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(c) Getty Images

Taylor Swift: Mit Selbstdisziplin in den Pop-Olymp

Für einen Superstar ist die US-Musikerin Taylor Swift erstaunlich bodenständig geblieben. Selbst eiserne Disziplin sieht bei ihr leicht und mühelos aus. Wie macht sie das bloß? Der Happy-Life-Report über eine Ikone, die weltweit alle Stadien füllt – im August auch in Wien – und sich in die Herzen ihrer Fans gesungen hat.

Titelbild: Popikone: Taylor Swift ist die erfolgreichste Sängerin der Gegenwart.

Die Haare hängen, das grüne Kleid ist völlig durchnässt. Jeder andere Popstar hätte das Konzert längst abgebrochen. Aber Taylor Swift steht im Rahmen ihrer aktuellen Eras-Tour in Foxborough, Massachusetts, entspannt an der Rampe – und macht einen Scherz: »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in einer Dusche performen würde.« Sie probiert, ob ihre Gitarre funktioniert, und singt einfach weiter. Um dann noch anzumerken: »Wenn man mit anderen Menschen im strömenden Regen steht, fühlt man diese romantische Verbundenheit.« Eigentlich bringt dieser Auftritt alles auf den Punkt, was Fans an Taylor so lieben: Ihre einzigartige Mischung aus Professionalität und Selbstironie. Ihre Gabe, aus schlechten Erfahrungen großartige Kunst zu machen, was sich vor allem in bittersüßen, abgründigen Trennungsliedern niederschlägt. Ihre tiefsympathische Haltung, ihrem Publikum etwas bieten zu wollen (drei Stunden und mehr dauern ihre Auftritte). Swift gilt als einer der nettesten Menschen im Musikbusiness. Sie nimmt sich Zeit für ihre Swifties, wie sich Hardcore-Fans nennen, ist bei persönlichen Meetings nie arrogant oder kurz angebunden. Kurzum: Taylor Swift ist zwar einer der erfolgreichsten Popstars der Geschichte – sie hat sogar Elvis Presleys Rekord gebrochen, die Billboard-Abendcharts am längsten ­anzuführen –, ist dabei aber erstaunlich ­bodenständig geblieben. Eigentlich ist sie das Gegenteil, was man von einer Künstlerin, die auf Instagram mittlerweile 238 Millionen Follower:innen hat, erwarten würde: Abgesehen von ihrer umfangreichen Dating-Geschichte bietet sie wenig Angriffsfläche. Skandale und Exzesse sucht man vergeblich. Swift ist Künstlerin in einem altmodischen Sinn: Die 34-Jährige schreibt ihre Songtexte, die eng mit ihrem Leben verbunden sind, nach wie vor selbst. Das ist Therapie im besten Sinn, mit dem Mehrwert, dass sich viele darin erkennen können.

Authentischer Popstar der Gegenwart

Sie ist kein glitzerndes Kunstprodukt, sondern eine Frau, die alle Fäden fest in der Hand hält. Weibliche Selbstbestimmung ist ein wesentlicher Faktor ihrer Karriere, die sie als Country-Sängerin, die am Anfang nicht sonderlich ernst genommen wurde, begann. Sie kritisierte früh den Umgang mit Selfmade-Frauen im Musikgeschäft, dass man immer dahinter einen cleveren Produzenten vermute. Sie sagte ausbeuterischen Strukturen den Kampf an, indem sie ihre ersten sechs Alben neu aufnahm. Swift ist eine Vorkämpferin dagegen, dass sich Musiklabels und Streamingdienste auf Kosten der Musikschaffenden bereichern. Taylor Swift ist eine öffentliche Frau, jeder Schritt von ihr wird kommentiert. Seitdem sie mit dem Footballer Travis Kelce zusammen ist, hat sich die Aufmerksamkeit verstärkt. Trotzdem geht sie erstaunlich gelassen damit um, dermaßen berühmt zu sein. Vielleicht ist das eines ihrer Geheimtalente: Man sieht ihr nie an, wie anstrengend alles ist.

