküssen und eine Art Hybrid aus beiden Welten zu schaffen – aus dem schicken, bourgeoisen Charme von vorgestern und dem Anspruch an ein frisches, freches, elegantes Small-Luxury-Product für eine junge, urbane Sommerfrische-Klientel von heute.«

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Wojciech Czaja
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