Es ist eine Instanz in Sachen historischer Aufführungspraxis: Das Teatro barocco von Bernd R. Bienert, bei dem der Intendant seit 10 Jahren Musiktheaterwerke der Mozartzeit ausgräbt. Dabei bringt er diese nicht nur mit historischen Instrumenten auf die Bühne, sondern arbeitet auch mit authentischen Bühnenbildern und einer Art der Präsentation, die sich an der damals üblichen orientiert. Heuer kommen die musikalische Tragödie „Tod der Dido“ und das komische Intermezzo „Il maestro di capella“ zur Aufführung. Gespielt wird in der Burg Perchtoldsdorf, dem Schlosstheater Schönbrunn und – erstmals auch – dem Kolomanisaal im Stift Melk.

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Was wir machen, ist keine Rekonstruktion, sondern eine Art Reenactment.

Bernd R. Bienert

Wie eine Sachertorte

„Was wir machen, ist keine Rekonstruktion, sondern eine Art Reenactment. Wir tun nicht, als wären wir im 18. Jahrhundert, sondern wir wollen durch die Werke auf spielerische Art untersuchen, warum damals etwas so oder so gemacht wurde“, sagt Bienert im Interview. „Selbst, wenn wir uns genau anschauen, wie damals Gestik und Präsentationsformen gewesen sein können, ist es wie eine Sachertorte, die bei gleichem Rezept heute trotzdem anders schmeckt als früher.“

Teatro barocco: Barocke Energie
Bernd R. Bienert ist Intendant des Festivals Teatro Barocco und gilt als Pionier in Sachen historische Aufführungspraxis

Foto: Alan Lacuin

Stets liegen seinen Inszenierungen historische Forschungen zugrunde. „Dass damals Gestik sehr wichtig für das Verständnis von Aufführungen war, könnte damit zusammenhängen, dass Kaiser Joseph II. just zu dieser Zeit eine Schule für Gehörlose in der Nähe des Kärntnertortheaters aufmachte. Es lag in der Luft, etwas stark mit Gebärden auszudrücken“, so Bienert. In seinen Inszenierungen wolle er auch diesmal durchaus „eine bewusste Stilisierung bringen, denn Kunst ist ja per se nicht naturalistisch. Wir möchten es verstehbar machen, ohne zu verfremden. Quasi: Stilisiert bis zur Kenntlichkeit.“

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Feuer in der Musik

Heuer hat er sich in seinem Bestreben, Musiktheaterwerke der Zeit der Mozartzeit vor den Vorhang zu holen, Ignaz Holzbauers Oper „Tod der Dido“ ausgesucht, eine der ersten deutschsprachigen Opern überhaupt. Das Werk, 1784 uraufgeführt, basiert auf einem Libretto von Pietro Metastasio. Holzbauer schuf nach der italienischen auch eine deutschsprachige Fassung, die nun ihre österreichische Erstaufführung erlebt. Die Oper dreht sich um Dido, die in Karthago belagert wird und sich von allen verlassen fühlt, während die Stadt in Flammen aufgeht. „Holzbauer, damals einer der meistgespielten Komponisten seiner Zeit, war durchaus Vorbild für Mozart. Dieser soll über Tod der Dido gesagt haben: Es ist nicht zu glauben, was in dieser Musik für Feuer ist`. Es gab für die damalige Zeit ganz neue Orchestereffekte und es wurde viel Psychologie in die Komposition gelegt“, schwärmt Bienert.

Amüsanter Probeneinblick

Zusätzlich zu „Tod der Dido“ bringt Bienert „Il maestro di cappella“ von Domenico Cimarosa von 1793, eine komische musikalische Szene für einen Solosänger und Orchester. Alles dreht sich darum, wie dieser Sänger dem Publikum verspricht, eine Arie in altem Stil vorzutragen. Doch dazu kommt es nie, denn zuvor gibt er den Orchestermusikern Korrekturen und Interpretationsvorschläge, singt diesen seine Ideen vor – und verzettelt sich in Kritik und Diskussion. Gleichzeitig gibt er somit dem Publikum auf amüsante Weise einen Einblick in die künstlerische Arbeit.

Was die Stücke jedenfalls miteinander und mit vielen, die Bienert im Laufe von 10 Jahren Teatro barocco gemacht hat, verbindet: „Diese Werke sind geballte Energie!“