Taylor Swift: Eisernes Training

Als ihre Kollegin Madonna in den 1980er-Jahren zu einem der erfolgreichsten Stars der Popkultur aufstieg, betonte sie stets, wie eisern ihr Wille, wie hart ihr Sportprogramm ist. Von Swift erfuhr man kürzlich eher zufällig durch ihren Trainer Kirk Myers, wie sich die Sängerin auf ihre Eras-Tour, die sie Anfang August auch für drei Konzerte nach Wien ins restlos ­ausverkaufte Ernst-Happel-Stadion führen wird, vorbereitete. Die Konzerte sind alles andere als ein Spaziergang: drei Stunden, mehr als 40 Songs und 16 Kostümwechsel. Swift trainierte sechs Tage die Woche: bis zu zwei Stunden täglich Krafttraining, Kondition und Core-Training. Ihr komplettes dreistündiges Konzertprogramm sang sie auf dem Laufband: »Bei schnellen Liedern laufe ich schnell, bei langsamen Songs gehe ich schnell oder jogge«, vertraute sie dem »Time Magazine« an. Schon vor Jahren erzählte sie einmal, dass sie versuche, täglich eine Stunde auf dem Laufband zu trainieren. Hinzu kamen drei Monate Tanz- und Choreografie-Training, um auf der Bühne Automatismen zu entwickeln. Die Dinge sollen nicht nur leicht aussehen, sondern für Swift auch so funktionieren, dass sie nebenher mit den Fans interagieren kann. Während der Tour verzichtet sie auf Alkohol, einzige Ausnahme: die Grammy-Nacht. Swift weiß aber auch: Um Höchstleistungen zu erbringen, braucht man Regenerationsphasen. Nach mehreren Auftritten hinterein­ander plant sie einen Erholungstag ein, an dem sie absolut nichts macht. »Ich verlasse mein Bett nicht, außer um Essen zu holen und es zurück in mein Bett zu bringen und es dort zu essen«, sagt sie. »Ich kann dann kaum sprechen, weil ich drei Shows hintereinander gesungen habe. Und jedes Mal, wenn ich einen Schritt mache, knirscht es in meinen Füßen, weil ich in High Heels tanze.«

 

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Taylor Swift muss für die Tournee viele Stunden pro Woche trainieren.

Zwischen Disziplin und Gesundheit

Auch Wandern mag sie, wie viele Paparazzi-Fotos beweisen. In der Netflix-Doku »Miss Americana« thematisierte sie 2021 aber auch offen und ehrlich, wie sie ihre Essstörung erfolgreich überwunden hat. Ihr Ziel ist, ­besonders jungen Mädchen eine positive Einstellung zum Essen vorzuleben. Nicht andauernd Kalorien zu zählen oder möglichst wenig zu essen, sondern ein normales Mittagessen anstatt nur ein Stück Obst. Wichtig ist eine regelmäßige Struktur, die Halt gibt. Swift sei die belastbarste Person, die er je getroffen habe, schwärmt ihr Trainer. Da stellt sich die Frage: Woher kommt diese bedingungslose Hingabe an ihren Job? »Ich gehe auf die Bühne, egal, ob ich krank, verletzt, mit gebrochenem Herzen, unzufrieden oder gestresst bin«, sagt Swift. »Das ist ein Teil meiner Identität. Wenn jemand eine Karte für meine Show kauft, werde ich auch auftreten, es sei denn, es gibt eine Art von höherer Gewalt.« Bei Swift gilt: Wer viel gibt, bekommt auch viel zurück. Ihre Fans lieben sie, sogar Kritiker:innen sind in den letzten Jahren ruhiger geworden. Beharrlich überzeugt Swift mit Qualität, Ehrlichkeit und Fleiß. Und einer Disziplin, die leicht und mühelos aussieht. Dabei könnte sich die begeisterte Katzenliebhaberin längst bequem zurückziehen. Sie besitzt drei Stubentiger, allein die zehnjährige Olivia Benson ist Multimillionärin mit einem geschätzten Vermögen von
97 Millionen US-Dollar. Die Influencer-Katze ist in Werbespots und Swift-Musikvideos aufgetreten und hat eine eigene Merch-­Linie. Sie verdient mehr als Swifts aktueller Freund, der erfolgreiche Sportler Travis Kelce (geschätzte 40 Millionen US-Dollar). Damit müssen ihre Partner klarkommen: Taylor ist immer einen Schritt voraus. ­Keine schlechte Voraussetzung, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

 

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Taylor Swift lebt ein Leben zwischen knallharter Disziplin und privaten Bedürfnissen.

Erschienen in
Happy Life 02/2024

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Karin Cerny
Koch